Psychologin erklärt
Warum wir zur Weihnachtszeit kitschige Filme schauen
An den Festtagen schauen die meisten Klassiker wie "Aschenbrödel" oder die x-te Romantikkomödie mit Weihnachts-Happy-End. Aber warum?
Netflix, Disney und Co. produzieren mehr Weihnachtsfilme denn je. Die Nachfrage scheint da zu sein für kitschige, vorhersehbare Romantikkomödien, bei denen dank der Festtagsmagie am Ende alles gut kommt. Mittlerweile erscheinen die ersten Weihnachtsinhalte bereits im Oktober auf den Streaming-Plattformen – und erhalten vernichtende Kritiken. Trotzdem haben es andere Genres rund um die Festtage schwer.
"Weihnachtsfilme treffen eine emotionale Goldader und machen uns dank mehrerer psychologischer Faktoren süchtig", erklärt die Unizeitung aus Toronto "The Varsity". Besonders an den Festtagen, an denen die Menschen auf die vergangenen zwölf Monate zurückschauen. Das sind die drei Gründe.
Weihnachtsfilme sind berechenbar
Während Vorhersehbarkeit bei praktisch allen anderen Genres ein Problem ist, profitieren Weihnachtsfilme von ihr. "Bei ihnen wären wir sogar enttäuscht, wenn sie nicht kitschig und vorhersehbar sind, denn diese Faktoren verringern unser Stresslevel", erklärt die Medienpsychologin Dr. Pamela Rutledge gegenüber CBS News.
"Diese Filme sind eine Art Therapie", sagt Allison Eden im selben Artikel. Er ist Professor für Kommunikation an der Michigan State University. "Wenn alles so läuft, wie wir das erwarten, reagiert das Gehirn mit einer Belohnung durch das Glückshormon Dopamin und schüttet Oxytocin aus, das ein Gefühl von Wärme, Verbundenheit und Liebe auslöst."
Das ist auch ein Grund, weshalb wir gerne in Nostalgie schwelgen, an Traditionen festhalten und viele Menschen Filme mehrfach schauen. "Der wiederholte Kontakt mit einer Sache kann dazu führen, dass wir eine Vorliebe für diese Sache entwickeln, weil sie unserem Gehirn vertraut ist", schreibt "Psychology Today". So konnten auch Filme wie "Stirb langsam" über die Jahre zu Weihnachtsklassikern werden.
Sie befriedigen das Bedürfnis nach Hoffnung
Weihnachtsfilme befassen sich oft mit Genügsamkeit. Etwa der Klassiker von 1946 "Ist das Leben nicht schön?". Darin geht es um Menschen, die mehr wollen als ihr bisheriges Leben. Am Ende merken sie jedoch, dass ihnen ihre gewohnte Umgebung genügt.
Natürlich verlieben sich die Protagonisten auch häufig in den Filmen. "Das spricht unser Bedürfnis nach sozialer Verbundenheit an und gibt uns Hoffnung, dass wir alle irgendwann die Liebe finden", erklärt Dr. Rutledge gegenüber CBS News. Manchmal bräuchten wir das wohlige Gefühl, das uns sagt, dass die Welt in Ordnung und Wiedergutmachung möglich ist.
Sie bieten besseren Eskapismus als Social Media
Wenn es rundherum knallt, reagieren viele mit der Vogel-Strauss-Taktik und lenken sich ab, im Alltag häufig mit Social Media. Allerdings können auf das lustige Tiktok-Video Aufnahmen von der neusten Katastrophe auf dieser Welt folgen.
Magische Weihnachtsfilme lösen dagegen die Probleme dieser Welt zwar nicht, lassen sie laut Dr. Rutledge aber für eineinhalb Stunden in den Hintergrund treten. Darum beinhaltet auch fast jede Geschichte das Lied "It's the Most Wonderful Time of the Year" von Andy Williams.
Auf den Punkt gebracht
- Weihnachtsfilme sind besonders beliebt, weil sie durch ihre Vorhersehbarkeit und Kitschigkeit unser Stresslevel senken und ein Gefühl von Wärme und Verbundenheit auslösen, was durch die Ausschüttung von Glückshormonen unterstützt wird.
- Zudem bieten sie eine Form des Eskapismus, die in der hektischen und oft negativen Welt der sozialen Medien schwer zu finden ist, und befriedigen unser Bedürfnis nach Hoffnung und sozialer Verbundenheit.