Große Reform geplant

Schul-Hammer – alles neu bei Zeugnis und Matura

Bildungsminister Polaschek will die VWA als Bestandteil der Matura abschaffen. Und Zeugnisse sollen künftig per Mail kommen. "Heute" hat die Details.

Angela Sellner
Schul-Hammer – alles neu bei Zeugnis und Matura
Die Politik plant große Änderungen für den Schulunterricht und die Prüfungen.
Getty Images

Für die Schülerinnen und Schüler in Österreich – und auch für das Lehrpersonal – soll sich einiges ändern. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) geht in die Offensive und kündigte jetzt Neuerungen an.

Allen voran soll die Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) als verpflichtender Teil der Matura abgeschafft werden. Hintergrund ist, dass mit der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) immer mehr Schüler für das Verfassen der VWA auf KI-Programme wie ChatGPT zurückgreifen.

Die Sinnhaftigkeit der VWA wurde dadurch zunehmend infrage gestellt. Polaschek hatte zur Evaluierung der VWA und anderer schriftlicher Abschlussarbeiten an den Schulen einen Expertenrat eingesetzt. Dieser legte zwar jetzt erst seinen Zwischenbericht vor – die Tendenz gehe jedoch klar in Richtung des Endes für die VWA.

Jährlich 17.000 Maturanten betroffen

"Wir werden die verpflichtende VWA abschaffen", kündigt Polaschek an. Bisher mussten die jährlich rund 17.000 Maturanten an den Gymnasien als Teil der Matura eine zwischen 40.000 und 60.000 Zeichen lange schriftliche Arbeit zu einem bestimmten Thema auf vorwissenschaftlichem Niveau verfassen.

Künftig muss das also nicht mehr sein. Ersatzlos gestrichen soll die VWA aber nicht werden – Polaschek betont, "Wahlfreiheit" schaffen zu wollen. Die Schüler sollen entscheiden können, ob sie wie bisher eine VWA verfassen oder diese Teilleistung für die Matura auf andere Weise erbringen wollen. Alternativ zur VWA könnte beispielsweise in einem anderen Fach mündlich maturiert werden müssen. Diskutiert wird auch die Möglichkeit einer Projektarbeit oder eines multimedialen Beitrags.

AHS-Lehrervertreterinnen und -vertreter hatten bereits ein Aus für die verpflichtende VWA gefordert. Diese sei sozial ungerecht, weil Jugendliche aus bildungsferneren Haushalten hier weniger Unterstützung seitens der Familie hätten. Außerdem fordere der mögliche Einsatz von KI eine noch intensivere Begleitung, was das Lehrpersonal überlaste.

Bildungsminister Martin Polaschek: "Wir schaffen die Grundlage für ein FinanzOnline für die Schulverwaltung."
Bildungsminister Martin Polaschek: "Wir schaffen die Grundlage für ein FinanzOnline für die Schulverwaltung."
Denise Auer

In einer Umfrage plädierten 81 Prozent der befragten Lehrer angesichts von KI für eine Abschaffung der VWA.

VWA-Ende für Grüne "nicht sinnvoll"

Geht es nach Polaschek, soll das Aus für die VWA schon ab dem kommenden Schuljahr 2024/25 wirksam werden. Dafür braucht es eine Gesetzesänderung. Dass diese zustande kommt, ist allerdings nicht fix – der grüne Koalitionspartner ließ bereits wissen, man halte eine einfache Abschaffung der verpflichtenden VWA für "nicht sinnvoll".

Auf jeden Fall bleiben soll im Gegensatz zur VWA die sehr praxisorientierte Diplomarbeit an den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS). Die Abschlussarbeiten an den Berufsbildenden Mittleren Schulen (BMS) sollen dagegen voraussichtlich ganz entfallen und durch andere Instrumente ersetzt werden.

Entlastungspaket

Gleich ein ganzes Paket an Änderungen hatte Minister Polaschek schon zuvor gemeinsam mit Lehrergewerkschafter Paul Kimberger präsentiert. Hier geht es vor allem um Entlastung der Lehrer bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität an den Schulen anhand von zehn konkreten Maßnahmen.

Das Ziel dieses Entlastungspakets für unsere Schulen ist Konzentration auf Pädagogik statt zeitraubender Bürokratie
Paul Kimberger
Lehrergewerkschafter

Im Zentrum des Entlastungspakets steht die Schaffung neuer Personalressourcen in Pflichtschulen – und zwar kommen hier künftig pädagogisch-administrative Fachkräfte zum Einsatz. Diese unterstützen Schulleitung und Lehrer bei organisatorischen Aufgaben – von der Erstellung der Stundenpläne bis zur Kommunikation mit Eltern und Schulpartnern.

"Das Ziel dieses Entlastungspakets für unsere Schulen ist Konzentration auf Pädagogik statt zeitraubender Bürokratie", betont Lehrergewerkschafter Kimberger.

Entlastung soll auch das Vorantreiben der Digitalisierung bringen. Wohl wichtigste Änderung für die Schüler: Die Zeugnisse können künftig elektronisch ausgestellt und per E-Mail verschickt werden. Auch Schulnachrichten werden auf elektronisch umgestellt. "Wir schaffen die Grundlage für ein FinanzOnline für die Schulverwaltung", so Polaschek.

80 Millionen Euro bis 2026

Neu ist weiters, dass Lehrer in Deutschförderklassen in der Primarstufe eine größere Anerkennung erhalten sollen. Im ersten Schritt ist das eine Zulage von 75 Euro pro Monat im alten Dienstrecht beziehungsweise eine Einrechnung der Tätigkeit im neuen Dienstrecht. Bisher gab es das nicht.

Umgesetzt wird das Entlastungspaket in einem Pilotprojekt, für das bis 2026 rund 80 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

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