Posse bei Schutzgeld-Prozess

"Strahlend blaue Augen" als Alibi für Teenie-Räuber

Augen-Alibi für einen Angeklagten im Schutzgeld-Banden-Prozess: Der Bursch will einen Inder nicht ausgeraubt haben – und punktet mit seinen Pupillen.

Christian Tomsits
"Strahlend blaue Augen" als Alibi für Teenie-Räuber
Der angeklagte Tschetschene am Dienstag im großen Schwurgerichtssaal – seine blauen Augen verschafften ihm ein Alibi.
Denise Auer

Tag zwei im Monsterprozess rund um die brutale Schutzgeld-Bande, die in Wien-Meidling Angst und Schrecken verbreitet hatten. Neun Teenager sollen "organisiert wie die Mafia" im Herbst einen indischen Handyshop-Besitzer mit Molotow-Cocktails beworfen, überfallen, ausgeraubt und bedroht haben – wir berichteten.

Nachdem am Freitag die meisten Angeklagten die Aussage verweigerten und vorübergehend vom Verfahren ausgeschieden wurden, fühlten Richter und Staatsanwalt am Dienstag dem von Anwalt Florian Kreiner verteidigten Zweitangeklagten (16) auf den Zahn. Der großgewachsene Tschetschene mit Milchgesicht gestand, Mitglied der Teenie-Bande gewesen zu sein – er habe auch die 2-Kilo schwere Bombe gebaut und Erpresserbriefe formuliert.

Top-Verteidiger Florian Kreiner staunte über die abstruse Augenposse am Wiener Landesgericht.
Top-Verteidiger Florian Kreiner staunte über die abstruse Augenposse am Wiener Landesgericht.
Denise Auer

"Wir haben das Pulver so reingeschüttet und das halt gebastelt", schilderte der 16-Jährige gelangweilt, wie er den imposanten Sprengsatz aus zwei tschechischen Kugelbomben in seinem Kinderzimmer konstruierte.

Der hochexplosive Sprengsatz hätte aber nicht wie unterstellt zur "ultimativen Eskalationsstufe" für Schutzgeld-Erpressungen gedient, sondern die Burschen hätten sie lediglich "zu Silvester oder zu Halloween" zünden wollen. "Na, und wo ist die Bastelarbeit?, wollte der Richter wissen – "zerstört" antwortete der Angeklagte einsilbig.

Dann kam es zu einer skurrilen Posse um seine Augenfarbe: Laut Staatsanwalt soll der junge Bursch nämlich maskiert beim Messerüberfall auf den Inder mitgemacht haben. Man würde den Teenager auf einem vorgelegten Foto an seinen braunen Augen erkennen. "Er hat aber strahlend blaue Augen", entgegnete Anwalt Kreiner und ließ seinen tatsächlich blauäugigen Mandanten von Staatsanwalt, Richter und Geschworenen begutachten.

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    Die minderjährigen "Nachwuchs-Gangster" erpressten einen Handyshop-Betreiber. 
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    LPD Wien

    Das Faktum des schweren Raubes wäre für den Bursch somit vom Tisch. Da er sich aber zum Rest der Anklage (u. a. schwere Erpressung) geständig zeigte, ändert das am Strafmaß wenig. Der blamierte Staatsanwalt holte sich aber – zumindest juristisch – ein blaues Auge.

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