Es ist die Horror-Vorstellung schlechthin! Deutsche Militärexperten warnen in der deutschen Talkshow von Sandra Maischberger vor einem russischen Großangriff auf Europa.
Carsten Breuer (60), Generalinspekteur der Bundeswehr, sieht bereits deutliche Zeichen einer weiteren Kriegsvorbereitung in Russland: "Putin hat die Zahl seiner Soldaten verdoppelt. Wir sehen zusätzlich Rüstungsgüter, die in Depots hineingehen. Man sieht Militärstrukturen, die ganz klar in Richtung Westen ausgerichtet sind."
Die russische Wirtschaft ist voll auf Kriegsproduktion umgeschwenkt, ein Ende des Ukraine-Kriegs würde dieses staatlich gestützte Kartenhaus in sich zusammenbrechen lassen, fürchten Ökonomen – und damit den Kreml ins Wanken bringen. Kriegstreiber Putin habe deshalb gar kein Interesse an Frieden, im Gegenteil.
Die Ausweitung der Gewalt Richtung Westen "sichert Putin seine Macht in Russland", so Breuer. Die düstere Folge: "Deswegen wird die Beendigung des Ukrainekrieges nicht dazu führen, dass wir wieder Frieden auf dem europäischen Kontinent haben. Ich sehe, dass Russland 2029 zu einem großmaßstäblichen Krieg, wie wir es nennen, in der Lage wäre", zitiert die "Bild" Breuer.
Politikwissenschaftler Carlo Masala (56) sieht ebenfalls eine Eskalation auf Europa zurauschen: "Russland bereitet sich auf einen großen Krieg vor." Er rechnet mit einer "Mischung aus hybriden Aktivitäten und sehr begrenzten militärischen Aktionen mit grünen Männchen".
In seinem Buch "Wenn Russland gewinnt" beschreibt er folgendes Szenario: Putin lässt seine Armee in die Stadt Narwa in Estland einmarschieren, unter dem Vorwand, eine russische Minderheit schützen zu wollen. Die Frage die dadurch aufgeworfen wird, könnte zum Knackpunkt der NATO werden: "Ob man wirklich bereit ist, für eine 50.000-Einwohner-Stadt den vollumfänglichen Konflikt mit Russland zu riskieren, der immer auch eine nukleare Dimension hat."
„Die Gefahr, die Russland darstellt, geht weit über die Ukraine hinaus.“Carlo Masala
"Ich wollte eine Perspektive aufmachen, um zu zeigen, dass es Russland eigentlich gar nicht primär um den großen Krieg gehen muss, sondern um einen Test der NATO, dessen Ergebnis, so die russische Hoffnung, ein Versagen der NATO ist", erläuterte er kürzlich in der "Kleinen Zeitung" den Hintergrund dieses Szenarios, das auch unter Fachleuten diskutiert würde.
Europa sei momentan extrem geschwächt und ohne die amerikanische Unterstützung – politisch und militärisch – nicht in der Lage, eine Auseinandersetzung mit Russland zu führen. Nachsatz: "Egal in welchem Umfang". Das aktuelle Verhältnis zu Washington sei nicht nur schlecht, sondern "katastrophal".
Europa müsse jetzt seinen Weg gehen, ohne Konfrontation mit den USA, und seine eigene Verteidigungsfähigkeit stärken. Für Masala drängt die Zeit: "Das wichtigste ist jetzt Tempo. Wir haben dieses Szenario mit 2029 als Datum." Die nächste deutsche Regierung werde, nach schwedischem Vorbild, wohl eine beschränkte Wehrpflicht einführen müssen: "Etwa 30.000, die man ausbilden kann in bestimmten Strukturen."
Mit Blick auf Österreich zog er das heimische Neutralitätsverständnis in Frage: "Man kann argumentieren, dass gerade in den heutigen Zeiten Neutralität wieder Sinn macht, um sich rauszuhalten. Dann wäre das aber die Verpflichtung, dass Österreich wirklich verteidigungsfähig wird." Das werde aber nicht richtig gelebt. Darauf zu hoffen, dass man von NATO-Staaten verteidigt würde, sei eine klassische Trittbrettfahrer-Mentalität.
Er warnt alle Europäer davor, den Kopf präventiv in den Sand zu stecken: "Die Voraussetzung ist, dass wir resiliente Gesellschaften bekommen. Gesellschaften, die sich bewusst sind, dass es diese demokratische Staatsform, in der wir leben, trotz aller Defizite wert ist, verteidigt zu werden. Die Verteidigung der Demokratie ist das wert", schloss er bei Maischberger unter Beifall.