Jammer in Haft
Taylor-Terrorist bettelt: "Will Mama und Papa sehen"
IS-Fanatiker Beran A. wurde aus Angst vor einem Sprengstoffgürtel nur in Unterhose ins Gefängnis eingeliefert. Dort jammert der 19-Jährige nun.
Nach dem verhinderten Terroranschlag auf die abgesagten Taylor-Swift-Konzerte in Wien ist zuletzt die Frage diskutiert worden, ab welchem Zeitpunkt die Nachrichtendienste entsprechende Hinweise bekommen haben. In einer Stellungnahme betonten das Abwehramt, die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst und das Heeres-Nachrichtenamt am Wochenende, dass man "nur wenige Tage vor den geplanten Konzerten partnerdienstliche Informationen erhalten habe.
Hinweise vor "zehn bis 14 Tagen" eingelangt
Nach Informationen der APA aus sicherer Quelle hatte das Heeresnachrichtenamt (HNaA) vor "zehn bis 14 Tagen" Hinweise von zwei ausländischen befreundeten Nachrichtendiensten bekommen. Diese sollen allerdings äußerst unkonkret gewesen und weiteren Recherchen unterzogen worden sein, bis man die Informationen an die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), also den polizeilichen Nachrichtendienst, weitergab.
In einer gemeinsamen Stellungnahme der "Kooperationsstelle der Nachrichtendienste Österreichs (KSN)" dementierten nun am Samstag die Leiter und Direktoren der drei heimischen Nachrichtendienste, dass "Informationen zu den Verdächtigen oder zu den geplanten Anschlägen bereits seit 14 Tagen bei den Diensten verfügbar gewesen wären", entsprechende Berichte "entbehren jeglicher Grundlage". Besonders im Falle einer terroristischen Bedrohung erfolge "die Weitergabe und daraus resultierende Zusammenarbeit zeitverzugslos, professionell und friktionslos", wurde betont.
"Unter höchstem Zeitdruck"
Bereits davor war in Sicherheitskreisen unterstrichen worden, dass die DSN nur wenige Tage vor den am vergangenen Mittwoch erfolgten Festnahmen des 19-Jährigen und eines 17 Jahre alten mutmaßlichen Mittäters, der für ein Facility-Unternehmen im Happel-Stadion im Bühnen- und Gerüstaufbau mitgearbeitet hätte, von ausländischen Partnerdiensten gewarnt wurde.
IS-Terrorzelle plante Anschlag auf Taylor-Swift-Konzert in Wien
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Innerhalb weniger Stunden seien mehrere Hinweise zu einem geplanten Attentat auf das Großevent eingegangen, in denen übereinstimmend von einem Einzeltäter die Rede gewesen sei. Zudem sollen die Informationen unkonkret gewesen sein, was zunächst behördenintern zeitintensive Abklärungen erforderlich gemacht habe. Man habe "unter höchstem Zeitdruck" agiert.
IS-Fanatiker war kein Gefährder
Der 19-Jährige war bis dahin nicht als Islamist in Erscheinung getreten, er war kein sogenannter Gefährder, den die DSN am Radar gehabt hätte, über sein Umfeld und seine binnen kürzester Zeit erfolgte Radikalisierung war zunächst nichts bekannt. Binnen weniger Tage zeigte sich dann, dass der 19-Jährige kein Einzeltäter sein dürfte und es offenbar Mitwisser gab.
Hunderte Swifties vor dem Steffl
"Die DSN konnte ihren gesetzlichen Auftrag vollumfänglich erfüllen und das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft zurückerlangen. Sie genießt das Vertrauen weltweiter Partner und steht im regelmäßigen Austausch mit internationalen Sicherheitsbehörden und Nachrichtendiensten", meinte DSN-Direktor Omar Haijawi-Pirchner auf Anfrage.
Familie gilt als unauffällig und fleißig
Über Beran A., österreichischer Staatsbürger mit mazedonischen Wurzeln, wurde mittlerweile die Untersuchungshaft verhängt! Der 19-Jährige befindet sich in der Justizanstalt Wr. Neustadt in Niederösterreich und sitzt dort in einer Zwei-Mann-Zelle. Seinen langen Rauschebart hat sich der IS-Fanatiker noch nicht abrasiert.
Der junge Mann lebte mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester in einer unscheinbaren Reihenhaus-Siedlung in Ternitz. Die Familie, mit der er im Dezember letzten Jahres nach Mekka gereist war, gilt dort als unauffällig und fleißig. Franz Ruf, Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, erklärte unlängst, dass Beran A. "vollumfänglich geständig" sei.
"Ich bin kein IS-Anhänger"
Gegenüber seiner Anwältin Ina-Christin Stiglitz beteuert der Verdächtige allerdings: "Ich war und bin kein IS-Anhänger". Außerdem erklärte er: "Ich wollte keinen Anschlag verüben und hatte keinen Tatplan." Fakt ist aber: Beran A. war bereits im Besitz von funktionsfähigem TATP. Seine bereits zweite "Probe-Bombe" soll er gemäß "Heute"-Infos im Kühlschrank gebunkert haben.
Die Polizei hat sie vor Ort vernichtet. "Ich habe sie anhand eines Internet-Tutorials gebaut. Es hat mich einfach interessiert, aber die Bombe hätte gar nicht funktioniert", behauptet der 19-Jährige.
Beran A. will Familienbesuch
"Ich habe nun Akten-Einsicht beantragt und muss mich in den kommenden Tagen erst mit der Sachlage und den konkreten Ermittlungsergebnissen der Behörden vertraut machen", sagt Anwältin Ina-Christin Stiglitz gegenüber "Heute". Außerdem hat sie nun die schwierige Aufgabe, die Eltern von Beran A. über die Geschehnisse und seine Verhaftung zu informieren:
"Er wünscht sich, dass sie ihn bald besuchen kommen." In der Haft gehe es ihm derzeit nicht gut, er wirke traurig. Die beiden mutmaßlichen Mittäter belastet er jedenfalls nicht. Luca K. (17), mit dem Beran A. – wie berichtet – in einem VW Beetle durch die Gegend gefahren ist, um ein Blaulicht mit Folgeton-Horn auszuprobieren, sei sein "bester Freund". DSN-Chef Haijawi-Pirchner mutmaßt: "Entweder wollte er das Blaulicht dazu verwenden, um zum Tatort zu gelangen oder wegzufahren."
Dritte Person festgenommen
Luca K. und Beran A. kannten sich seit fünf Jahren und inhalierten zusammen Lachgas. Die Polizei ortete den 17-Jährigen, der am Bühnenaufbau für Swifts Gig mitarbeitete, im Stadion, nahm ihn als mutmaßlichen Komplizen fest. Auch er leugnet alles. Vor wenigen Tagen war zudem ein dritter Mann aus dem Umfeld des Hauptverdächtigen festgenommen worden.
Für die Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.
Auf den Punkt gebracht
- Ein 19-jähriger IS-Fanatiker, der inhaftiert ist, bettelt darum, seine Eltern zu sehen, nachdem er in Unterwäsche ins Gefängnis gebracht wurde
- Es wird diskutiert, wann die Nachrichtendienste Hinweise auf den verhinderten Terroranschlag auf die Taylor-Swift-Konzerte in Wien erhalten haben
- Die österreichischen Nachrichtendienste betonen, dass sie nur wenige Tage vor den geplanten Konzerten Hinweise erhalten haben und dass sie unter höchstem Zeitdruck gehandelt haben
- Der Verdächtige war bisher nicht als Islamist bekannt und seine Familie galt als unauffällig und fleißig
- Er bestreitet, ein IS-Anhänger zu sein, obwohl er bereits funktionsfähigen Sprengstoff besaß
- Seine Anwältin sagt, dass er sich wünscht, dass seine Eltern ihn im Gefängnis besuchen kommen
- Zwei mutmaßliche Mittäter werden ebenfalls festgehalten, während ein dritter Mann aus dem Umfeld des Hauptverdächtigen festgenommen wurde