Eigentlich hätte Christian Samwald den Hochzeitstag mit seiner Frau feiern sollen. Es kam dann anders. Gänzlich.
Der Ternitzer SPÖ-Bürgermeister war im Dauerstress. Am Dienstag nahm die Polizei einen 19-jährigen Terrorverdächtigen mitten in seinem Ort fest. In den Stunden danach suchten Sprengstoffexperten nach Sprengstoff. Straßenzüge wurden gesperrt, Dutzende Häuser evakuiert. Währenddessen musste Christian Samwald dafür sorgen, dass die Abläufe in seiner Stadt weiter funktionierten. Er öffnete etwa die Stadthalle für die Bewohner der evakuierten Häuser, vor Ort wurden diese versorgt.
Angesprochen auf den jungen Terrorverdächtigen selbst, der mitten in Ternitz wohnte, sagt Samwald: "Man ist schon betroffen, wenn so etwas passiert." Persönlich gekannt habe der SPÖ-Politiker den 19-Jährigen nicht. In der Stadt leben doch rund 15.000 Menschen. "Aber wenn man mit den Leuten spricht", sagt Samwald, "dann sagen alle, dass er völlig unauffällig war." Umso größer ist die Fassungslosigkeit.
Bis auf unmittelbare Nachbarn, die eine Veränderung im Verhalten des jungen Mannes beobachtet hätten, dürfte das wirklich so gewesen sein. Plötzlich sei ein Vollbart als Markenzeichen da gewesen, im Garten wäre der 19-Jährige einige Male mit Handschuhen gesichtet worden - aber reicht das für einen schwerwiegenden Terrorverdacht? "Man hat wenig Chancen gegen Internet-Radikalisierung", sagt Samwald.
In Ternitz werde man jetzt nicht in Panik verfallen, betont der Stadtchef. "Es ist ja auch dank der schnellen Handlung der Polizei keine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung entstanden." Samwald, der selbst einen 6-jährigen Sohn hat, betont aber abschließend: "Man muss immer wachsam sein." Was nicht nur für Ternitz, sondern auch für die ganze Gesellschaft gilt.
