Prozess in Wien
Folter-Liste, Bombe – Schutzgeld-Bande drohen 15 Jahre
Zehn Burschen aus Wien-Meidling stehen am Freitag vor Gericht. Die mutmaßlich schwerkriminellen Jugendlichen hatten Angst und Schrecken verbreitet.
Die Halbwüchsigen kannten sich "aus dem Park" und waren organisiert wie die Mafia: In Wien-Meidling soll eine Gruppe Jugendlicher im Alter zwischen 14 und 21 Jahren im vergangenen Herbst einen Handy-Shop mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt und 25.000 Euro Schutzgeld gefordert haben – wir berichteten.
Nun stehen die zehn Burschen aus Syrien, Inguschetien, Russland, Tschetschenien, Bosnien, Türkei und Somalia sowie ein Staatenloser und ein Österreicher am Wiener Landl wegen krimineller Vereinigung, Erpressung, schweren Raubs, Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Waffengesetz vor Gericht.
Folter-Opfer sollten Fäkalien essen
Die Liste der Verbrechen, die den Mitgliedern der sogenannten "Schutzgeld-Bande" vorgeworfen werden, ist lang: Auf der 133 Seiten fassenden Anklageschrift alle perfiden Pläne detailliert aufgelistet – die Burschen posierten in Kellern mit Sturmgewehren und führten demnach auch eine Folter-Liste für weitere Opfer. Die sollten "verschleppt, gefoltert und zumindest am Körper verletzt und zur Einnahme von Urin und Fäkalien gezwungen werden", ist die Staatsanwaltschaft Wien sicher.
Treffpunkt der allesamt muslimisch geprägten Jugendlichen war laut Anklage eine Moschee in Meidling. Bei den Gesprächen in dem Gebetshaus sei es vor allem darum gegangen, wie "der Inder" – gemeint war der Handyshop-Betreiber – unter Druck gesetzt werden könnte. Man wolle "seinen Laden fic*en", schrieben die Halbwüchsigen in Chats. Der hilflose Handyshop-Besitzer und seine Familie wurden mit dem Umbringen bedroht.
Bombe mit riesiger Sprengkraft gebaut
Im Zuge der Treffen wurde in einem Kinderzimmer aus mehreren tschechischen Kugelbomben eine funktionale 2 Kilogramm schwere Bombe gebastelt. Sie sollte "zu Silvester" gezündet werden, die Wucht der Explosion hätte wohl aus Meidling die Pummerin übertönt.
"Habe jetzt eine 2,2 Kilo schwere Bombe", prahlte ein 17-Jähriger gegenüber Komplizen. "Ich könnte sterben oder werde lebenslang eingesperrt, aber ich meine es ernst", beteuerte er. Zwei Tage später bekam er offenbar doch kalte Füße, schreckte den explosiven Bausatz mit Wasser ab.
„Ich könnte sterben, aber meine es ernst“
Den Angeklagten drohen nun vor Gericht Haftstrafen von bis zu 15 Jahren. Mehrere der renommiertesten Strafverteidiger des Landes (darunter: Philipp Wolm, Florian Kreiner, Astrid Wagner) verteidigen die Verdächtigen, für die die Unschuldsvermutung gilt.
So narrt Schutzgeld-Bande Polizei und Justiz
Mehrere Attacken binnen kürzester Zeit führten zu Festnahmen. Schon nach 10 Tagen ließ die Justiz zwei Verdächtige laufen. Es wurde sogar eine Kalaschnikow sichergestellt.
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