Der namenlose, 44-jährige Mann aus Südfrankreich hatte bis dato ein normales Leben mit Beruf und Familie geführt – bis er zunehmend eine leichte Schwäche und Schmerzen im linken Bein verspürte. Nachdem Gefühl etwa zwei Wochen lang angehalten hatte, begab er sich ins Krankenhaus.
Schwäche in den Beinen ist ein häufiges Symptom, das durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden kann. Im Zuge der neurologischen Abklärung brachten CT- und MRT-Scans des Kopfes die Ursache der Symptome ans Tageslicht: Dort, wo eigentlich das Gehirn sein sollte, war einfach nichts, wie die Ärzte in ihrem Bericht festhielten.
Es stellte sich heraus, dass der Mann an einem schweren Fall von Hydrozephalus ("Wasserkopf") litt. Auf den Scans erscheint statt Hirngewebe nur schwarzer Raum, wo sich Flüssigkeit angesammelt hatte. Dies führte dazu, dass sein Gehirn gegen den Rand seines Schädels gedrückt wurde. Infolgedessen wurde auch festgestellt, dass sein Schädel vergrößert war.
Hydrozephalus ("Wasserkopf") ist eine angeborene oder erworbene Erweiterung der inneren beziehungsweise äußeren Liquorräume des Gehirns, wobei zu viel Liquor im Gehirn vorhanden ist. Unbehandelt kann dies zu Hirnschäden oder zum Tod führen. Hydrozephalus kann durch eine Reihe von Faktoren verursacht werden, z. B. durch Hirndefekte, Infektionen, Verletzungen und Tumore.
Aus seinen Krankenakten geht hervor, dass er im Alter von 6 Monaten und noch einmal mit 14 Jahren mit einem Shunt behandelt wurde. Das ist eine chirurgische Maßnahme zur Behandlung von Hydrocephalus, indem überschüssige Flüssigkeit in den Bauchraum geleitet wird. Mit dieser Behandlung führen die meisten Patienten ein relativ normales Leben. Aber ohne weitere neurologische Probleme blieb das Ausmaß seiner Erkrankung jahrzehntelang unbemerkt.
Bei seinem Besuch im Spital stellten die Ärzte fest, dass der Mann eine besondere Form des Hydrozephalus – den chronischen nicht kommunizierenden Hydrozephalus – hatte, bei dem sich langsam Flüssigkeit im Gehirn ansammelt. Im Falle des Mannes wurden die Symptome durch eine Blockade in einem der Abflusswege des Gehirns verursacht. Nach der Behandlung, bei der die Ärzte einen neuen Abflussweg für die Flüssigkeit schufen, erholte sich der Mann vollständig.
Doch trotz seines minimalen verbliebenen Gehirngewebes war der Mann nicht geistig behindert. Er hatte zwar einen niedrigen IQ von 75, arbeitete aber als Beamter. Er war verheiratet, hatte zwei Kinder und war relativ gesund. Das könnte darauf hindeuten, dass ihm keine Gehirnteile fehlen, sondern sein Gehirn einfach zu einer dünnen Schicht komprimiert wurde.
Dass seine Krankenakte eine normale neurologische Entwicklung zeige, sei bemerkenswert, sagt Neurologe an der Mittelmeer-Universität in Marseille. "Dieser Fall ist unseres Wissens nach einzigartig. Noch nie zuvor haben wir einen so schweren Hydrozephalus erlebt."