Mitten in Meidling
Schutzgeld-Bande baut 2kg-Bombe – "10 Leute kratzen ab"
10 Burschen zwischen 14 und 21 Jahren hielten mit Molotow-Cocktails Wien in Atem. Nun kam heraus: Sie bastelten eine Bombe von tödlicher Sprengkraft!
Kriminelle Vereinigung, Erpressung, schwerer Raub mit Messern und Macheten, Brandstiftung mit Molotow-Cocktails, Sachbeschädigung und verbotene Waffen. Die Liste der Verbrechen ist lang, die zehn Mitglieder der Schutzgeld-Bande von Wien-Meidling begangen haben soll. Und die auf der nun vorliegenden 133-Seiten-Anklageschrift sind massiv und beinhalten weit mehr als "nur" die Brandanschläge, Überfälle und Folter-Listen.
Neben den Anschlägen auf ein indisches Geschäft mit Molotow-Cocktails und Böllern, Folter-Listen und Schutzgeld-Drohungen – wir berichteten – wird den Jugendlichen auch der Bau einer riesigen Bombe vorgeworfen, bei der von tödlicher Sprengkraft ausgegangen werden muss.
Auf beschlagnahmten Mobiltelefonen fand man zahlreiche belastende Chats, Fotos und Videos. Sogar das Bombenbasteln soll gut dokumentiert sein. Hauptverdächtig: Der Viertangeklagte (17) – gilt als Kopf der Bande. Der 17-Jährige soll im September 2023 nach Tschechien gereist sein und habe dort mehrere verbotene Kugelbomben gekauft – "Waffen-Kontakte geklärt", berichtete der Bosnier stolz.
Im Anschluss hantierte er laut Anklage mit dem Zweitangeklagten ("2kilo bombe im prozess") im Kinderzimmer und später in Moschee-Räumlichkeiten in Meidling fünf Stunden lang an der explosiven Ware. Der Zweitangeklagte fotografierte, wie die Kugelbomben zerlegt und in eine Plastikflasche umgefüllt wurden. Drumherum kam dick Gewebeband.
„Ich könnte sterben, aber meine es ernst“
"Habe jetzt eine 2,2 Kilo schwere Bombe", prahlte der 17-Jährige gegenüber Komplizen. "Ich könnte sterben oder werde lebenslang eingesperrt, aber ich meine es ernst", beteuerte er. Seine Schwester, die die Bombe gesehen hatte, hätte "Panik" und "Todesangst" bekommen.
Unfassbare Anschlags-Phantasien
Und tatsächlich: Der Teenager muss gewusst haben, dass die Folgen einer Explosion fatal gewesen wären, da er schrieb: "10 leute kratzen ab". Anschließend fantasierte der Bosnier, dass er fliehen oder sterben wolle ("Vergiss ich stürz mich einf selbst ins Verderben") – Immerhin: "Kadyrov und Russlands Patrioten" würden ihn "fett feiern" wenn er "hier in Wien die gay parade sprenge", ermutigte ein Mitangeklagter den 17-Jährigen, der mit einem Lachsmiley antwortete.
Anwalt Florian Kreiner vertritt den Zweitangeklagten (16), der das Bauen der Bombe fotografisch festgehalten haben soll ("2kilo bombe im prozess"). Später relativierte der Jugendliche, es sei "nur ein Spaß" gewesen "für Silvester" und er "hoffe es geht keiner drauf".
Obwohl der Sprengsatz nie gezündet, sondern zwei Tage später mit Wasser "entschärft" wurde, drohen den Angeklagten vor Gericht nun Haftstrafen von bis zu 15 Jahren. "Die Beweisergebnisse deuten aus meiner Sicht darauf hin, dass mein Mandant von den Straftaten gewusst hat, sich jedoch an der Ausführung nicht beteiligt hat", hofft Kreiner auf die Hauptverhandlung. Die Unschuldsvermutung gilt.