Laut Gutachten
Böhler ist brandgefährlich: Schutz hält nur 15 Minuten!
Laut Baupolizei muss ein Brandschutz mindestens 90 Minuten halten. Beim Lorenz Böhler sind es allerdings nicht einmal 15 Minuten.
Der Streik des Personals im Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus (Traumazentrum) in Brigittenau ist zwar vorerst vom Tisch, die Diskussion um den mangelhaften Brandschutz hält allerdings an. Wie "Heute" bereits am 7. März berichtete, hält der Brandschutz laut dem Gutachter maximal 15 Minuten. Das Krankenhaus muss daher abgesiedelt werden.
Im Jänner wurde das Unternehmen Kern+Ingenieure Ziviltechniker GmbH mit dem Brandschutz-Gutachten beauftragt. Denn ein (nicht von Kern+Ingenieure) durchgeführtes Gutachten aus dem Sommer 2023 hatte ergeben, dass der Feuerwiderstand nur 30 Minuten beträgt – die Baupolizei wollte einen statischen Nachweis dafür, denn die Bettenstationen können im Notfall innerhalb von 22 Minuten geräumt werden.
Die Schließung des Lorenz Böhler Unfallkrankenhauses
Am 28. Februar gab die AUVA die Schließung des Standortes in Brigittenau bekannt. Laut AUVA sollen das UKH Meidling und das AKH Patienten und Personal übernehmen. Die Chronologie:
- "Chaos und Missmanagement"Ärztekammer für Not-Stopp der Böhler-Schließung04. März 2024
- Oberarzt packt ausBöhler-Aus – "Dramatische Auswirkungen für Patienten"05. März 2024
- Aufstand gegen Schließung"Darf nicht sterben" – Riesen-Protest gegen Böhler-Aus06. März 2024
- Schwere VorwürfeBöhler-OPs abgesagt – niemand will jetzt die Patienten06. März 2024
- Wirbel um UKH-SchließungJetzt soll Petition das Böhler-Spital retten07. März 2024
- Wirbel um PlanOperationen in Containern statt im Lorenz Böhler08. März 2024
- Deadline für AUVABöhler sperrt zu – jetzt droht der Dauer-Streik12. März 2024
- Annäherung erzieltVorerst kein Streik des Lorenz-Böhler-Personals13. März 2024
- Absiedelungs-PlanBöhler-Aus: Es wird nur noch wenige Tage lang operiert14. März 2024
- Info-Hotline für PatientenBöhler-Spital informiert Patienten per Post über OPs15. März 2024
„Der Feuerwiderstand hält vielleicht 15 Minuten. Das reicht nicht, um alle Leute rechtzeitig in Sicherheit zu bringen“
Doch beim neuen Gutachten kam heraus: "Der Feuerwiderstand hält vielleicht 15 Minuten. Das reicht nicht, um alle Leute rechtzeitig in Sicherheit zu bringen", meint der Ziviltechniker Erich Kern im Gespräch mit "Heute". "Im Sommer wurde ein Sicherheitskonzept erstellt, man ging noch von einer möglichen Sanierung aus", so Kern.
Laut Baupolizei muss der Feuerschutz mindestens 90 Minuten lang halten: "Nachdem wir festgestellt hatten, dass die Brandschutzbeschichtung weit unter der gesetzlichen Norm liegt, haben wir die AUVA informiert", erklärt Kern. Laut dem Experten wurde die Brandschutzbeschichtung an der Stahlkonstruktion teilweise extrem dünn aufgetragen: "Sie betrug nur 0,2 Millimeter statt 0,7." Laut "Krone" dürfte der Brandschutz mancherorts sogar komplett fehlen.
Bilderstrecke: Böhler-Personal geht vor Spital auf die Barrikaden
Absiedelung läuft auf Hochtouren
Derzeit läuft die Absiedelung des Spitals auf Hochtouren – wie berichtet sollen AKH/MedUni Wien und UKH Meidling Stationen übernehmen. Auch ein Container-Krankenhaus ist noch nicht vom Tisch. Während der Absiedlung steht ein Feuerwehrzug mit sechsköpfiger Besatzung auf dem Areal bereit.
Kritik zum fehlenden Brandschutz des Spitals, das von 1967 bis 1972 erbaut wurde, kam von Zentralbetriebsrat Heinz Brenner – die Mängel seien bereits seit 50 Jahren bekannt: "Die AUVA hat den Missstand bewusst ignoriert und damit Patientinnen und Patienten gefährdet", sagte Brenner.
AUVA weist Vorwürfe zurück
Die AUVA wies diesen Vorwurf in einer Aussendung auf das Schärfste zurück. Bei einer "stichprobenartigen Überprüfung des Brandschutzes im Sommer 2023 wurde erneut durch einen Sachverständigen für Brandschutz festgestellt, dass der Feuerwiderstand der Klasse F30 entsprach." Erst eine weitere Bestandsanalyse des gesamten Gebäudes im Jänner und Februar 2024 hätte den massiv mangelhaften Brandschutz zutage gebracht, so die AUVA.