Clan-Streit unter Migranten

"Ihr Hunde": So prahlen Banden auf Telegram mit Taten

In einem Telegramm-Account offenbart sich die abstruse Parallelwelt der Jugendbanden in Wien. Syrer und Tschetschenen geben dort mit Gewalttaten an.

"Ihr Hunde": So prahlen Banden auf Telegram mit Taten
Tschetschenen und Türken rufen in Chatgruppen zur Bewaffnung auf.
Lesereporter, Screenshot Telegram

Nachdem es am Wochenende zu regelrechten Gewalteskalationen in Wien zwischen Tschetschenen und Syrern gekommen ist, hat die Polizei ihre Präsenz im Stadtgebiet massiv erhöht. Auf Telegram zeigt sich jedoch, wie bizarr die Welt der jungen Männer wirklich ist.

Bei den beiden rivalisierenden Gangs handelt es sich um Tschetschenen und Türken, die offensichtlich Probleme mit Syrern und Afghanen haben. Folgt man dem Verlauf des Telegram-Accounts "Anti 505/515 Group" mit rund 3.800 Mitgliedern, so soll die Rivalität auf eine Messerattacke in Wien-Favoriten auf einen Tschetschenen zurückgehen, aber dazu später mehr.

Das steckt hinter "505-Bande"

In den Chatnachrichten taucht auch immer wieder der Zahlencode "505" auf. Dieser spielt auf die sogenannte "505-Bande" an – ein Zusammenschluss von Jugendlichen aus Syrien. Der Code soll auf einen Familienclan aus dem Osten Syriens zurückzuführen sein.

Auf "TikTok" schreiben User zudem, dass es sich um "Märtyrer" handelt, die für die Freiheit Syriens kämpfen. Auch die Araber haben einen eignen Kanal gegen ihre Feinde erstellt, der jedoch deutlich weniger Follower hat. In den vergangenen Monaten soll sich die 505-Gruppe in Wien-Meidling breit gemacht haben. Doch der Konflikt in Wien reicht einige Monate in die Vergangenheit zurück.

Rache folgt auf Rache

Im Mai stand ein 20-jähriger Tschetschene vor Gericht, weil er im Jänner zwei Syrer geschlagen haben soll. Im Gerichtssaal saß ein weiterer Tschetschene (30), der nur wenige Tage später im Arthaberpark (Favoriten) von unbekannten Männern niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde. Die mutmaßlichen Messerstecher: Syrer.

Auf diese Bluttat soll die Rivalität zwischen den beiden Gruppierungen zurückgehen. Seitdem dreht sich die Gewaltspirale immer weiter.

Auf Telegram hält sich zudem hartnäckig das Gerücht, dass ein Syrer eine Tschetschenin und ihr Kind angegriffen haben soll. Zudem werden Fotos und Videos von jungen Männern gepostet, die angeblich Tschetscheninnen in Parks, Öffis und Online belästigt haben sollen. Das könne man sich nicht gefallen lassen und fordert nun zu Racheaktionen auf, die am vergangenen Wochenende offensichtlich völlig eskalierten.

In den Chats werden die "Araber" als Feinde bezeichnet. Gleichzeitig versucht der Admin die Situation zu beruhigen, man sei hier in Österreich zu Hause und wolle ein friedliches Leben führen: "Wir Admins bedanken uns an (sic!) Österreich für das Gute, was sie für uns getan haben."

Allerdings sei das mit den "dreckigen Banden" der 505 nicht möglich. In den hunderten Kommentaren unter den Postings folgen zum Teil schlimme Beschimpfungen und Provokationen. Zudem werden Videos gepostet, in denen vermeintliche "505"-Mitglieder attackiert und geschlagen werden. Die Stimmung ist also nach wie vor aufgeheizt – auf beiden Seiten.

Mann (29) fuhr Bande mit BMW zum blutigen Straßenkampf

Die Kriminalpolizei führt nun alle weiteren Ermittlungen zu der verworrenen Causa. Mittlerweile wurde ein 29-jähriger Tschetschene in seiner Wohnung in der Wiener Donaustadt festgenommen. Die Beamten stellten eine Waffe und seinen BMW sicher, mit dem er bei der Attacke am Freitag in der Brigittenau dabei gewesen sein soll – "Heute" berichtete.

Erinnerungen an Bandenkampf in Dijon

Mit dem bewaffneten Konflikt mitten in Wien werden Erinnerungen an einen erbitterten Bandenkampf in Frankreich wach. Im Juni 2020 soll in Dijon ein 16-jähriger Tschetschene durch eine Gruppe Nordafrikaner brutal angegriffen worden sein. Tagelang lieferten sich beide Gruppen Straßenschlachten. Die französische Polizei konnte die Lage nur schwer unter Kontrolle bringen.

Neben Schlagstöcken und Messern setzten die beiden Banden auch Sturmgewehre sowie Kriegswaffen ein und errichteten brennende Straßenbarrikaden. Um ihre Landsmänner zu unterstützen, reisten damals auch Tschetschenen aus anderen Städten und Ländern in die ostfranzösische Stadt.

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