Beendet Trump Ukraine-Krieg?

"Läuft nicht gut für Putin" – Top-Diplomat macht Ansage

Stoppt Donald Trump die Ukraine-Hilfen der USA, oder wird er weiter Waffen liefern. Jetzt packt der Top-Diplomat Kurt Volker zu seinen Plänen aus.

Roman Palman
"Läuft nicht gut für Putin" – Top-Diplomat macht Ansage
Man kennt sich bereits persönlich: Wladimir Putin und Donald Trump beim G20-Gipfel in Japan 2019.
REUTERS

Donald Trump versprach während seines Wahlkampfes vollmundig, den russischen Krieg gegen die Ukraine binnen 24 Stunde zu beenden. Das Wie blieb der alte neue US-Präsident wie üblich schuldig. Das nährte die Befürchtungen, dass er die überlebenswichtigen Waffenlieferungen an Kiew einstellen könnte und sie somit Wladimir Putin sinngemäß zum Fraß vorwerfen könnte. Ein US-Top-Diplomat und Trump-Kenner glaubt nicht, dass der MAGA-Anführer das nach seinem Amtsantritt am 20. Jänner 2025 tun wird – im Gegenteil.

Kurt Volker war früher US-Botschafter bei der NATO und unter Trumps erster Amtszeit Sondergesandter für die Ukraine. In einem Interview mit der "Kronen Zeitung" und dem "profil", organisiert über das europäische Forum Alpbach, gab der Apfelstrudel-Liebhaber in einem Wiener Café seine Einschätzung zur Entwicklung des Ukraine-Kriegs, sparte dabei auch nicht mit Kritik an Noch-Präsident Joe Biden.

"Hatte es nie geben dürfen"

So unterstellte er gleich zu Beginn des Interviews dem derzeitigen Residenten des Weißen Hauses schwere Fehler in Bezug auf die Ukraine-Politik. Die erst jetzt gewährte Erlaubnis für Kiew, nun auch US-produzierte Raketen gegen Ziele in russischem Kernland unter Beschuss zu nehmen, bezeichnet Volker als "180-Grad-Wende einer Politik, die es nie hätte geben dürfen".

Der frühere US-Sondergesandte in der Ukraine Kurt Volker während einer Pressekonferenz in Kiew im Juli 2019.
Der frühere US-Sondergesandte in der Ukraine Kurt Volker während einer Pressekonferenz in Kiew im Juli 2019.
SERGEI SUPINSKY / AFP / picturedesk.com

Zwar wären die Waffen nicht kriegsentscheidend, sie könnten aber helfen, russische Angriffsmöglichkeiten mit dem Beschuss von Depots, Sammelstellen und Flugplätzen einzuschränken. Für den Experten ergab es von Anfang an "keinen Sinn, die Feuerkraft der Ukrainer auf bestimmte Kilometerzahlen zu begrenzen". Mit der öffentlichen Debatte über Reichweiten der Waffensysteme habe Biden nur Putin Munition geliefert, um sich als Opfer zu inszenieren und über eine angebliche gefährliche Eskalation zu monieren.

Auch, dass Biden von Beginn an klar ausgeschlossen hatte, dass US-Soldaten auf ukrainischem Boden gegen die russischen Invasoren kämpfen könnten, hält der Diplomat für einen Fehler: "Verrate niemals, was du nicht tun wirst. Halte alle Optionen offen. Die Gegenseite soll sich den Kopf darüber zerbrechen, wozu wir bereit sind und nicht andersherum!"

Was Trump tun wird

Donald Trump werde nach seiner Amtsübernahme zum Roten Telefon greifen und Putin mitteilen, dass dieser den Krieg beenden solle. "Dann wird Putin dieses und jenes fordern. Wir werden also abwarten müssen", Volker weiter. Trumps Plan? "Ich glaube nicht, dass er einen hat." Er werde wohl spontan entscheiden. Sollte Putin nicht einlenken, werde er wohl der Ukraine liefern, was sie braucht.

Der Top-Diplomat glaubt, dass der russische Kriegstreiber durchaus bereits Interesse haben könnte, seine völkerrechtswidrige Invasion des Nachbarlands zu beenden. Denn die russische Wirtschaft nähert sich ihrem Kipppunkt – "Heute" berichtete –, die Todeszahlen an der Front sind horrend, gleichzeitig wächst die Abhängigkeit des russischen Militärs von iranischen Drohnen, sowie nordkoreanischer Artillerie. Zuletzt ließ der Kreml mehr als 10.000 Kim-Soldaten um die halbe Welt in die Region Kursk karren, um dort gegen die Ukrainer zu kämpfen.

Kurzum: "Es läuft nicht gut für Putin. Gut möglich, dass er Zeit kaufen will", sagt der US-Amerikaner im "Krone"-Interview.

"Putin wird den Krieg beenden, wenn die Situation in der Ukraine droht, sein Land in den Bankrott zu führen." Bereits in einem Jahr seien die russischen Währungsdevisen aufgebraucht. "Dann muss es eine Art Pause geben."

Es wäre seine Niederlage, es wäre sein Afghanistan.
Kurt Volker
Über Trump und möglichen Putin-Sieg

Können wir Trump oder Putin trauen?

"Nein"! Sowohl Donald Trump als auch Wladimir Putin könne man nicht trauen, konstatiert Trumps Ex-Sonderbeauftragter im Kaffeehaus-Talk. Dennoch sieht er kein baldiges Ende der US-Hilfen für Kiew, schon alleine wegen des drohenden Schadens für Trumps Image als starker Mann und Macher: "Es wäre seine Niederlage, es wäre sein Afghanistan."

Ukraines Präsident Wolodimir Selenski während eines Besuchs im US-Repräsentantenhaus in Washington D.C. im September 2023.
Ukraines Präsident Wolodimir Selenski während eines Besuchs im US-Repräsentantenhaus in Washington D.C. im September 2023.
ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP / picturedesk.com

Die ausgegeben Maximalziele seien hingegen wohl für beide Kriegsparteien unerreichbar. "Wir werden wohl damit leben müssen, dass Russland Teile der Ukraine besetzt". Auch Selenski wisse, dass er eine realistische Lösung brauche, könnte daher zu einem Tauschhandel bereit sein: Kursk gegen ein anderes, bereits russisch besetztes Gebiet. "Je näher man an die Grenzen von 2014 herankommt, desto nachhaltiger wäre die Lösung. Putin muss eine Art von Sieg verkünden können, und Selenski braucht Sicherheitsgarantien."

"Ukraine ist nur in NATO sicher"

Die herumgeisternde Gerüchte einer Forderung nach einem 20-jährigen NATO-Beitrittsverbot für die Ukraine wischt der dekorierte Diplomat vom Tisch: "Das Szenario [...] ist keines, das wir anstreben sollten. Es fehlen darin die Sicherheitsgarantien für die Ukraine, und Russland könnte sich sammeln und erneut angreifen, wie er es zuvor schon getan hat."

Der frühere US-Sondergesandte in der Ukraine Kurt Volker während einer Anhörung in Washington im November 2019.
Der frühere US-Sondergesandte in der Ukraine Kurt Volker während einer Anhörung in Washington im November 2019.
OLIVIER DOULIERY / AFP / picturedesk.com

Er stellt klar: "Die Ukraine ist nur innerhalb der NATO sicher. [...] Die NATO-Mitgliedschaft ist das Einzige, was Putin abschreckt. Sehen Sie sich die europäischen Länder an, die er überfallen hat: Georgien, Moldau, Ukraine – allesamt keine NATO-Staaten. Wollen wir nachhaltigen Frieden in Europa, dann müssen wir die Ukraine in die NATO holen." Es liege am Westen, dafür zu sorgen, dass so etwas wie dieser Krieg nie wieder geschehen kann.

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    Sabine Hertel

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Artikel behandelt die Einschätzungen des ehemaligen US-Botschafters bei der NATO, Kurt Volker, zur Ukraine-Politik und den möglichen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.
    • Volker kritisiert die Ukraine-Politik von Noch-Präsident Joe Biden und äußert Zweifel an Donald Trumps Versprechen, den Krieg schnell zu beenden, betont jedoch, dass die Ukraine nur innerhalb der NATO sicher sei und dass der Westen dafür sorgen müsse, dass ein solcher Krieg nie wieder geschehen kann.
    rcp
    Akt.