Das Verhör des IS-Fanatikers
"Menschenmenge, sprengen": Terrorpläne machen sprachlos
Beran A. (19) soll einen blutigen Anschlag auf eines der Swift-Konzerte in Wien geplant haben. Seine eiskalten Aussagen im Polizei-Verhör erschüttern.
Jener 19-Jährige, der Wien beim Taylor-Swift-Konzert in ein Tränenmeer stürzen wollte, nannte sich im Internet "Dujana", was Regen bedeutet. "Ich bin ein Mensch des Regens, mir gefällt es, wenn es regnet", sagte der Hauptverdächtige in der Terror-Causa bei Staatsschützern aus.
Wie ausführlich berichtet, hatte Beran A. (19) dem aktuellen IS-Anführer im Internet die Treue geschworen. Sein Profil, das später "aufgrund Unterstützung von Terrororganisationen" gelöscht wurde, hatte den Zahlen-Code 911 angefügt – für 9/11. Der Tag der blutigen Anschläge auf die New Yorker Twin Towers im September 2001.
Wien-Attentäter hält er für "cool"
Doch nicht nur für den barbarischen Akt der Al-Qaida begeisterte er sich. Kujtim F., der am 2.11.2020 in Wien vier Menschen mit einem Sturmgewehr tötete, findet er "cool", den Anschlag im Herzen der City "krass".
Warum er den Treueschwur samt Kampfpose auf seinem Profil geteilt hat, wollten die Ermittler wissen. Beran A.: "Ich fühlte mich cool, wollte Bekanntheit haben und so sein, wie der Attentäter von Wien. Ich finde es eine starke Pose."
"Sie begehen Sünden"
Der Terror-Verdächtige war in den letzten Monaten strenggläubig geworden und schmiss im Frühsommer seine Lehre als Industriekaufmann hin. Er hatte sich durch die Videos des Berliner Hass-Predigers Abul Baraa massiv radikalisiert. IS-Sticker etwa druckte er auf einem Fotoautomaten in einem Drogeriemarkt aus, über ehemalige Freunde ärgerte er sich zusehends – "da sie nicht nach dem Islam leben. Sie begehen zu viele Sünden".
"Stehe hinter der Scharia"
Beran A. bezeichnet sich selbst als "gläubigen Muslim" und gab im Polizei-Verhör an: "Der Glaube ist mein Leben. Ich möchte kein Gebet verpassen." Er stehe "zu 100 Prozent hinter dem Islam, deshalb auch voll zur Scharia". Schwer begreiflicher Nachsatz: "Ich würde am liebsten in einem Land leben, dass nach der Scharia regiert wird."
"Probe-Bombe" im Kühlschrank
Als seine Eltern auf Heimaturlaub in Mazedonien weilten, begann er in seinem Garten in Ternitz (NÖ) mit FFP2-Maske und Handschuhen an einer Bombe zu basteln. Als ihn die Polizei wenige Tage vor den Swift-Gigs festnahm, lagerte ein Sprengsatz im Eiskasten. Im Zuge des Anti-Terror-Einsatzes stellte die Polizei bei Beran A. 21.000 Euro Falschgeld, Anleitungen zum Bombenbauen, Zündmittel, Zündkabel, Zündvorrichtungen und ätzendes Bleichmittel sicher.
Wo der Sprengstoff hätte platziert werden sollte? "Menschenmenge. Ich plante es auf einem Konzert zu machen", so Beran A. kurz und knapp im Verhör. Auf Nachfrage der Polizisten bestätigte er, dass er ein Taylor-Swift-Konzert ins Auge gefasst hatte. Dort wollte er mit zwei Küchenmessern, Macheten, einem Butterfly, einem Jagdmesser und einer Säurebombe, durch die er letztlich auch selbst den "Märtyrertod" zu sterben bereit war, unvorstellbares Leid anrichten.
Anschlag "wäre spontan gewesen"
Über die Details seiner Überlegungen hüllte sich Beran A. in der Einvernahme in Schweigen: "Ich hatte keinen konkreten Plan, weil ich die Örtlichkeit nicht kenne. Es wäre spontan gewesen. Ein Beispiel wäre, dass ich mich selbst gesprengt hätte, wie der Attentäter beim Ariana-Grande-Konzert vor ein paar Jahren."
Für Staatsschutzchef Omar Haijawi-Pirchner ist indes Fakt: "Sein Plan war, möglichst viele Menschen außerhalb des Stadions zu töten", wie er auf einer Pressekonferenz erklärte.
Wie verblendet seine Sicht auf die Welt vor seiner Verhaftung war, macht folgende Aussage von Beran A. deutlich: "Ich sehe keinen Sinn hier auf dieser Welt. Wenn ich als Muslim getötet werde, komme ich ins Paradies, egal, durch welche Art man zu Tode kommt."
Karner: "Fürchterlichen Anschlag verhindert"
Innenminister Gerhard Karner sagte gegenüber "Heute": "Die professionellen Ermittlungen und das konsequente Vorgehen des Staatsschutzes und der Polizei haben einen fürchterlichen Anschlag verhindert. Jetzt gilt die volle Konzentration den Ermittlungen und der Aufklärung des Umfeldes."
Neben Beran A. sind derzeit zwei mutmaßliche Komplizen in Haft.
Für die Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung.