Erhitzte Gemüter

Eklat auf Palästina-Demo: Wiener Jude vor Gericht

Ein Wiener (46) geriet zufällig in eine Palästina-Demo, soll Aktivisten beschimpft haben. Das brachte ihn vor Gericht. Die Vorwürfe hielten nicht!

Thomas Peterthalner
Eklat auf Palästina-Demo: Wiener Jude vor Gericht
Strafverteidiger Roland Friis und sein Mandant (l.) vor Gericht in Wien.
Denise Auer

Der Nahost-Konflikt lässt auch in Wien die Gemüter heißlaufen – so auch am 14. Juni 2024. Palästina-Aktivisten demonstrierten vor dem Bahnhof Wien-Mitte, riefen angeblich "Boykott Israel" und "Free Palestine". Der schreckliche Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und 250 Geiseln soll aber wie so oft kein Thema gewesen sein.

Antisemitismus-Vorwürfe

Ein jüdischer Vater (46) von vier Kindern war gerade am Heimweg, als er zufällig in die Demonstrantion geriet. Obwohl er beschimpft und bespuckt worden sein soll, musste er am Donnerstag am Bezirksgericht Innere Stadt auf der Anklagebank Platz nehmen. Demonstranten hatten den 46-Jährigen angezeigt, weil er angeblich "sch***s Palästinenser" gerufen haben soll. Der Wiener bestritt das, vermutete eine antisemitische Racheaktion, weil er Jude sei.

"Menschen als Schutzschild missbraucht"

Auf der Demo sei ein Kunde von ihm gewesen, schnell sei es zu einer Diskussion gekommen, erklärte der 46-Jährige vor Gericht. "An Kinder wurden Propaganda-Sticker und Schokolade verteilt. Ich habe gefragt, von wem sie befreit werden wollen. Die Palästinenser müssen von den Terroristen befreit werden, das ist meine Meinung. Sie sind arme Menschen, die als Schutzschild missbraucht werden."

Mein Mandant müsste lebensmüde sein, um dort hinzugehen
Strafverteidiger Roland Friis
über Vorfall auf Palästinenser-Demo

Handy aus der Hand geschlagen

Nach einem Wortwechsel soll Ilan Y. dann von circa 15 Männern umkreist worden sein. "Sie sagten 'wir f**ken dich', ich wurde bespuckt." Ilan Y. wollte den Polizei-Notruf zu wählen. Aktivisten sollen ihm daraufhin das Handy aus der Hand geschlagen haben. Erst beim dritten Versuch konnte er telefonisch Hilfe holen. Die Polizei kam gleich mit sechs Streifenwagen zur Demo. "Es war sehr chaotisch", so der Angeklagte. Demoteilnehmer erzählten der Polizei, der 46-Jährige habe sie wegen ihrer Herkunft beschimpft. Der 46-Jährige bestritt das vehement, dennoch wurden Ermittlungen eingeleitet.

Zeuge kam mit auffälliger Jacke in das Bezirksgericht Innere Stadt.
Zeuge kam mit auffälliger Jacke in das Bezirksgericht Innere Stadt.
Denise Auer

Aktivist mit auffälliger Palästina-Jacke

"Die lügen immer", meinte der Hauptzeuge (45) aus Katar in Richtung des jüdischen Geschäftsbesitzers. Zum Gerichtstermin erschien der Mann mit auffälliger "Palästina"-Jacke. "Er hat Probleme gesucht", ließ er das Gericht wissen. Damit kam er bei der Richterin und Strafverteidiger Roland Friis nicht durch. "Warum sollte der Angeklagte Streit suchen und dann selbst die Polizei rufen?", fragte sich nicht nur die Richterin.

Freispruch für 46-Jährigen

"Der Zeuge hat sehr wohl erkannt, dass mein Mandant aus Israel stammt und Jude ist. Er müsste lebensmüde sein, um dort hinzugehen", erklärte Friis. "Der Zeuge ist unglaubwürdig." Dieser verabschiedete sich anstatt mit einem Gruß mit den Worten "free Palestine". Er schrammte haarscharf an einer Anzeige wegen Antisemitismus vorbei. Nach knapp einer Stunde sprach die Richterin Ilan Y. frei – noch nicht rechtskräftig. Den Zeugen könnte eine Anzeige wegen Verleumdung drohen.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein jüdischer Geschäftsmann aus Wien, der beschuldigt wurde, auf einer Palästinenser-Demo Teilnehmer beschimpft zu haben, wurde vor Gericht freigesprochen.
    • Die Richterin und der Strafverteidiger fanden die Aussagen der Zeugen unglaubwürdig, und es könnte nun eine Anzeige wegen Verleumdung gegen die Zeugen folgen.
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