Eingeschleppt
Masern in Österreich – jetzt zirkulieren neue Varianten
Wegen zu wenigen Impfungen haben die Masern in Österreich wieder leichtes Spiel. Nach einem Rekordjahr 2024 dürfte auch 2025 nicht besser werden.
2024 gab es die stärkste Masernaktivität seit 20 Jahren. 506 Masernfälle gab es vergangenes Jahr in Österreich, 107 davon wurden im Spital behandelt, 4 davon auf der Intensivstation. 2023 und 2024 lag das durchschnittliche Alter der Infizierten bei 14 Jahren, mehr als 20% waren allerdings über 30-jährige Erwachsene. Masern sind also schon lange keine Kinderkrankheit mehr.
"Nicht impfen ist bewusste Entscheidung"
Hinzu kommt eine weiterhin bestehende Impflücke. Also jene Menschen, die nicht immunisiert sind. Entgegen der Annahme, dass es durch die SARS-CoV-2 Pandemie aufgrund von weniger Kinderarztbesuchen zu einem Abfall der Durchimpfungs- und Immunitätsraten bei Kleinkindern gekommen ist, zeigt eine neue Studie der MedUni Wien (derzeit in Begutachtung), dass die Immunitätsrate bei den Geburtenjahrgängen 2020, 2021 und 2022 im Vergleich zu vor 2020 Geborenen nicht signifikant unterschiedlich war.
"Das bedeutet, dass die bewusste Entscheidung der Eltern, ihr Kind nicht gegen Masern impfen zu lassen, der Hauptgrund für das Weiterbestehen der Impflücke ist. Infolgedessen laboriert Österreich mit einem durchschnittlichen nicht geimpften Bevölkerungsanteil von etwa 12 Prozent", sagt Virologe Lukas Weseslindtner von der MedUni Wien im "Heute"-Gespräch. Das mag vielleicht nicht viel klingen, potenziert sich aber, wenn man bedenkt, dass ein einziger Masern-Infizierter bis zu 12 andere Personen anstecken kann. "Es reicht schon, wenn ein Infizierter neben Ihnen im Bus sitzt oder Sie an ihm vorbeigehen. Masern sind hochansteckend!", warnt der Experte.
Reisen und Migration begünstigen genetische Virenvielfalt
Hinzu kommt, dass sich Masernviren je nach Regionalität genetisch unterscheiden und es durch Reisetätigkeit und Zuwanderung zu einem Import bzw. Export von genetisch unterschiedlichen Masernviren nach/ aus Österreich kommt. Das bestätigt auch die Analyse von Weseslindtner. "Seit Jahresbeginn 2024 halten wir bei 20 verschiedenen Genotypen, die nach Österreich importiert wurden."
So ansteckend sind die häufigsten Infektionen
Bist du geschützt? So findest du es heraus
Seit 1974 gibt es die Masernimpfung in Österreich. Seither wurde sie millionenfach verimpft und gilt daher als absolut sicher. "Sie ist der einzige Schutz vor Masern. Wer sich impfen lässt, kann nicht daran erkranken."
Weseslindtner rechnet 2025 mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen und appelliert abermals dazu, die Kinder impfen zu lassen und auch den eigenen Impfstatus abzuchecken. Wer nicht weiß, ob er als Kind zweimal gegen Masern geimpft wurde oder die Infektion hatte oder keinen Impfpass mehr von damals hat, hat zwei Möglichkeiten:
2. Wem der Weg ins Labor zu aufwändig ist, kann sich auch einfach zur Sicherheit eine Impfung geben lassen. "Bei der Masern-Impfung kann nicht überimpft werden. Also selbst, wenn Sie als Kind geimpft wurden und es nicht mehr wissen, schadet Ihnen eine weitere Impfung Jahrzehnte später nicht." Auch für Erwachsene ist die Impfung kostenlos! Informationen und Impftermine gibt es unter der Gesundheitshotline +43 1 – 1450.
Auf den Punkt gebracht
- Im Jahr 2024 verzeichnete Österreich die höchste Masernaktivität seit 20 Jahren mit 506 Fällen, wobei eine signifikante Anzahl der Infizierten Erwachsene über 30 Jahre waren.
- Trotz der langjährigen Verfügbarkeit der Masernimpfung besteht weiterhin eine Impflücke, die durch bewusste Entscheidungen gegen das Impfen verursacht wird, was zu einer hohen Ansteckungsgefahr und einer zunehmenden genetischen Vielfalt der Masernviren durch Reisen und Migration führt.