Schutz von Auen, Mooren und Co
Feuchtgebiete – Schrems will sich zertifizieren lassen
Wetland Cities (Ramsar Städte) verschreiben sich dem Schutz von Feuchtgebieten. Schrems will die Erste dieser Art im deutschsprachigen Raum werden.
Es ist etwa 300 Hektar groß und das größte seiner Art in Niederösterreich. Das Schremser Hochmoor hat für die Region eine große touristische und wirtschaftliche Bedeutung. Aber auch im Sinne der Bildung und des Naturschutzes ist man sich dem Wert dieses Naturjuwels in der Stadt Schrems (Bezirk Gmünd) bewusst.
Das Hochmoor ist nicht nur ein enorm wichtiger CO2-Speicher, sondern hat auch eine wichtige Schutzfunktion für die angrenzenden Gebiete. Erst im September pufferte das Feuchtgebiet große Mengen des Regens, der in weiten Teilen Niederösterreichs zu verheerenden Hochwasserschäden führte. Der an das Moor grenzende ehemalige Herrenteich wurde aufgestaut und die Stadtgemeinde so vor schlimmeren Schäden bewahrt.
Wie Bürgermeister Peter Müller bei der 39. Tagung des Ramsar Komitees in Schrems bekannt gab, will sich die Stadt nun noch weiter dem Schutz der Feuchtgebiete verschreiben und sich als erste deutschsprachige "Wetland City" (Ramsar Stadt) bewerben. Neben dem Moor geht es dabei auch um den Schutz der vielzähligen Teiche und Flüsse, aber auch Auen der Region.
Die Ramsar-Konvention (eng.: Convention on Wetlands of International Importance especially as Waterfowl Habitat) ist ein Zusammenschluss von über 170 Staaten zum Schutz der Feuchtgebiete (Flüsse, Seen, Teiche, Auen, Moore, etc.). Benannt ist die Konvention nach der iranischen Stadt "Ramsar", in der das Übereinkommen 1971 zwischen den ersten 21 Staaten geschlossen wurde. Österreich ratifizierte die Konvention 1983.
Wie Kapstadt und Valencia
Ramsar-Städte sind Orte, die im Rahmen des Übereinkommens zum Schutz von Feuchtgebieten anerkannt sind. Sie verpflichten sich, nachhaltige Praktiken zu fördern und die Biodiversität zu schützen. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen geschehen, wie etwa die Förderung von umweltfreundlichem Tourismus, die Unterstützung lokaler Gemeinschaften und die Implementierung von Schutzmaßnahmen für die umliegenden Feuchtgebiete.
Die Abhaltung der Tagung sei ein erster wichtiger Schritt gewesen, um Schrems als erste deutschsprachige "Wetland City" zu positionieren. Nun soll ein Grundsatzbeschluss im Gemeinderat folgen, um den Bewerbungsprozess offiziell einzuleiten. "Ich sehe darin eine große Chance für die gesamte Waldviertler Moorlandschaft", so Müller. Mit dem Status würde man sich international neben Städten wie Valencia (Spanien) oder Kapstadt (Südafrika) einreihen.
Biodiversität und Bewusstseinsbildung
Viele der Verpflichtungen, die sich Schrems mit dem Status als Wetland City auferlegen würde, werden bereits jetzt von der Stadt ernst genommen. So gibt es etwa das UnterWasserReich im Naturpark Hochmoor Schrems, das neben Natur- und Klimabildung auch diverse Projekte auf die Beine stellt bzw. gestellt hat, um die Moorlandschaft mit seiner umfangreichen Biodiversität zu schützen. So gelang auch kürzlich der Nachweis einer lang verschollenen und stark bedrohten Libellen-Art, die in Schrems zuletzt 1997 – Jahre vor den ersten Renaturierungsmaßnahmen – gesichtet wurde.
"Dass Schrems, als erste deutschsprachige Stadt, Ramsar Wetland City werden will und durch die extensive Waldviertler Teichwirtschaft, dem Naturpark Hochmoor und dem Bildungszentrum UnterWasserReich ein Best Practice-Beispiel für den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser werden möchte, ist sehr wünschenswert. Das ist ein Meilenstein und eine Chance für die ganze Region", betonen etwa die Geschäftsführer Christiane Mader und Thomas Kainz.
Neues Pilotprojekt
Unterstützung bei der Bewerbung als erste österreichische Wetland City bekommt die Stadtgemeinde auch von der Gemeinnützigen Bohn Mena-Stiftung "Común", die bereits mehrere Jahre intensiv mit dem UnterWasserReich zusammenarbeitet.
Mit einem neuen Pilotprojekt "Ramsar Wetlands Communication Hub" wolle man den nächsten Schritt gehen und die Bewusstseinsbildung zum Thema Feuchtgebiete in Österreich stärken. Insbesondere das nördliche Waldviertel mit seinen zahlreichen Mooren, Auen, Flüssen und Teichen soll dabei im Fokus stehen.
"Für uns ist klar: Mit dem UnterWasserReich in Schrems könnte hier langfristig ein Zentrum für die Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung zum Thema Feuchtgebiete von bundesweiter Bedeutung entstehen und wir freuen uns, wenn wir mit unserem Projekt dazu beitragen können", erklärte Stiftungsvorstand Sebastian Bohrn Mena.
Auf den Punkt gebracht
- Die Stadt Schrems in Niederösterreich plant, sich als erste deutschsprachige "Wetland City" im Rahmen des Ramsar-Übereinkommens zu bewerben, um den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Feuchtgebiete im Waldviertel zu fördern
- Bürgermeister Peter Müller sieht darin eine große Chance für die Region, und die Stadt erhält Unterstützung von der Bohn Mena-Stiftung, um Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung zum Thema Feuchtgebiete zu stärken