NÖ bundesweit "spitze"
Länger und öfter im Krankenstand – das sind die Gründe
Die Dauer eine durchschnittlichen Krankenstandes ist 2023 in ganz Österreich um einen halben Tag auf 15,4 Tage pro Arbeitnehmer gestiegen.
Die Daten, die das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erhob, zeigen, dass im Vorjahr 384.000 unselbstständig versicherte Personen in Österreich circa zwei Mal pro Jahr krank geschrieben waren.
Vor allem die Atemwegserkrankungen nahmen zu.
Steigerung gegenüber 2022
"Über alle Beschäftigungsgruppen hinweg sind sie häufiger die Ursache von betrieblichen Fehlzeiten als noch im Jahr 2022", verriet Christine Mayrhuber, die Ökonomin und stellvertretende WIFO-Direktorin, dem "ORF". Nach den Atemwegserkrankungen würden infektiöse oder parasitäre Erkrankungen wie Magen-Darmprobleme und Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems folgen. Zum Beispiel Rückenschmerzen und Bandscheibenprobleme. Zusammengerechnet würden Erkrankungen des Atem- und des Muskel-Skelett-Systems im Jahr 2023 die Hälfte aller Krankenstände und 41,3 Prozent aller Krankenstandstage ergeben.
Niederösterreich ist Spitzenreiter
Niederösterreich ist im Bundesländervergleich mit 17,6 Tagen Spitzenreiter bei Krankenständen. Das liege laut Mayrhuber vor allem an der Struktur der Beschäftigung. Denn das größte Bundesland Österreichs habe die meisten Arbeiterinnen und Arbeiter. Die würden laut der Analyse österreichweit längere Krankenstände aufweisen als Angestellte.
Frauen häufiger krank als Männer
Frauen seien zudem häufiger krank sind als Männer. Da spiele unter anderem die Mehrfachbelastung hinein, so Mayrhuber. Bei Frauen dominieren zudem Infektionskrankheiten. Das sei darauf zurückzuführen, dass Frauen in Pflegeberufen, im Handel oder als Lehrerinnen viel mehr Kontakt mit anderen Personen hätten und daher für Ansteckungen gefährdeter seien.
Auch Jugendliche stärker betroffen
Auch Jugendliche waren letztes Jahr länger im Krankenstand. Man gehe davon aus, dass sich das Immunsystem bei der Umstellung von der Schule ins Berufsleben erst anpassen müsse. Angestiegen ist außerdem auch der Anteil von kurzen Krankenständen, die cirka drei Tage andauern. Das wird beim WIFO so gedeutet, dass Menschen bei grippalen Infekten richtigerweise zu Hause bleiben würden, anstatt sich verschnupft und ansteckend an den Arbeitsplatz zu begeben.
Trend dürfte bleiben
Auch für 2024 setzt sich der Trend zu mehr Krankenstandstagen offenbar fort, unter anderem wegen hitzebedingter Arbeitsunfälle und einer Covid-Welle. "Immer im Sommer haben wir es mit Infektionskrankheiten zu tun. Die Zahl der Krankenstände wegen Infekten mit Fieber, sei es Husten, Schnupfen, Verkühlungen im Allgemeinen, ist stark im Steigen", sagte Harald Schlögel, der Präsident der NÖ-Ärztekammer, dem "ORF". "Und was wir auch haben, sind Infektionen, hitzebedingt durch zu kalte Klimaanlagen, wenn man aus extremer Kälte ins Warme kommt oder umgekehrt."
Grippe und Corona
In der vorletzten Kalenderwoche zählte die NÖ-Abteilung der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) 4.300 Krankenstände wegen grippaler Infekte. Im Vorjahr waren es in der gleichen Kalenderwoche 3.336. Covid-19-Erkrankungen gab es in der Kalenderwoche 29 des Vorjahres in Niederösterreich 163, in diesem Jahr waren es 396 bestätigte Fälle. Das sind 2,4 Mal so viele.
"Man sollte sich eine Impfung gegen vermeidbare Krankheiten geben lassen, hier vor allem gegen die klassischen Infektionskrankheiten wie die Grippe sowie gegen Covid-19. Aber auch durch Gesundenuntersuchungen lassen sich viele Krankheiten im Frühstadium erkennen und bekämpfen" rät NÖ-Ärztekammerpräsident Schlögel. Wäre da nicht die Impfskepsis der Österreicherinnen und Österreicher, die EU-weit nach wie vor spitze ist.
Auf den Punkt gebracht
- Die durchschnittliche Dauer des Krankenstands stieg 2023 in ganz Österreich auf 15,4 Tage pro Arbeitnehmer, wobei Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen die Hauptursachen darstellten
- Niederösterreich führte den Bundesländervergleich mit 17,6 Krankenstandstagen an, wobei Frauen häufiger krank waren als Männer und Jugendliche ebenfalls stärker betroffen waren
- Der Trend zu längeren Krankenstandstagen dürfte sich auch 2024 fortsetzen, unter anderem aufgrund von hitzebedingten Arbeitsunfällen und einer Covid-Welle