Thiem: "FPÖ? Ich habe eine andere Partei gewählt"

"Ich habe Federer, Nadal und Djokovic zu meiner Abschiedsparty eingeladen. Noch hat sich keiner gemeldet", sagt Dominic Thiem.

Am 20. Oktober steigt in der Wiener Stadthalle beim neuen "Super Sunday" die Farewell Party von Österreichs Tennis-Giganten, der 17 Turniersiege und mehr als 30 Millionen Dollar einspielte.

Thiem wird dann einen Satz des US-Open-Endspiels gegen Alexander Zverev, seinem Finalgegner von 2020 in New York, nachspielen. "Am besten den fünften", grinst er.

Schürrle kommt, Nowitzki vielleicht

Die Gästeliste seiner Abschieds-Party ist prominent: Fußball-Weltmeister Andre Schürrle, die Skisprung-Überflieger Gregor Schlierenzauer sowie Stefan Kraft oder Tennis-Legende Tommy Haas. Auch NBA-Ikone Dirk Nowitzki, ein großer Tennis-Fan, könnte vorbeischauen.

Mit vier Jahren war Thiem das erste Mal beim Tennisturnier am Vogelweidplatz im 15. Bezirk. "Ich habe mir das Exhibition-Doppel angesehen, saß später vom ersten bis zum letzten Match in der Halle. Es war immer klar, dass ich hier aufhören werde. Ich bin glücklich, dass sich jetzt der Kreis schließt. Es wird auch Erleichterung dabei sein", gibt er zu.

In Wien schlägt der US-Open-Sieger am Dienstag auf – vielleicht zum allerletzten Mal. Er beendet eine Karriere, die ihn bis auf Platz drei der Tennis-Welt führte. Nach einer Handgelenkverletzung, Motivationsproblemen und Fehler im Betreuerteam schaffte er den Anschluss an die Weltspitze nicht mehr.

"Die letzten Monate waren eine Achterbahnfahrt", sagt Thiem. Emotional habe er sich schon vom Leben als Profisportler distanziert. "So richtig abschließen werde ich aber erst an einem nebligen Tag im November."

Leben als Vegetarier

Seit vier, fünf Tagen steht er wieder am Platz und trainiert für den letzten Auftritt. "Ich will in Wien ein ordentliches Level spielen. Dieser Funke Ehrgeiz ist noch da." Nachsatz: "Mein Problem ist, dass mein Level schnell abfällt, wenn ich nicht viel spiele. Das habe ich nach Kitzbühel gemerkt."

Wie wird sein Leben nach dem Rücktritt aussehen? "Ich will weniger machen", sagt Thiem. "Ich will mein Leben reduzieren, etwas zurückgeben an den Planeten."

Thiem kann sich vorstellen, "fast vegetarisch zu leben". "Ich muss schauen, wie mein Körper reagiert."

Auf die Frage, dass mit der FPÖ eine Partei bei der Nationalratswahl vorne lag, der grüne Themen weniger wichtig sind, meint er: "Ich habe eine andere Partei gewählt. Das ist das Einzige, was ich dazu sagen kann."

Grüneres Österreich

"Mein Terminkalender wird dennoch voll sein", ist er überzeugt, wenn er über seine nahe Zukunft spricht. Besonders will er sich beim Start-up "Thiem Energy" einbringen. "Da geht es um nachhaltigen Strom. Mein Ziel ist es, dass Österreich grüner wird."

Thiem will auch in Zukunft zum Tennisschläger greifen. "Vielleicht spiele ich die ein oder andere Exhibition." "Mit das Wichtigste" sei ihm die Tennisakademie, die sein Vater Wolfgang betreibt. "Für mich ist es ein Riesenziel, die Chancen junger Spieler zu erhöhen, dass sie so einen Weg wie ich gehen. Mein Weg war sensationell – sportlich und persönlich."

Genug gereist

Das Leben als Touringcoach schließt er aber aus. "Ich bin genug gereist. Ich glaube aber, dass ich vom Standort Österreich aus helfen kann."

"Tennis ist eine der einsamsten Sportarten, die es gibt", blickt Thiem nach 15 Jahren Profitennis in den Rückspiegel.

Er genieße es aktuell, in einer Kleinfeldliga Fußball zu spielen. Am Sonntag wurde er mit den "Ecoballers" am FavAC-Platz Dritter. "Mir taugt einfach das Mannschaftsgefühl. Es ist ein unglaublicher Kontrast nach 20 Jahren brutalem Einzelsport."