Gesundheit
Wer bis zum Umfallen trinkt, riskiert Demenz
Alkoholkater sind schlimm, aber möglicherweise nicht die schlimmste Folge von Alkoholexzessen.
Zu viel Alkohol ist nie gut. Doch wer sich bis zur Bewusstlosigkeit trinkt, könnte ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Demenz zu erkranken. Das berichten Forschende des University College London im Fachjournal "Jama Network Open". Sie haben mehrere Studien ausgewertet, in denen die Trinkgewohnheiten von über 131.000 Menschen untersucht worden waren.
Nicht übertreiben
Wie das Team um den Epidemiologen Mika Kivimaki herausfand, scheint weniger eine Rolle zu spielen, wie viele Drinks jemand pro Woche zu sich nimmt, als wie die Abende mit Alkohol enden. Denn egal, ob es sich bei den Probanden um mäßige oder starke Trinker (ab 14 Alkoholeinheiten pro Woche, siehe Box) handelte: Hatten die Teilnehmer in den letzten 12 Monaten bis zum Umfallen getrunken, verdoppelte sich ihr Demenzrisiko gegenüber denjenigen, die keine Blackouts hatten, so Kivimaki und seine Kollegen.
Dabei machte es keinen Unterschied, ob es sich um Männer oder Frauen handelte. Auch das Alter der Studienteilnehmer war unerheblich.
So viel sind 14 Alkoholeinheiten
Im Jahr 2016 hat die britische Gesundheitsbehörde aktualisierte Richtlinien für den risikoarmen Konsum von Alkohol herausgegeben. Laut diesen sollten sowohl Männer als auch Frauen pro Woche nicht mehr als 14 Einheiten Alkohol zu sich nehmen. Das entspricht etwa sieben Gläsern à 175ml von 12-prozentigem Wein oder sieben britischen Pints – 0,5683 Litern – Lagerbier von durchschnittlicher Stärke (4 Prozent).
In der Schweiz hat die Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen (Ekal) die Empfehlungen im Jahr 2018 angepasst. Demnach sollten gesunde Männer nicht mehr als zwei Standardgläser Alkohol pro Tag zu sich nehmen, gesunde Frauen höchstens eines. Außerdem sollen jede Woche mehrere alkoholfreie Tage eingelegt werden.
Älteren oder Personen, die Medikamente einnehmen, wird dagegen geraten, Alkohol nur in Maßen und mit Vorsicht zu genießen. Ganz die Finger davon lassen sollten Jugendliche unter 16 Jahren sowie Schwangere.
Die Forschenden weisen darauf hin, dass ihre Studie nichts darüber aussagt, ob der Bewusstseinsverlust die Demenz begünstigt oder Menschen mit Demenzveranlagung einfach eher zum Rauschtrinken tendieren. Allerdings spreche für Ersteres einiges: "Ethanol ist neurotoxisch, überquert die Blut-Hirn-Schranke und kann in hohen Konzentrationen pathologische Prozesse auslösen, die die Gehirnzellen schädigen oder abtöten."
Zudem können Episoden von besonders starkem Alkoholkonsum zur Entwicklung anderer Gesundheitszustände im Zusammenhang mit Demenz beitragen. Zum Beispiel Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes und koronare Herzkrankheiten.