Bures: "Leak ist ärgerlich"

SPÖ-Ikone erklärt: So kam es zu ihrem Aufreger-Mail

Doris Bures ärgert sich, dass ihre Kritik am SPÖ-Programm öffentlich wurde. Wer das Mail geleakt hat, wisse sie nicht. Aber zum Inhalt steht sie.

Angela Sellner
SPÖ-Ikone erklärt: So kam es zu ihrem Aufreger-Mail
Doris Bures, Zweite Nationalratspräsidentin und Spitzenkandidatin der SPÖ Wien: "Diskussion ist in meiner DNA."
Denise Auer

In der SPÖ ist Feuer am Dach, seit am Wochenende ein Mail der Zweiten Nationalratspräsidentin und Nummer zwei der Bundesliste, Doris Bures, öffentlich wurde, in dem die Grand Dame der heimischen Sozialdemokratie deutliche Kritik am Wahlprogramm des Spitzenkandidaten Andreas Babler äußert. Das Programm weise ihrer Auffassung nach "zu wenig Fokus hinsichtlich realpolitischer Umsetzung" auf, zitierte die "Krone" aus Bures' Schreiben ans Parteipräsidium – "Heute" berichtete ausführlich.

Nach der Affäre um den Rücktritt des Linzer SPÖ-Bürgermeisters Klaus Luger war der geleakte Bures-Brandbrief bereits der zweite Stolperstein für die Roten in den letzten Tagen – und das gut einen Monat vor der Nationalratswahl. Jetzt erklärt Bures die Hintergründe ihrer Kritik und wie es dazu kam – für die Öffentlichkeit sei das Mail jedenfalls nicht bestimmt gewesen, so die Spitzenkandidatin der Wiener SPÖ am Dienstagvormittag bei einem Pressegespräch – übrigens unweit des Haifischbeckens im "Haus des Meeres"...

Natürlich hat es mich gestört, dass mein Mail geleakt wurde
Doris Bures
Zweite NR-Präsidentin und Spitzenkandidatin SPÖ Wien

"Natürlich hat es mich gestört, dass mein Mail geleakt wurde", so Bures. Wer das Schreiben an Medien weitergegeben habe, wisse sie nicht – "ich war es nicht". Wenn sie eine öffentliche Diskussion ihrer Kritikpunkte gewollt hätte, hätte sie diese angestoßen.

Zur internen inhaltlichen Diskussion über das rote Wahlprogramm steht Bures voll und ganz. "Was ich in dem Brief geschrieben habe, hatte ich mehrfach schon in Sitzungen geäußert, auch in der letzten wieder. Ich wurde gebeten, das schriftlich zusammenzufassen – genau das habe ich getan und per Mail an die 13 Mitglieder des SPÖ-Präsidiums geschickt", erläutert Bures.

"Toxisch" für Wahlkampf

Im übrigen habe es zahlreiche schriftliche Stellungnahmen zum Parteiprogramm gegeben. Die Person, die ihr Schreiben nach außen getragen habe, trage "mit ihrer negativen Energie" die  Verantwortung für Folgen. Für den Wahlkampf sei das natürlich "toxisch", ergänzte Barbara Novak, Wiener Landesparteisekretärin und Wahlkampfleiterin der SPÖ Wien.

"Kein schlechtes Wort über Babler"

In ihrer Kritik am SPÖ-Wahlprogramm sei es "immer nur um Inhaltliches gegangen, nie um Personelles", betont die SPÖ-Ikone: "Sie werden von mir kein schlechtes Wort über Andreas Babler hören."

SPÖ Wien: Spitzenkandidatin Doris Bures und Wahlkampfleiterin Barbara Novak.
SPÖ Wien: Spitzenkandidatin Doris Bures und Wahlkampfleiterin Barbara Novak.
Denise Auer

Sie halte es aber für sehr wichtig, dass es intern inhaltliche Diskussionen gebe. "Natürlich wirkt man stark, wenn man zusammensteht. Aber genauso stark, wenn man diskutiert – nur so kommt man zu den besten Lösungen. Nicht jede Diskussion ist ein Streit", ist Bures überzeugt. "Diskussion ist in meiner DNA. Wenn ich den Eindruck habe, etwas sagen zu müssen, sage ich es." Das gelte auch für Überlegungen, ob Forderungen finanzierbar seien – schließlich wolle man das Programm ja realisieren können.

Wenn ich den Eindruck habe, etwas sagen zu müssen, sage ich es
Doris Bures
Zweite NR-Präsidentin und Spitzenkandidatin SPÖ Wien

Letztlich habe sie dem Programm zugestimmt, bestätigte Bures. Parteichef Babler hatte im ORF-Sommergespräch am Montagabend erklärt, es habe von 60 nur eine Gegenstimme gegeben und die sei nicht von Doris Bures gekommen. Wer das Mail der Listenzweiten geleakt haben, wolle er ermitteln: "Ich werde das stoppen müssen", kündigte Babler an.

"Schade um die Zeit"

Zum Start der SPÖ-Wien-Kampagne für die Wahl möchte Spitzenkandidatin Bures aber wieder zu den konkreten Schwerpunkten ihrer Politik kommen: "So lange über ein Mail zu reden, ist schade um die Zeit." Es gehe darum, "die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen". Wien sei in vielen Bereichen bereits Vorreiter, nun gehe es darum, es noch besser zu machen.

Die Wiener SPÖ stellt die Themen Vertrauen, Wohlstand (Kampf gegen die Teuerung) und Gleichberechtigung in den Fokus. "Was die Menschen am meisten vermissen, sind Zuversicht und Hoffnung", so Bures: "Das brauchen wir wieder."

Noch einmal zurück zum hart diskutierten Wahlprogramm der Roten: "Alle Forderungen der Wiener SPÖ sind darin enthalten", erklärt Bures.

Auf den Punkt gebracht

  • Doris Bures, Grande Dame der SPÖ, ärgert sich, dass das Mail, in dem sie Kritik am SPÖ-Programm äußerte, öffentlich wurde
  • Sie betont, dass ihre Kritik rein inhaltlicher Natur war und dass sie das Programm letztendlich unterstützt hat
  • Die Spitzenkandidatin der SPÖ Wien möchte nun wieder den Fokus auf die konkreten politischen Schwerpunkte legen und betont, dass es wichtig sei, die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen
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