Verdächtige hatten 17 Handys

Knalleffekt im Swift-Fall: Ermittler sicherten IS-Video

Wie "Heute" erfuhr, ist die Polizei im Terror-Fall rund um das abgesagte Taylor-Swift-Konzert einen entscheidenden Schritt weitergekommen.

Newsdesk Heute
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    Festgenommen: Beran A. (19) – er soll einen Anschlag auf das Swift-Konzert geplant haben.
    Festgenommen: Beran A. (19) – er soll einen Anschlag auf das Swift-Konzert geplant haben.
    Thomas Lenger, Helmut Graf (Repro)

    Weiterer Durchbruch in den Ermittlungen rund um den Hauptverdächtigen im Fall um den vereitelten Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien. Wie berichtet, hat Beran A. vor Staatsschützern ein umfassendes Geständnis abgelegt. Datenforensiker konnten nun – dies erfuhr "Heute" – den IS-Treueschwur des 19-Jährigen wiederherstellen.

    Während Anwälte des Inhaftierten sich nun mühen, das Bild eines harmlosen Muttersöhnchens ohne Freunde zu zeichnen, spreche das Video eine gänzlich andere Sprache, heißt es aus Ermittlerkreisen. Insgesamt 17 (!) Mobiltelefone der drei Verdächtigen in U-Haft werden derzeit von den Fahndern ausgewertet. Sie kommunizierten dort via Signal und Telegram; orderten Schreckschussmunition im Darknet.

    Gegen die Einbahn durch Ternitz

    Neben Beran A. sitzen zwei mutmaßliche Komplizen mittlerweile in Untersuchungshaft: Luka K. (17), der Anfang August beim Hauptverdächtigen im Suzuki gesessen ist. Mit Folgetonhorn und Blaulicht sind die beiden in Ternitz (NÖ) gegen die Einbahn gebrettert. Omar Haijawi-Pirchner, Direktor des Staatsschutzes, mutmaßt: "Entweder wollte er das Blaulicht dazu verwenden, um zum Tatort zu gelangen oder wegzufahren."

    "Er ist mein bester Freund", so Beran A. nun im Gefängnis Wr. Neustadt. Die  beiden hatten sich zusammen mit Lachgas betäubt, stundenlange Telefonate geführt und hingen offenbar der selben Ideologie an. In der Geldbörse des Teenagers mit kroatisch-türkischen Wurzeln wurden IS-Aufkleber sichergestellt.

    Anwalt Andreas Reichenbach verteidigt den dritten Beschuldigten: Mohammed A. (19) aus dem Irak
    Anwalt Andreas Reichenbach verteidigt den dritten Beschuldigten: Mohammed A. (19) aus dem Irak
    Sabine Hertel

    Auch ein zweiter Kumpel sitzt nun am Wiener Landl in U-Haft: Mohammed A. (19). Wie auch Luka K. hatte er Beran A. – Österreicher mit mazedonischen Wurzeln – in einer Moschee in Meidling kennengelernt. Die beiden standen in telefonischem Kontakt, tauschten sich über die Möglichkeiten bei Gemeindewohnungen in Wien aus.

    Fünf weitere Männer im Visier

    Im Visier der Ermittler stehen darüber hinaus fünf Mitarbeiter einer Facility-Firma, die am Aufbau des Swift-Gigs beteiligt waren und staatspolizeilich bekannt sind. Die Männer sind derzeit auf freiem Fuß. Ihr elektronisches Leben wird nun intensiv durchleuchtet.

    Die Beichte des Verdächtigen

    Beran A. hat vor Staatsschützern ein umfassendes Geständnis abgelegt: Vor dem Ernst-Happel-Stadion wollte er, so seine Aussage, "möglichst viele Ungläubige töten" – mit zwei Küchenmessern, Macheten, einem Butterfly, einem Jagdmesser und einer Säurebombe, durch die er letztlich auch selbst den "Märtyrertod" zu sterben bereit war. Er hatte sich durch die Videos des Berliner Hass-Predigers Abul Baraa in den Wochen zuvor massiv radikalisiert.

    "Sein Plan war, möglichst viele Menschen außerhalb des Stadions zu töten", erklärte Staatsschutzchef Omar Haijawi-Pirchner. Im Zuge des Anti-Terror-Einsatzes im Wohnhaus seiner Eltern in Ternitz stellte die Polizei bei Beran A. 21.000 Euro Falschgeld, Anleitungen zum Bombenbauen, Zündmittel, Zündkabel, Zündvorrichtungen und ätzendes Bleichmittel sicher. Eine "Probe-Bombe" lagerte bereits im Eiskasten.

    Im Garten hantierte er mit Sprengstoff

    Sein Rechtsbeistand spricht davon, dass der Wasserstoff lediglich zum Färben des Bartes gedacht war; andere Chemikalien wären zum Reinigen des Abflusses gedacht gewesen, die Zünder wiederum seien "Glühbirnen". Fakt ist allerdings: Beran A. war tagelang observiert worden; Ermittler sahen ihm dabei zu, wie er im Garten mit FFP2-Maske und Handschuhen mit dem Sprengstoff Triacetontriperoxid hantierte.

    Kämpft entschlossen gegen Terrorismus: Innenminister Gerhard Karner (VP)
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    Helmut Graf

    Innenminister: "Anschlag verhindert!"

    Innenminister Gerhard Karner sagt zu "Heute": "Die professionellen Ermittlungen und das konsequente Vorgehen des Staatsschutzes und der Polizei haben einen fürchterlichen Anschlag verhindert. Jetzt gilt die volle Konzentration den Ermittlungen und der Aufklärung des Umfeldes."

    Spitzen-Jurist Nikolaus Rast ist entsetzt über die mangelnde Akteneinsicht.
    Spitzen-Jurist Nikolaus Rast ist entsetzt über die mangelnde Akteneinsicht.
    Denise Auer

    Die drei Verdächtigen jedenfalls setzen allesamt auf prominente Strafverteidiger. Luka K. wird vom Wiener Star-Anwalt Nikolaus Rast vertreten. Der zuletzt inhaftierte Mohammed A. – wegen ihm wurde das Verfahren nun übrigens von Wr. Neustadt an Wien abgetreten – setzt auf die Dienste von Andreas Reichenbach. "Mein Klient zeigt sich nicht geständig", so Reichenbach auf "Heute"-Anfrage. "Ich bin davon überzeugt, dass die weiteren Ermittlungen zeigen werden, dass er völlig schuldlos ist."

    Rast legte Beschwerde ein

    Sein Kollege Rast indes ist entsetzt über die Missachtung der Beschuldigtenrechte seitens der Staatsanwaltschaft. Bereits am Donnerstag der Vorwoche stellte er einen Antrag auf Akteneinsicht: "Journalisten sind besser informiert als der Anwalt des Beschuldigten, weil man mich von wichtigen Informationen abschneidet – das ist eines Rechtsstaates mit westlichen Standards unwürdig", ärgert sich Rast. Er legte Beschwerde auch – auch wegen des Umstandes, dass sein Mandat derzeit nicht von seinen Eltern besucht werden darf.

    Die Bilder des Tages

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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View
      red
      Akt.