Gewerkschaft tobt

"Plötzlich Geld wegnehmen" – Metaller-Streit eskaliert

Schon in den vergangenen Wochen war die Gewerkschaft nicht gut auf die Metaller-Industrie zu sprechen. Nun geht der Streit in eine weitere Runde. 

Michael Rauhofer-Redl
"Plötzlich Geld wegnehmen" – Metaller-Streit eskaliert
Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) - die beiden Chefverhandler sind weiter unzufrieden mit dem Angebot der Arbeitergeber.
apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Auch nach sieben, teilweise stundenlangen Verhandlungen, ist weit und breit keine Einigung über einen Kollektivvertrag in der Metaller-Industrie in Sicht. Auch das massive Streikaufkommen zahlreicher Unternehmen – mit Stand Mittwoch beteiligten sich laut Angaben der Gewerkschaft PRO-GE mehr als 100.000 Beschäftigte an Streikaktionen – brachte die beiden Seiten einander nicht näher. 

Aus Sicht des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) ist die Gewerkschaft für den Stillstand verantwortlich. FMTI-Obmann Christian Knill sprach nach der abgebrochenen siebenten Verhandlungsrunde von einem "absurden Verhalten" der Gewerkschaften, das niemand mehr verstehe. Seine Kritik: Die Arbeitgeber wären "zu Erhöhungen bereit gewesen, wenn wir im Rahmenrecht eine Verbesserung erzielt hätten. Die Gewerkschaften fordern nun für drei von vier Beschäftigten sogar eine Erhöhung über 11,6 %. Das ist grotesk. Wir bieten weiterhin im Schnitt 8,2 % Lohn- und Gehaltserhöhung". Von Arbeitgeberseite sehe man das als einen "fairen und ausgewogener Vorschlag", der bei einer "aktuellen Inflation von 5,4 %" für viele Beschäftigte "eine deutliche Stärkung der Kaufkraft bringen" würde.

Vorwurf: Arbeitgeber wollen massive Kürzungen

Doch von einem verbesserten Angebot seitens der Arbeitgeber will seitens der Gewerkschaft nichts wissen. "Nach sieben Verhandlungsrunden und Streikmaßnahmen liegt das Angebot des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI) noch immer 3,6 Prozent unter der Teuerungsrate von 9,6 Prozent", hebt die Gewerkschaft am Mittwoch in einer Aussendung hervor. "Zuletzt verlangte der FMTI für einen um lediglich 0,7 Prozent höheren Abschluss, dass die Beschäftigten massive Verschlechterungen hinnehmen sollten". 

So seien die "Kürzung der Überstundenzuschläge, Streichung der Zuschläge für Mehrarbeit bei Teilzeitbeschäftigung, Verschlechterung der Ansprüche bei Montage und Dienstreisen und eine unbegrenzte Übertragung von Plus- und Minusstunden in Folgejahre" Teil des Vorschlags gewesen, heißt es. Das bedeute, dass "man jenen, die hart und schwer arbeiten, plötzlich Geld wegnehmen" wolle – ein umstand den die Beschäftigten "sicher nicht akzeptieren" werde, sind die beiden Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA), überzeugt. 

Gewerkschaft ortet "Angriff auf KV-System"

Aus Sicht der Gewerkschaften PRO-GE und GPA bedeutet die Vorgangsweise der Arbeitgeber einen Angriff auf das bewährte Kollektivvertragssystem in Österreich, da die vergangene Inflation nicht mehr berücksichtigt werden soll. "Es geht es um die Kaufkraft und um ein leistbares Leben. Die Arbeitsniederlegungen werden bundesweit fortgesetzt, die Streikbereitschaft ist ungebrochen hoch. Den Belegschaften ist bewusst, dass es um viel geht", so Binder und Dürtscher. Bereits mehr als 100.000 Beschäftigte haben sich an bisherigen Streikaktionen beteiligt. Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 30. November werden noch viele dazukommen.

Am Donnerstag und Freitag finden zudem Kundgebungen in Salzburg und Wien statt. Rund 400 Bosch-Beschäftigte werden am Donnerstag gegen 7.30 Uhr vom Werk in Hallein zur Veranstaltungshalle Zieglstadel marschieren und dort den Streik abhalten. Am Freitag rufen die Gewerkschaften PRO-GE und GPA zur Solidaritätskundgebung vor der Firma EVVA in Wien Meidling auf. Beginn ist 9 Uhr.

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