Heimliche Geldflüsse

Benko-Absturz – wie reich der Pleitier noch ist

"Heute" auf der Spur des Geldes des gescheiterten Immo-Jongleurs. Wie flüssig Benko noch ist, was er in Stiftungen gebunkert hat.

Angela Sellner
Benko-Absturz – wie reich der Pleitier noch ist
René Benko vor seiner Luxusvilla in Innsbruck-Igls – das Anwesen ist inzwischen zweifach gepfändet.
Picturedesk/Fotomontage "Heute"

René Benko residierte bis vor Kurzem ganz oben im Geld-Olymp, der Selfmade-Milliardär zählte zu den reichsten Österreichern. Dann begann die Pleitewelle im Signa-Imperium des Tirolers und wenige Tage nach der Insolvenz der Signa Holding Ende November 2023 kickte das US-Magazin "Forbes" Benko aus seinem Milliardärs-Ranking.

Das Vermögen des Immo-Jongleurs habe sich seit dem Sommer von geschätzten sechs Milliarden Dollar auf 2,8 Milliarden halbiert, schrieb "Forbes" damals. Das wäre immer noch ein stattliches Vermögen. Seitdem driftet allerdings eine Signa-Firma nach der anderen in die Insolvenz, inklusive der beiden größten Töchter mit den Prunkstücken des Immobilien-Portfolios – Signa Prime und Signa Development.   

Hunderte Millionen Euro nötig

Damit die im Rahmen eines Sanierungsverfahrens geplante Fortführung der Unternehmen möglich ist, werden dringend einige hundert Millionen Euro benötigt. Geld, das Vorstand Erhard Grossnigg bisher vergeblich versuchte bei Investoren aufzustellen. Unternehmer und Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner half allerdings am Freitag der Signa Development, an der er selbst beteiligt ist, mit einem 25-Millionen-Euro-Kredit vorerst aus der Klemme.

Die große Frage bleibt, ob René Benko nicht einfach in seine Privatschatulle greifen könnte, um seine Firmen mit einer Finanzspritze zu retten.

Unklar ist allerdings, wie flüssig Benko tatsächlich noch ist. Den Löwenanteil seines Milliardenvermögens machten seine Signa-Anteile aus – die haben im Zuge der Insolvenzen massiv an Wert eingebüßt. "René Benko hat den Großteil seines Vermögens verloren", sagte Unternehmer und Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner im ZiB2-Interview.

Privatstiftungen

Die Signa-Beteiligungen hält Benko über seine Privatstiftungen, im wesentlichen die Familie Benko Privatstiftung und die nach seiner Tochter benannte Laura Privatstiftung, beide mit Sitz in Innsbruck. In den Privatstiftungen dürfte Benko – wie die meisten Superreichen – seine wesentlichen Vermögensposten gebunkert haben. Flüssiges Geld scheint allerdings ziemliche Mangelware zu sein. 

Komplexe Darlehensverträge

Jedenfalls gab es komplexe Darlehensverträge der Stiftungen untereinander sowie heimliche Überweisungen dreistelliger Millionenbeträge einer Signa-Firma an private Benko-Firmen, die über Ecken der Laura Stiftung zuzurechnen sind. So hat die Laura Privatstiftung der Benko-Familienstiftung im Jahr 2020 knapp 300 Mio. Euro geborgt, wie das Magazin "News" berichtet. Hintergrund: Damit sollte eine Kapitalerhöhung bei der Signa Holding finanziert werden. 

Außerdem habe die Benko-Familienstiftung der Signa Holding in der finanziellen Schieflage 100 Mio. Euro geliehen – wie viel davon zurückfließt, hängt an einem erfolgreichen Ausgang des Sanierungsverfahrens. Benko selbst soll sich laut "News" von seiner Privatstiftung 21 Mio. Euro geborgt haben. Erstaunlich eigentlich für jemanden, dem Milliarden zugeschrieben werden.

Wirbel um 300-Millionen-Überweisung

Außerdem wären da noch die mehr als 300 Millionen Euro, die in den letzten Tagen für Aufregung sorgten: Laut Recherchen der "Financial Times" überwies die Signa Development vor der Insolvenz dieses Geld heimlich an zwei Firmen im Nahebereich der Benko-Familie: 125 Mio. Euro an die Laura Finance Holding GmbH und 190 Mio. Euro an die Laura Holding GmbH.

Dass diese Zahlungen an René Benko bzw. ihm zuzurechnende Firmen ergangen seien, weist die Sanierungsverwalterin der Signa Development, Andrea Fruhstorfer, als unrichtig zurück. Die kolportierten 300 Mio. Euro seien "nach aktuellem Erhebungsstand für Immobilienprojekte der Signa verwendet worden".

Zurück zu Benkos Finanzlage. Viel Bares dürfte er für seine Verhältnisse nicht auf der hohen Kante haben, zumindest nicht bei den beiden  zuvor genannten Privatstiftungen. Laut Informationen des Magazins "News" hatte die Familie-Benko-Privatstiftung Ende 2022 nur rund 640.000 Euro auf Bankkonten. Bei der Laura Privatstiftung seien es 1,836 Mio. Euro gewesen.

Was Benko in der 2006 gegründeten Laura Privatstiftung alles gebunkert hat, listet "News" jetzt unter Bezugnahme auf interne Signa-Unterlagen. In der Stiftung geparkt ist jedenfalls der Privatjet, mit dem Benko unter anderem regelmäßig zwischen Innsbruck und Wien unterwegs ist – wie erst vor wenigen Tagen.

Es bleibt beachtlich, was alles ins Reich der Laura Privatstiftung gehört. Inklusive der Benko-Villa in Innsbruck-Igls und des noblen Chalet N am Arlberg – auf beiden Anwesen liegen jedoch bereits Pfändungen. Auch gelistet: eine Ferrari-Sammlung und Benkos persönliche Kunstschätze.

Das Vermögen der Laura Privatstiftung

  • Immobilien in Innsbruck, Ostdeutschland und Berlin
  • ChaletN in Oberlech
  • Benko-Villa in Innsbruck-Igls – sie steht mit über 60 Mio. Euro in de Büchern der Stiftung
  • Privatjet Bombardier Global 700
  • Ferrari-Sammlung
  • 64-Meter-Yacht RoMa
  • Kunstsammlung, u.a. mit Werken von Picasso und Basquiat, die Benko zu Beginn der Pleiteserie privat verkaufen wollte
  • Beteiligungen im Tech-Bereich
  • Beteiligungen an der Signa Retail, der Laura Holding und Dolce Vita Gastro

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    Das ist René Benkos Luxus-Villa in Innsbruck.
    Das ist René Benkos Luxus-Villa in Innsbruck.
    EXPA / APA / picturedesk.com
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