"Möchte Mut beweisen"

"Größter Bock" – jetzt packt Dornauer über Skandal aus

Am 28. September machte Tirols LH-Stellvertreter Georg Dornauer einen Jagdausflug, der ihn rund zwei Monate später selbst aus der Politik schoss.

Lukas Leitner
"Größter Bock" – jetzt packt Dornauer über Skandal aus
Georg Dornauer klärte in einem Interview nun über den Jagdausflug auf.
Imago; Helmut Graf; "Heute"-Collage

Am 28. September – ein Tag vor der Nationalratswahl – schoss sich Tirols-Landesvize Georg Dornauer (SPÖ) politisch ins Knie. Bei einem Jagdausflug mit dem gescheiterten und tief gefallenen "Immobilienguru" René Benko, wurde ein Foto von Dornauer aufgenommen – mit erlegtem Bock, Benko und Jägerhut mit Beutebruch.

Es folgte ein neuerlicher Skandal in der schon politisch angeschossenen SPÖ – das Bild mit Dornauer wurde am Montag geleakt, die Stimmung in der Partei sackte ab. Immerhin liegt gegen Dornauer ein aufrechtes Waffenverbot vor, dass er zudem mit dem Gegner der Sozialdemokratie schlecht hin – René Benko – auf der Pirsch war, machte das Bild nicht besser. Der Landesvize sah sich gezwungen, einen "Schritt zur Seite" zu treten, hing den Polit-Hut an den Nagel und warf die Flinte ins Korn.

Dornauer packt aus

Fast eine Woche nach der Veröffentlichung des Fotos klärte Dornauer jetzt im Interview mit der "Krone" auf und packte aus. Die letzten Tage seien "sehr intensiv" gewesen, nun sei es wieder etwas ruhiger. Zu Beginn des Skandals habe er sogar an einen kompletten Rückzug aus der Politik nachgedacht, sei sich dann aber klar geworden, "dass ich nichts verbrochen habe und mich meinen Wählern verpflichtet bleibe".

Für Situationen wie diese habe er sich in den letzten Jahren einen "Schutzpanzer aufgebaut". "Politik ist ein hartes Geschäft. Man weiß, dass von heute auf morgen alles vorbei sein kann", erklärte Dornauer und weiter: "Als Politiker habe ich bei Entscheidungen immer wieder versucht, Mut zu zeigen. Diesen Mut möchte ich jetzt auch beweisen."

"Möchte keine Hütespielchen machen"

Auf die Frage, was genau der Fehler war, antwortete er: "Ich hätte mir diesen Affront gegenüber meiner Partei einfach nicht leisten dürfen. Dass man mit René Benko auf die Jagd geht, war nicht gescheit. Das tut man nicht als Politiker. Das war ein Fehler, für den ich diese Woche sehr teuer bezahlt habe."

Eine Einladung von René Benko habe er aber nicht angenommen. Diese sei von seinem Freund Armin gekommen. Der habe ihn gebeten, ihn bei diesem Jagdausflug zu begleiten. "Er meinte: 'Komm doch mit, es wäre mir wichtig. Mochma uns a schöns Tagl!"',führte Dornauer aus.

An diesem Tag wurde neben dem sprichwörtlichen Bock auch das Bild geschossen. Dornauer wolle aber dabei bleiben, dass er die Wahrheit gesagt habe. "Hütespielchen möchte ich aber wirklich keine mehr machen. Es ermittelt ohnehin die Staatsanwaltschaft, die wird das klären", so der Landesvize. Das Foto habe der Pirschführer gemacht. Wer es in die Öffentlichkeit trug, ist Dornauer unbekannt.

Hektische Tage und fatale Optik

Als er am Sonntag von dem Bild erfuhr, will er gewusst haben, was das für ihn bedeutet: "Der Start in den Montag war dann einer von zwei ganz schwachen Momenten. Ich lag noch im Bett und starrte an die Decke. Ich wusste, ich muss jetzt zurück nach Tirol und da durch. Der zweite schwache Moment war kurz vor Beginn der Debatte zum Misstrauensantrag der Opposition im Tiroler Landtag. Da war ich extrem angespannt. Erst während meiner achtminütigen Rede ist meine innerliche Stärke wieder zurückgekommen", erinnerte sich Dornauer.

Neben der fatalen Optik, die suggeriert, dass Dornauer trotz aufrechtem Waffenverbot das Wild selbst geschossen habe, kommt auch noch die Komponente des Treffens mit René Benko hinzu. Den habe er aber erst kennengelernt, als der Immobilienguru schon tief gefallen und am Boden aufgeprallt war. Zuvor sei er nie mit ihm auf der Jagd gewesen, so der Landesvize.

Wenn Sie so wollen, dann war das der größte Bock. Jedenfalls, was die Folgen betrifft.
Georg Dornauer (SPÖ)

Auf die Frage, ob es der größte Bock war, den Dornauer je geschossen habe, antwortete er nur knapp: "Wenn Sie so wollen, dann war das der größte Bock. Jedenfalls, was die Folgen betrifft." Die Scherzchen vieler Satiriker fand er angesichts seiner aktuellen Situation zudem nicht so lustig.

Sein Rücktritt, oder "Schritt zur Seite", wie Dornauer es nennt, kam nur wenige Tage nach dem geleakten Bild. Für ihn sei dabei die Stimmung der Landespartei wichtig gewesen und diese war "mehrheitlich negativ". Mit SPÖ-Chef Babler habe er noch am Sonntag gesprochen. Das Gespräch sei freundschaftlich, aber kurz gewesen. Die Entscheidung "meine zwei Spitzenfunktionen zurückzulegen, die habe ich ganz allein getroffen".

Schützenhilfe vom Volk

Schützenhilfe gab es jedenfalls von der Bevölkerung. "Ich habe in den letzten Tagen so viele Nachrichten und Mails bekommen, einfach unvorstellbar. Auch von Bürgermeistern aus der sozialdemokratischen Familie, von einfachen Mitgliedern, von Leuten aus dem Pensionistenverband, von jungen, engagierten Gemeinderäten, die offenbar alle meinen politischen Kurs einer vernünftigen breiten Mitte schätzen", so Dornauer.

Seine Freundin, die selbst Politikerin in Italien ist, versteht die Situation. "Nachdem sie selber Politikerin ist, weiß sie, dass das ein Fehler war und sie bedauert natürlich, dass ich diese Konsequenzen jetzt tragen muss", so Dornauer.

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    Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View

    Auf den Punkt gebracht

    • Tirols LH-Stellvertreter Georg Dornauer geriet nach einem Jagdausflug mit dem umstrittenen Immobilienunternehmer René Benko in einen politischen Skandal, der ihn zum Rücktritt zwang
    • Trotz der heftigen Kritik und der negativen Stimmung innerhalb der SPÖ betont Dornauer, dass er keinen Fehler begangen habe und weiterhin seinen Wählern verpflichtet bleibe
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