Putin-Vertrauter sagt klar:
"Das Ziel ist festgelegt. Wir müssen Europa zerstören"
Der Krieg in der Ukraine ist für die russische Elite erst der Anfang. Ein bekannter Politwissenschaftler spricht von der Vernichtung Europas.
Russland ist im Krieg. In der Ukraine führt Wladimir Putin diesen seit Februar 2022 mit Waffengewalt und vielen zehntausenden Toten. Gegen die unliebsamen EU- und NATO-Staaten, die durch ihre Unterstützung bislang einen militärischen Sieg der Russen verhindern konnten, setzt er auf andere Mittel wie Desinformation, Propaganda und Sabotage. Noch.
Die Kreml-kontrollierten Medien stimmen die russische Bevölkerung in aller Deutlichkeit auf die Vernichtung Europas ein: Russland stehe vor der großen Herausforderung, "Europa als Quelle aller Übel der Menschheit ein Ende zu setzen"; die "Bedrohung, die es darstellt" müsse "beseitigt" werden, postulierte der einflussreiche Politwissenschaftler und Wirtschaftsexperte Sergei Karaganow (72) jüngst in der auflagenstärksten Boulevard-Zeitung des Landes, "Argumente und Fakten".
Karaganow entwickelte und popularisierte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die nach ihm benannte Doktrin, wonach sich Moskau als Verteidiger ethischer Russen in Nachbarstaaten ausgeben sollte, um dort politischen Einfluss zu gewinnen. Er hält nun unabhängige Ex-UdSSR-Länder für gescheiterte Staaten, die von einem neo-imperialen Russland angeführt werden sollten.
Schon im Sommer 2023 hatte er einen Präventivschlag mit Atomwaffen auf Ziele in Mittel- und Osteuropa gefordert, "um einen globalen Konflikt zu verhindern". Er steht wegen seiner Äußerungen seither auf der Sanktionsliste der EU. Auch heute noch bezeichnet er die Weigerung, Atomwaffen einzusetzen, als "absolute Sünde".
„Vielleicht kann man sich auf etwas einigen. Aber im Grunde müssen wir Europa zerstören.“
Sofortangriff auf NATO
"Wenn sich die Situation in der amerikanischen Innenpolitik nicht an einem Wendepunkt befände, würde ich einen sofortigen konventionellen Angriff auf Ziele auf NATO-Territorium empfehlen und erklären, dass der anschließende Angriff nuklear sein würde." So will er Russlands Gegner in die Knie zwingen.
"Das Ziel ist festgelegt – die Rückkehr der NATO zu ihren Grenzen von 1997", stellt der russische Politwissenschaftler, der guten Kontakt zu Putin selbst pflegen soll, in seinem Interview fest: "Unterwegs kann man sich natürlich auch auf etwas einigen. Vielleicht geht es darum, die formelle NATO-Mitgliedschaft derjenigen Staaten zu bewahren, die ihr beigetreten sind. Aber im Grunde müssen wir Europa zerstören."
Das hätte auch für Österreich gravierende Folgen. NATO-Grenzen von 1997 bedeuten, sollte Russland seinen Einfluss in der Region weiter vergrößern wollen, eine Neuauflage des Eisernen Vorhangs direkt vor unserer Haustüre.
Kein Waffenstillstand in Ukraine
Und das ist offenbar geplant. Von einem Waffenstillstand in der Ukraine und einem Einfrieren des Konflikts an der aktuellen Frontlinie hält Karaganow nämlich überhaupt nichts. Er will, dass die Kreml-Armee durchmarschiert. "Ich glaube, dass es kein Einfrieren geben sollte. Aus meiner Sicht kann es nur eine Lösung geben."
„Es geht vor allem darum, die Rache des Westens zu brechen.“
Seine Wunschliste beinhaltet die vollständige Niederlage und bedingungslose Kapitulation der Ukraine. Er verlangt dazu eine "Rückgabe" der von Putin bereits widerrechtlich annektierten Gebiete im Osten und Süden der Ukraine, eine vollständige Entmilitarisierung und die Einrichtung einer Flugverbotszone im ganzen Land. Wenn das alles erreicht werde, könne man über Details verhandeln.
Der bekannte russische Meinungsmacher sieht Vernichtung als Mittel der Deeskalation und sein Russland als globalen Friedenshüter: "Es geht vor allem darum, die Rache des Westens, der den historischen Wettbewerb verliert, zu brechen und ein Abgleiten in den Dritten Weltkrieg zu verhindern."
Auf den Punkt gebracht
- Der einflussreiche russische Politwissenschaftler Sergei Karaganow fordert in einem Interview die Rückkehr der NATO zu ihren Grenzen von 1997 und sieht die Vernichtung Europas als notwendig an, um Russland als globalen Friedenshüter zu etablieren.
- Er lehnt einen Waffenstillstand in der Ukraine ab und verlangt die vollständige Niederlage und bedingungslose Kapitulation der Ukraine, einschließlich der Rückgabe der von Russland annektierten Gebiete und einer umfassenden Entmilitarisierung.
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