Niederösterreich

Protest-Schwimmen gegen Kraftwerkspläne in eisiger Ybbs

Die Bürgerinitiative Pro Ybbs veranstaltete wieder ein Eisbaden, um für eine intakte Natur zu kämpfen – und gegen ein geplantes Kraftwerk der EVN.

Aram Ghadimi
Protest-Schwimmen gegen Kraftwerkspläne in eisiger Ybbs
Die Bürgerinitiative Pro Ybbs kämpft bei 3,5 Grad Wassertemperatur gegen die EVN.
Pro Ybbs

Am 6. Jänner, dem Dreikönigstag, hatte es in Amstetten zwischen -1 und 0 Grad und fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, kurzum: Es war nebelig und eisig kalt an diesem Feiertag. Für viele Menschen ein Grund, keinen Schritt vor die Tür zu tun.

Doch ausgerechnet an diesem Tag zog es rund 400 Schaulustige sowie 35 Eisbadende der Bürgerinitiative "Pro Ybbs" an das Ufer des gleichnamigen Flusses – um die Badesaison, wie auch schon die Jahre davor, mit einem traditionellen Dreikönigsschwimmen zu eröffnen und dabei wie alle Jahre gegen das geplante EVN-Kraftwerk "Hohe Brücke" zu protestieren.

Eisbaden ohne Wenn und Aber

An der Ybbs mit ihren Auen sei im Raum Amstetten durch Renaturierungsmaßnahmen schon viel erreicht worden, schreibt die Bürgerinitiative in einer Aussendung. Etwa in Schönegg bei Neumarkt oder bei Hausmening.

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    Eisbaden gegen die EVN - die Bürgerinitiative "Pro Ybbs"
    Eisbaden gegen die EVN - die Bürgerinitiative "Pro Ybbs"
    Pro Ybbs

    "Jetzt gilt es, die letzten Hotspots der Vielfalt und Biodiversität, ganz gleich wo – ohne Wenn und Aber zu bewahren", sagen Jonathan Hochstöger und Gerald Mevec. Hochstöger (19 J.) ist seit Sommer Obmann von "Pro Ybbs" und der Sohn von Gerald Mevec, der 15 Jahre lang Obmann der Initiative war.

    Ihr Ziel: Das EVN-Kraftwerk "Hohe Brücke" (Ferschnitz) soll aus dem Genehmigungsverfahren genommen werden. Bereits 2012 endete die Berufungsfrist gegen den positiven Wasserrechtsbescheid des Landes Niederösterreich für das umstrittene Kraftwerk. Das Land Niederösterreich genehmigte der EVN eine Staustufe.

    Das Absurde daran: Die Ybbs gehört zu den wichtigsten Flüssen Österreichs und wurde 1998 vom Lebensministerium, dem Wirtschaftsministerium und der Naturschutzorganisation WWF zum "Flussheiligtum" erklärt. Seit 2011 ist die Ybbs Teil des Natura 2000 Schutzgebiets "NÖ Alpenvorlandflüsse".

    Das Europaschutzgebiet "NÖ Alpenvorlandflüsse" wurde 2011 gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU beschlossen. Es umfasst neben der Ybbs auch andere Alpenvorlandflüsse wie die Pielach, die Melk, die Mank, die Erlauf, den Zauchbach und die Url sowie die Donau im Nibelungengau.

    Gerichtsprozesse – Bauvorhaben ist derzeit auf Eis gelegt

    Seit mehr als einem Jahrzehnt gibt es Bürgerproteste gegen die Bauvorhaben der EVN. Auch die Grünen Niederösterreich und der WWF übten vehement Kritik. Und wegen der langjährigen Gerichtsverfahren in Österreich und auf EU-Ebene konnte die EVN bisher keine Staumauer in dem Naturschutzgebiet an der Ybbs bauen.

    "Intakte Lebensräume werden in Zukunft zu den wichtigsten Grundlagen unserer Zivilisation gehören", schreiben Hochstöger und Mevec in ihrer Aussendung zum Dreikönigsschwimmen. Flüsse, wie die Ybbs, seien wichtige Lebensadern. Es müsse die Aufgabe der Gesellschaft sein, diese Lebensgrundlagen zu sichern.

    Protest-Schwimmen bei 3,5° Wassertemperatur

    Mit "Freude an der Sache" und einer Portion Selbstüberwindung habe die Bürgerinitiative zusammen mit ihren Unterstützern wieder ein Zeichen gesetzt. "Es war eine gelungene Mischung aus Spaß und Aktivismus", sagen die Veranstalter.

    Und weiter: "Nichts braucht es in Zeiten der Klimakrise notwendiger als resiliente Natur und Artenvielfalt." Dafür ist man bei erfrischenden 3,5° Wassertemperatur schwimmen gegangen.

    Hälfte der Fische schon verschwunden

    Noch hat die Ybbs an ihrem Unterlauf, zwischen Amstetten und Kemmelbach, ihre längste unverbaute Fließstrecke. Von den über 32 Fischarten sei aber schon gut die Hälfte verschwunden. Die noch verbleibenden Arten seien fast gänzlich auf roten Listen, also akut gefährdet oder bereits am Aussterben.

    Das Eisbaden am Dreikönigstag soll auch darauf aufmerksam machen. Grenzenloses Wachstum bei einem begrenzten Planeten könne sich nicht ausgehen, sind sich Hochstöger und Gerald Mevec von "Pro Ybbs" sicher.

    Die EVN argumentiert laut "Kurier" mit der harten Sohlschwelle bei der Hohen Brücke. Dort sei eine Fischwanderung gar nicht möglich. Im Zuge des Kraftwerks würde eine Fischtreppe aber garantiert werden.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Bürgerinitiative "Pro Ybbs" veranstaltete am Dreikönigstag ein Eisbaden in der Ybbs, um gegen das geplante EVN-Kraftwerk "Hohe Brücke" zu protestieren und auf die Bedeutung intakter Lebensräume hinzuweisen.
    • Trotz eisiger Temperaturen nahmen 35 Personen an der Aktion teil, um ein Zeichen für den Erhalt der Natur und die Artenvielfalt zu setzen.
    agh
    Akt.