"Viele Schicksale"

Traditionswerk sperrt zu – Tränen und Zukunftsängste

Der große deutsche Konzern Schaeffler sperrt sein Werk in NÖ nach über 60 Jahren zu. Die Produktion soll in billigere Länder ausgelagert werden.

Erich Wessely
Traditionswerk sperrt zu – Tränen und Zukunftsängste
Schaeffler-Werk in Berndorf: Bürgermeister Franz Rumpler am Mittwoch vor Ort
Presseagentur Holzinger

Paukenschlag am Mittwoch: In einer Mitteilung mit dem sperrigen Titel "Schaeffler präzisiert strukturelle Maßnahmen außerhalb von Deutschland" hieß es: "In der Sparte Bearings & Industrial Solutions ist geplant, die Produktion am Standort Berndorf (Österreich) einzustellen."

Für Bürgermeister Franz Rumpler (VP) ist die Nachricht "nicht nur ein Schock für Berndorf, sondern für das ganze Triestingtal". Dabei habe er die Hoffnung gehabt, dass das Werk einen Fortbestand hat – auch wegen "der technisch so spezialisierten Mitarbeiter".

"Es gibt viele persönliche Schicksale"

Von 1.200 Industriearbeitsplätzen in Berndorf würden mit Ende 2025 (hier ist die Schließung geplant) rund 450 Jobs wegfallen. "Schaeffler ist der größte Kommunalsteuerzahler bei uns", so Rumpler, der in erster Linie an die Belegschaft denkt: "Es gibt viele persönliche Schicksale. Jede Familie kennt hier jemanden, der im Werk arbeitet", so Rumpler zu "Heute".

Das Schaeffler-Werk in Berndorf

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    Das Schaeffler-Werk in Berndorf
    Das Schaeffler-Werk in Berndorf
    Presseagentur Holzinger

    In Berndorf fertigt der Konzern aktuell Radlader und Radnabenmodule sowie Getriebelager an – vor allem für Lastwagen, Traktoren und Baumaschinen. Der Konzern verweist auf starke Nachfrageschwankungen und sehr hohen Kosten- und Preisdruck durch asiatische Konkurrenz.

    Sozialplan in Ausarbeitung

    "Es wird einen Sozialplan geben", sagte Sprecher Josef Kalina am Mittwoch zu "Heute". Gestern wurde die Belegschaft in drei Betriebssitzungen informiert. Die Standorte in Kysuce (Slowakei) und Brasov (Rumänien) würden Produktionskapazitäten übernehmen – für die Mitarbeiter in NÖ wohl keine reizvolle Perspektive. Bei einigen Mitarbeitern sollen laut "Heute"-Infos am Mittwoch auch Tränen geflossen sein – viele stehen vor schwierigen Zukunftsentscheidungen.

    Mikl-Leitner: "Alarmsignal"

    "Das AMS NÖ muss nun die betroffenen Arbeitskräfte bestmöglich unterstützen", so Landeschefin Johanna Mikl-Leitner (VP). Und sie warnt: "Dieses Alarmsignal muss bei den Verhandlern in Wien ankommen."

    "Möglichst sozialverträglich"

    Die Maßnahmen sollen laut dem Konzern "möglichst sozialverträglich zwischen den Jahren 2025 und 2027 umgesetzt" werden. "Schaeffler beginnt jetzt die gesetzlich vorgeschriebenen Konsultationen mit gewählten Arbeitnehmervertretern an den betroffenen Standorten und mit dem Europäischen Betriebsrat."

    „Durch die notwendige Konsolidierung unseres europäischen Produktionsnetzwerks verbessern wir unsere Kostenstruktur und unsere Wettbewerbsfähigkeit", so Sascha Zaps, Vorstand von Bearings & Industrial Solutions. Im Fokus der Pläne stehe "eine zukunftssichere Aufstellung des Lagergeschäfts von Schaeffler , um langfristig profitabel zu sein und eine bestmögliche Kundenversorgung sicherzustellen. Unser Ziel ist es, mit den Arbeitnehmervertretungen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern schnellstmöglich tragfähige Lösungen zu finden.“

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      iStock, Helmut Graf

      Auf den Punkt gebracht

      • Das Traditionswerk Schaeffler in Berndorf, Niederösterreich, wird bis Ende 2025 geschlossen, was den Verlust von rund 450 Arbeitsplätzen bedeutet.
      • Bürgermeister Franz Rumpler und andere lokale Vertreter äußern große Besorgnis über die Auswirkungen auf die Gemeinde und die betroffenen Familien, während der Konzern auf Nachfrageschwankungen und Konkurrenzdruck verweist und einen Sozialplan ankündigt.
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