Hygienekontrollen

Kebab vergiftet Kinder – und keiner erfährt, wo

Ein Strafbefehl gegen einen Takeaway im Rheintal sorgt für Diskussionen: Sollten Betriebe bei Hygieneverstößen öffentlich genannt werden?

Kebab vergiftet Kinder – und keiner erfährt, wo
Lebensmittelvergiftung nach Kebab im St. Galler Rheintal: Der Konsumentenschutz fordert mehr Transparenz.
IMAGO/Sven Simon

Kürzlich wurde eine Wirtin im St. Galler Rheintal wegen unhygienischer Verhältnisse in ihrem Takeaway per Strafbefehl verurteilt. Nach dem Konsum von Kebabfleisch erlitten sechs Personen, darunter fünf Kinder, eine Lebensmittelvergiftung. Bei Kontrollen fanden die Behörden massive Hygienemängel vor.

"20 Minuten" startete daraufhin einen Aufruf. Viele Leserinnen und Leser äußerten die Meinung, dass solche Betriebe öffentlich bekannt gemacht werden sollten. Man müsse wissen, welche Restaurants betroffen seien, um sie meiden zu können.

Münze im Essen

"Mir ist oft aufgefallen, dass die Besitzer gestresst sind und Hygiene nur zählt, wenn Zeit bleibt", berichtet ein 33-jähriger Leser. Ein 44-jähriger Leser schreibt, er habe einmal eine 20-Rappen-Münze im Kebab gefunden. "Einfach eine Katastrophe!" Seitdem verzichtet er auf solches Essen.

Ein 48-jähriger Leser fragt sich, warum in der Schweiz nicht strengere Gesetze gelten. "Wie kann ein Wirt, der die Gesundheit der Menschen gefährdet, trotz mehrfacher Ermahnung weiterwirten?" Er hatte bereits drei Lebensmittelvergiftungen und musste auch schon in den Notfall.

"Wir kämpfen seit Jahren dagegen"

Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, sieht die Sache ganz anders. Seit Jahren setzt sich der Konsumentenschutz für Veränderungen ein. Vor über zehn Jahren wurde das Lebensmittelgesetz im Parlament diskutiert, darin ist die Schweigepflicht der Kontrollstellen geregelt. Doch die großen Bemühungen, mehr Transparenz zu ermöglichen, blieben erfolglos. Das Gesetz wurde beschlossen.

"Wir wollen für die Konsumentinnen und Konsumenten mehr Transparenz", sagt Stalder. Ihrer Meinung nach haben die Menschen ein Recht darauf, zu wissen, was sie essen, und ob die Hygienevorschriften eingehalten werden. "Es muss klar deklariert sein, wenn etwas nicht den Vorschriften entspricht – zur eigenen Sicherheit."

Sara Stalder, Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz.
Sara Stalder, Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz.
20min/Matthias Spicher

Transparenz für die Konsumenten

Da das Gesetz erst nächstens wieder beraten wird, wünscht sich die Konsumentenschützerin zumindest mehr Transparenz für die Konsumenten. Ein Verzeichnis, das die Ergebnisse von Hygienekontrollen zugänglich macht, könnte helfen. "Man müsste sehen können, wann und wie gut die letzte Kontrolle war", sagt sie. "Wenn die letzte Kontrolle als mangelhaft eingestuft wurde, die vorherige jedoch hervorragend, können sich die Konsumenten selbst ein Bild machen."

Sara Stalder spricht sich entschieden für Offenheit gegenüber den Konsumenten aus: "Wieso schützt man diejenigen, die unhygienisch arbeiten? Das schadet der ganzen Branche".

Langfristigen Schäden verhindern

Gastrosuisse ist der größte Verband des Schweizer Gastgewerbes und engagiert sich für die Interessen von Restaurants, Hotels und anderen gastgewerblichen Betrieben. Der Verband befürwortet die Schweigepflicht, da diese dazu beiträgt, die Betriebe zu schützen und deren Reputation zu bewahren.

Wie Gastrosuisse auf Anfrage mitteilt: "Wenn alles öffentlich gemacht würde, könnte dies den Ruf der betroffenen Betriebe nachhaltig schädigen." Gastrosuisse kennt die Namen der Betriebe gar nicht, die bei der Hygienekontrolle schlecht abgeschnitten haben, da diese Kontrollen die Behörden durchführen und nicht sie als Verband, erläutert Gastrosuisse weiter.

Selbst wenn ein Betrieb seine Hygienestandards verbessert oder ein Wechsel des Inhabers stattfindet, bleibt der einmal beschädigte Ruf oft bestehen. Um solche langfristigen Schäden zu verhindern, setzt sich Gastrosuisse aktiv dafür ein, die Betriebe vor unnötiger Rufschädigung zu bewahren. Der Schutz und die Sicherheit der Restaurants und anderer gastgewerblicher Einrichtungen stehen dabei im Mittelpunkt.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Takeaway im St. Galler Rheintal wurde wegen massiver Hygienemängel verurteilt, nachdem sechs Personen, darunter fünf Kinder, eine Lebensmittelvergiftung durch Kebabfleisch erlitten hatten.
    • Während Konsumentenschützer mehr Transparenz und öffentliche Bekanntmachung der betroffenen Betriebe fordern, um die Verbraucher zu schützen, argumentiert der Gastgewerbeverband Gastrosuisse, dass dies den Ruf der Betriebe nachhaltig schädigen könnte.
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