"Pontifex Austriacus"

Emotionaler Abschied von Kardinal Christoph Schönborn

Nach fast drei Jahrzehnten als Erzbischof von Wien hat Kardinal Christoph Schönborn am Samstag in einem Gottesdienst im Stephansdom Abschied genommen.

Newsdesk Heute
Emotionaler Abschied von Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn im Rahmen eines Dankgottesdienstes "30 Jahre Erzbischof Kardinal Schönborn" am Samstag, 18. Jänner 2025, im Stephansdom in Wien.
FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Nach fast drei Jahrzehnten als Erzbischof von Wien hat Kardinal Christoph Schönborn am Samstag in einem feierlichen Gottesdienst im Wiener Stephansdom Abschied von seinem Amt genommen. Sein Rücktritt, der bereits seit einigen Jahren angekündigt und von ihm erhofft war, wurde von zahlreichen Gläubigen, Vertretern aus Politik und Gesellschaft sowie kirchlichen Würdenträgern begleitet – etwa von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der am Samstag seinen 81. Geburtstag feierte, aber auch Interims-Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) oder Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Schönborn, der 1945 als Flüchtlingskind nach Österreich kam, hat die Kirche in Wien und Österreich maßgeblich geprägt. Seine Amtszeit war gezeichnet von einem tiefgreifenden Wandel in der Gesellschaft und der Kirche selbst. Er hatte sich stets für einen offenen und dialogorientierten Dialog eingesetzt und sich für soziale Gerechtigkeit starkgemacht. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche durch die Einrichtung einer unabhängigen Opferkommission. Schönborn zeigte sich zuversichtlich für die Zukunft der Kirche und rief zu mehr Menschlichkeit und Toleranz auf.

Sternsinger zu Besuch bei Kardinal Christoph Schönborn

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    Sternsinger zu Besuch bei Kardinal Christoph Schönborn
    Sternsinger zu Besuch bei Kardinal Christoph Schönborn
    Erzdiözese Wien/Schönlaub

    "Es kann auch unser Schicksal werden"

    In seiner Abschiedsrede betonte Schönborn die Bedeutung von Menschlichkeit, Mitgefühl und Toleranz. Er rief dazu auf, ein offenes Herz für Flüchtlinge und Menschen in Not zu haben. Auch die Zukunft der Kirche in Österreich stand im Fokus seiner Ausführungen. Schönborn zeigte sich zuversichtlich, dass die Kirche auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen wird. Zahlreiche Redner, darunter Bundespräsident Alexander Van der Bellen, würdigten Schönborns Verdienste. Van der Bellen bezeichnete ihn als "Pontifex Austriacus" und lobte sein Engagement für den Dialog zwischen Kirche und Staat.

    Auch die Österreichische Bischofskonferenz unter der Leitung von Erzbischof Franz Lackner dankte Schönborn für seine langjährige Arbeit. Mit dem Abschied von Schönborn beginnt für die Erzdiözese Wien ein neues Kapitel. Die Suche nach einem Nachfolger ist bereits im Gange. Schönborn selbst wird sich künftig verstärkt seinen persönlichen Interessen widmen und sich aus der aktiven kirchlichen Arbeit zurückziehen. "Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit. Es kann auch unser Schicksal werden", hieß es unter anderem in der bewegenden Abschiedsrede des Kardinals.

    "Freudiges Fest des Dankes und großer Abschied"

    "Ich empfinde heute besonders schmerzlich den Kontrast zwischen dem freudigen Fest des Dankes, das wir feiern, und dem großen Abschied, den in unserem Land so viele Menschen meist stillschweigend von der Kirche vollziehen, allein 2023 waren es 85.000", sagte der Kardinal in seiner betont nachdenklichen Predigt, in der er eine "ehrliche Bilanz" ziehen wolle. Auch er selbst schulde Gott gegenüber Rechenschaft über seinen Dienst. Nüchtern diagnostizierte Schönborn: "Wir nähern uns einem weit verbreiteten religiösen Analphabetismus", der aber auch eine Chance für ein neues Suchen nach Sinn und ein Entdecken des Glaubens sein könne.

    Trotz der zahlreichen Kirchenaustritte sei es dennoch "seltsam", dass sich zwei Drittel der Bevölkerung "wünschen, dass Österreich weiter ein christliches Land bleibt. Wie soll das alles zusammengehen?" Und Schönborn weiter: Zum christlichen Glaube gehöre aber auch das Wissen darum, dass "Jesu nicht gekommen ist, um Gerechte zu rufen, sondern Sündern". Jesus habe nicht moralisiert und nicht gerichtet. "Die Sünde benennen zu können, ohne zu verurteilen und zu richten, das ist wohl die tiefste Quelle der Hoffnung", sagte der Kardinal und in diesem Sinn sei er "unverbesserlich hoffnungsvoll" auch im Blick auf die von ihm vor Gott geforderte Rechenschaft.

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      Auf den Punkt gebracht

      • Kardinal Christoph Schönborn hat nach fast drei Jahrzehnten als Erzbischof von Wien in einem feierlichen Gottesdienst im Stephansdom Abschied genommen, begleitet von zahlreichen Gläubigen und prominenten Vertretern aus Politik und Gesellschaft.
      • In seiner Abschiedsrede betonte er die Bedeutung von Menschlichkeit, Mitgefühl und Toleranz und zeigte sich zuversichtlich für die Zukunft der Kirche in Österreich, während die Suche nach seinem Nachfolger bereits im Gange ist.
      red
      Akt.