Nach Rebellen-Blitzoffensive
Zivilisten getötet: Gewalt in Syrien erskaliert
Dschihadisten reißen die Kontrolle über Aleppo an sich. Syrien und das verbündete Russland reagieren mit Luftangriffen. Eine gefährliche Dynamik.
Als Antwort auf die Angriffe von dschihadistischen Gruppen auf Aleppo, "Heute" berichtete, haben Syrien und Russland wieder Luftangriffe auf die Stadt aufgenommen. Dabei kamen Aktivisten zufolge neben Rebellen-Kämpfern auch Zivilisten ums Leben.
Unter den Todesopfern seien neben Mitgliedern der Dschihadistengruppe, die in Syrien seit Kurzem auf dem Vormarsch ist, auch acht Zivilisten. 23 Menschen seien verletzt worden, teilten die Aktivisten weiter mit. Sie beziehen ihre Informationen von einem Netz aus Informanten in Syrien.
Machthaber Assad sagt Rebellen den Kampf an
Nach der Einnahme der Stadt Aleppo durch dschihadistische Rebellen hat Syriens Machthaber Baschar al-Assad den von Islamisten angeführten Kräften den Kampf angesagt. Die "Zerschlagung des Terrorismus" diene der Stabilität und Sicherheit der gesamten Region, sagte Assad nach Angaben der syrischen Präsidentschaft bei einem Treffen mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi in Damaskus.
Russlands Luftwaffe hatte am Wochenende erstmals seit 2016 wieder in Aleppo angegriffen. Auch andernorts in Nordwestsyrien gab es wieder russische Luftschläge gegen syrische Rebellen. Moskau gehört zu den wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung in dem Bürgerkrieg.
Irans Außenminister sagte Syrien derweil weiterhin Unterstützung dabei zu. Er warf Israel und den USA vor, hinter dem Vormarsch der Dschihadisten zu stecken. Der Iran ist neben Russland der wichtigste Verbündete von Assad.
"Gefährdet das Leben Tausender Zivilisten"
Viele Menschen würden derzeit die großen Märkte in der Stadt meiden, aus Furcht, diese könnten ins Visier von Luftschlägen geraten, mit denen die Regierung und ihr Verbündeter Russland die oppositionellen Islamisten wieder aus der Stadt vertreiben will. Einkäufe erledigten sie auf kleineren Straßen, berichtet der Syrer, der im Westen Aleppos wohnt. Lebensmittel sind seinen Angaben nach derzeit überall erhältlich.
Auch Mohammed Hanan fürchtet sich vor allem vor den Regierungstruppen – und ihrer angekündigten Gegenoffensive auf die Stadt. "Das gefährdet das Leben Tausender Zivilisten", sagt er.
Zivilisten getötet: Gewalt in Syrien eskaliert
Die Anwohnerin Malak Abdul-Rahman sieht dagegen auch andere Bedrohungen in der gegenwärtigen Situation. "Autos mit bewaffneten Gruppen fahren durch die Straßen und Märkte von Aleppo", so die Frau. Deshalb seien viel weniger Menschen als sonst unterwegs, ist sich die Frau sicher. Die Straßen seien leer. Die Rebellen hätten zudem Straßen gesperrt, weshalb die Menschen derzeit nicht aus der Stadt heraus könnten.
Westen fordert Deeskalation
Die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben die Konfliktparteien in Syrien zur Deeskalation aufgefordert. Seit dem überraschend schnellen Vorrücken von islamistischen Rebellen und der Verdrängung syrischer Regierungstruppen aus Aleppo hat der Bürgerkrieg in dem Land nach Jahren des weitgehenden Stillstands innerhalb weniger Tage wieder eine gefährliche Dynamik bekommen: Russische und syrische Kampfflugzeuge verstärkten ihre Angriffe, um die Lage für die Regierung unter Kontrolle zu bekommen. Auch der iranische Außenminister sicherte Syrien weiterhin Unterstützung im Kampf gegen oppositionelle Kräfte zu.
"Wir verfolgen die Entwicklungen in Syrien genau und fordern alle Parteien zur Deeskalation und zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Infrastruktur auf, um weitere Vertreibungen und Unterbrechungen des humanitären Zugangs zu verhindern", hieß es in einer in der Nacht vom US-Außenministerium veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der vier Nato-Staaten USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
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Auf den Punkt gebracht
- Die Gewalt in Syrien eskaliert erneut, nachdem dschihadistische Gruppen die Kontrolle über Aleppo übernommen haben.
- Syrien und Russland reagieren mit Luftangriffen, bei denen neben Rebellen auch Zivilisten getötet wurden, während westliche Staaten zur Deeskalation aufrufen.