"Andere Wege das auszuleben"
Tennis-Patient Thiem: "Es sind viele Ödeme drin"
Tennis-Pensionist Dominic Thiem hat für den Tag nach seinem Rücktritt ein Fußballtraining angesetzt. Sein Körper macht aber Probleme.
Der Tennis-Pensionist ging im blitzblauen Trainingsanzug und mit kleinem Rucksack durch die Katakomben der Stadthalle.
Zwei Schläger hatte Dominic Thiem nach seinem letzten Match den auf Autogramme wartenden Kindern geschenkt, den dritten stellte er direkt in die Vitrine für das neue Tennis-Museum "Champions of Vienna" in Wien.
Traurigkeit, Leere und Bestätigung
"Eine gewisse Traurigkeit" spürte der US-Open-Sieger von 2020 nach dem 6:7, 2:6 gegen Luciano Darderi – seinem 563. und letzten Match. "Traurig, weil ich diese Begeisterung nicht mehr erleben darf. Ich muss lernen, ohne den Applaus zu leben. Aber ich glaube, ich bin einer, der das nicht so braucht. Das wird easy."
9.800 Fans feierten die Ex-Nummer-3 der Welt nach dem letzten Smash. "Die ganze Reise war ein Traum, deshalb will ich wirklich, dass der Abend auch euch gehört", sagte Thiem.
Im Bauch der Stadthalle spürte Thiem einen "Gefühlsmix". "Es ist eine Leere da." So wie oft nach einer langen Saison. "Das vergeht wieder." Aber auch "eine Bestätigung", dass sein Rücktritt die richtige Entscheidung ist. "Als es eine Vorhand im zweiten Satz nicht zum Netz schaffte, dachte ich mir schon: Es ist die richtige Zeit zum Aufhören."
„Morgen Nachmittag habe ich ein Fußballtraining angesetzt“
Seine Pläne? "Morgen Nachmittag habe ich ein Fußballtraining angesetzt", grinste er. Freunde aus Deutschland wie Tobias Kamke und Matthias Bachinger würden auf Besuch kommen. "Da kann ich auch einmal länger sitzen bleiben. Bis jetzt hat sich ja alles um Tennis gedreht."
„Ich muss nichts groß nachholen“
Thiem hat aber nicht das Gefühl, dass er auf viel verzichten musste. "Ich muss nichts groß nachholen." Für ihn war es einfach, auf Alkohol zu verzichten und sich gesund zu ernähren. "Es war kein Verzicht. Ich werde da nicht viel ändern."
Also keine Marlboro rauchende Tennis-Legende. Auch das soll es in Österreich schon gegeben haben.
„Beide Knie tun weh, der Rücken schmerzt"“
17. ATP-Titel haben Spuren beim 31-Jährigen hinterlassen. "Mein Handgelenk fühlt sich wie 70 an. Auch beide Knie tun weh, der Rücken schmerzt hin und wieder. In den Sprunggelenken und Fußballen sind viele Ödeme drinnen, die tun richtig weh. Wenn ich einmal warm bin, geht es, aber bis dahin dauert es schon."
"Die Liebe zum Tennis ist noch da", beteuert Thiem, der das Endspiel bei den ATP Finals gegen Novak Djokovic als sein bestes Match sieht. "Ich war vorher krank, habe dann lockerer gespielt."
Wegen seiner Liebe zum Tennis war es ihm wichtig, dass er den Fans am Center Court eine Botschaft mit auf den Weg gab. "Tragt es so weiter, dass der wunderschöne Sport auch so präsent bleibt, das ist meine Bitte an euch."
Kein Comeback
"Ich hoffe wirklich, dass es bis der nächste Österreicher ganz weit vorne ist, nicht abflacht." Thiem sprach Top-Talent Joel Schwärzler an. "Hoffentlich dauert das nicht lange mit Joel. Es wird wahrscheinlich ein, zwei oder drei Jahre dauern."
Thiem selbst schloss ein Comeback aus. Seine Situation sei anders als bei Ski-Ikone Marcel Hirscher. "Ich bin weit weg von der Weltspitze. Ich sehe die Chance nicht mehr, mein maximales Level zu erreichen. Da reicht auch die Liebe zum Sport nicht aus. Es gibt ja auch andere Wege das auszuleben."
Auf den Punkt gebracht
- Dominic Thiem, der ehemalige US-Open-Sieger von 2020, hat nach seinem letzten Match gegen Luciano Darderi seinen Rücktritt vom professionellen Tennis bekannt gegeben
- Trotz der körperlichen Beschwerden und der emotionalen Leere, die er nach seinem Rücktritt verspürt, betont Thiem, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat und freut sich auf neue Aktivitäten und ein Leben abseits des Tennisplatzes