Was wann fallen muss

Jetzt packt Finanzminister über Knallhart-Sparkurs aus

Die blau-schwarzen Sparpläne sind fix und haben ein EU-Defizitverfahren gegen Österreich abgewendet. Nun nimmt der scheidende Finanzminister Stellung.

Newsdesk Heute
Jetzt packt Finanzminister über Knallhart-Sparkurs aus
Finanzminister Gunter Mayr in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Martin Thür.
Screenshot ORF

Was ÖVP, SPÖ und NEOS zuvor wochenlang nicht gelungen war, haben FPÖ und ÖVP innerhalb weniger Tage ausverhandelt – eine Budgetsanierung, die unser Land vor einem teuren EU-Defizitverfahren rettet. Durch radikale Kürzungen und Steuererhöhungen sollen alleine im Jahr 2025 knapp 6,4 Milliarden Euro eingespart werden. Neben dem Aus für den Klimabonus, wurden auch weitreichende Sparmaßnahmen bei der Bildungskarenz und bei der Zuverdienstgrenze für Arbeitslose beschlossen. Auch mit Einsparungen in den Ministerien sollen das Budget entlastet werden.

Wie FPÖ-Budgetsprecher Hubert Fuchs und ÖVP-Kluchef August Wöginger am Donnerstag erneut betonten, soll es keine neuen Steuern geben. Man habe sich in den Verhandlungen darauf verständigt, Ausgaben dort zu reduzieren, "wo es sinnvoll und zielführend ist und positive Effekte für Österreich mitbringt." Das Defizitverfahren ist damit vorerst abgewendet, die Kommission wird dann Österreichs Finanzen im Frühling erneut kontrollieren, wenn die neue Regierung ihre Arbeit aufgenommen hat. Am späten Freitagabend nahm Noch- und Interims-Finanzminister Gunter Mayr in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Martin Thür Stellung.

Geheimniskrämerei bei den Krankenversicherungen

Mayr zeigte sich zufrieden mit dem geschnürten Paket, bei dem "50 Prozent" auf das Einsparen von Förderungen entfallen seien, die man "Punkt für Punkt durchgegangen" sei. Ein erster Schritt sei geschafft, es gebe die Zusage, dass kein Dedizitverfahren gegen Österreich eingeleitet werde, so der Finanzminister. Vorgabe natürlich: Dass die Pläne eingehalten werden können. "Da ist überhaupt kein Wunschdenken", so Mayr, das Paket sei genauestens vorbereitet und mit exakten Zahlen kalkuliert worden. Beispiel Streichung der Bildungskarenz, die würde 650 Millionen Euro im Jahr bringen, mit den kalkulierten 350 Millionen Euro müsse sie "mit Mitte des Jahres" abgeschafft werden.

Alle Punkte seien auf Machbarkeit abgetestet worden, so Mayr. Klar sei aber auch, dass man für die Vorhaben eine Mehrheit im Parlament brauche. Einige wenige Maßnahmen seien mit 1. April 2025 kalkuliert, doch selbst deren Umsetzung sei möglich, so Mayr. Und wie wolle man 1,1 Milliarden Euro in den Behörden und Ministerien einplanen? "Es ist wie in einem Haushalt", man müsse kalkulieren, es sei "ambitioniert, aber machbar", so Mayr. Und warum werde zu rund 320 Millionen Euro Einsparungen bei Krankenversicherungen geschwiegen? "Wir haben das als Platzhalter eingestellt", so der Minister geheimnisvoll, man habe sichergestellt, "dass wir adäquate Maßnahmen finden werden". Fix sei also in diesem Punkt noch nichts.

Finanzminister vertetdigte Abschaffung des Klimabonus

"Der Klimabonus macht zwei Millarden aus, ist unstrittig, hat auch nichts mit Klima zu tun", argumentierte Mayr schließlich bei der Abschaffung des Klimabonus. Und warum bleibe er in anderer Form bei Landwirten bestehen? "Der Klimabonus hat zu einer weiten Überkompensation im Volumen geführt", so Mayr, "der Klimabonus hat hier nichts mit Klima zu tun, der hätte jeglichen anderen Namen auch tragen können". Weil es Entlastungsmaßnahmen im Zuge der Wirtschaft gebe, müsse man auf konjunkturelle Effekte schauen, argumentierte Mayr dazu, dass er bei den Landwirten bestehen bleibe.

Nicht, weil viele Landwirte ÖVP wählen würden? Es sei "ein guter Tag", "der erste Schritt ist geschafft", so die Antwort des Ministers. Und warum fehle im Plan das Versprechen von ÖVP und FPÖ, dass es Einsparungen im Zuwanderungs- und Sozialsystem geben werde? "Das ist ein Sofortmaßnahmenpaket, um im Jahr 32025 nicht in ein Defizitverfahren zu geraten", so Mayr, "der klare Fokus" sei auf schnellen Maßnahmen gelegen. Bestehe die Gefahr, dass wieder ein Schrumpfen der Wirtschaft drohe? "Davon gehen wir nicht aus", so der Finanzminister, man habe gezielt nach Maßnahmen gesucht, die weniger schädlich für die Wirtschaft seien. Ob Mayr in der neuen Regierung als Finanzminister bleiben wolle, beantwortete er am Ende nicht.

"Heute" liefert einen Überblick über die Sparmaßnahmen von Blau-Schwarz:

Sparen in der Verwaltung

  • Bundesministerien werden jährlichen Stabilitätsbeitrag in Höhe von 1.1 Mrd. Euro zur Budgetsanierung beisteuern.
  • Jedes Ressort soll Beitrag leisten.
  • Beitragsschlüssel basiert auf dem gesamten betrieblichen Sachaufwand abzgl. der Mieten. Wenn davon 15 Prozent eingespart werden, können 1,1 Mrd. Euro lukriert werden.
  • An welcher Stelle die Ressorts sparen, obliegt den Ressorts.

Lückenschlüsse und Anpassungen im Steuersystem sollen 920 Mio. Euro bringen

  • Standortbeitrag der Energiewirtschaft 100 Mio. Euro – Energiekrisenbeitrag wird unterjährig verlängert.
  • Vorzeitige Abschaffung des Nullsteuersatzes bei Photovoltaik bringt 175 Mio. Euro – eigentlich bis 31.12.2025, durch vorzeitige Abschaffung wieder 20 Prozent Umsatzsteuer.
  • Tabaksteuer 2 Maßnahmen – jeweilige Einsparung von 25 Mio. Euro
  • Einfrieren der Preiskomponente in der Tabaksteuer
  • Erhöhung der Steuer auf Glücksspiel bringt 35 Mio. Euro für 2025
  • Ausweitung der Digitalsteuer bringt 50 Mio. Euro
  • Lückenschluss in der Grunderwerbssteuer bei Share Deals bringt 50 Mio. Euro
  • Betrugsbekämpfungsgesetz 10 Mio. Euro (Wegzugsbesteuerung, Maßnahmen im Bereich der Hinterziehung von Lohn und Umsatzsteuer)
  • Nachholung der Valorisierung der Bundesgebühren - 65 Mio. Euro (seit 2011 Valorisierung nicht erfolgt - jetzt unterjährig geplant)
  • Motorbezogene Versicherungssteuer für Elektrofahrzeuge - 2025 alleine 65 Mio. Euro
  • Reduktion des Kilometer-Geldes für Motorräder und Fahrräder - 2,5 Mio. Euro (seit 1.1. 2025 beträgt KM-Geld einheitlich 50 Cent, KM-Geld soll 25 Cent für Motorräder und 12 Cent für Fahrräder sein. Bei Öffi-Nutzung maximal die Abdeckung der tatsächlichen Kosten.)

950 Mio. Euro durch Kürzung der Förderungen

  • Anpassungen bei den Förderungen bei Minderausschöpfungen - 520 Mio. Euro
  • Dividenden von Unternehmen mit staatlicher Beteilung - 430 Mio. Euro

Ausgabeneffizienz durch Reformen (ca. 240 Mio. Euro)

  • Weitgehende Abschaffung der Zuverdienstmöglichkeit bei Arbeitslosengeld und Notstandshilfe - 82,5 Mio. Euro
  • Erhöhung des effektiven Pensionsantrittsalters: Maßnahmenpaket für ältere Beschäftigte (Qualifizierungsmaßnahmen etc.); Das faktische, an das gesetzliche Pensionsantrittsalter anpassen; Möglichkeiten für Teilpensionen werden überlegt: 150 Mio. Euro.

Reduktion der Förderquote (ca. 3,18 Mrd. Euro)

  • Klimabonus wird abgeschafft – 1,96 Mrd. Euro
  • Umweltförderung glätten auf Maß von vor 2020: 495 Mio. Euro. (20 Prozent Reduktion, 2 Mrd. bleiben in den Fördertöpfen)
  • Abschaffung der Bildungskarenz – Enormer Reformbedarf lt. Rechnungshof: 350 Mio. Euro
  • Breitbandförderung (Fördertöpfe nicht ausgeschöpft): 150 Mio. Euro
  • Klimaticket bleibt erhalten: Abgeschafft wird das Gratisklimaticket für 18-jährige; viele haben die Schülerfreifahrt, gab nur 6.500 Tickets: 120 Mio. Euro.
  • ÖBB-Anpassungen: 120 Mio. Euro.
  • E-Mobilität: 30 Mio. Euro (Emissionsfreie Busse und Nutzfahrzeuge, Redimensionierung, keine Abschaffung)

Die Bilder des Tages

1/56
Gehe zur Galerie
    <strong>17.01.2025: Vor VdB! Kickl beliebtester Politiker, Babler stürzt ab.</strong> Die Geschehnisse um die Regierungsbildung hinterlassen in der Meinung der Bevölkerung deutliche Spuren. Das zeigt das aktuelle <a data-li-document-ref="120084033" href="https://www.heute.at/s/umfrage-knaller-kickl-ueberholt-sogar-van-der-bellen-120084033">"Heute"-Politbarometer &gt;&gt;</a>
    17.01.2025: Vor VdB! Kickl beliebtester Politiker, Babler stürzt ab. Die Geschehnisse um die Regierungsbildung hinterlassen in der Meinung der Bevölkerung deutliche Spuren. Das zeigt das aktuelle "Heute"-Politbarometer >>
    HEUTE / Sabine Hertel

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Nachrichten" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • FPÖ und ÖVP haben sich auf radikale Sparmaßnahmen geeinigt, um das Budget zu sanieren und bis 2025 rund 6,4 Milliarden Euro einzusparen.
    • Zu den Maßnahmen gehören die Abschaffung des Klimabonus, Kürzungen bei der Bildungskarenz und der Zuverdienstgrenze für Arbeitslose sowie Einsparungen in den Ministerien.
    red
    Akt.