Krise in der Bildung

"Streit, Angriffe und kein Deutsch" – Alltag in Schulen

Gravierende Probleme gibt es längst in Problemzonen der Großstädte. Doch jetzt beschreibt eine Mutter aus dem ländlichen Bereich Ähnliches.
Niederösterreich Heute
31.03.2025, 07:00

Neustart für unser Bildungssystem – das fordern viele Bürger, Politiker, aber auch Pädagogen schon lange. Ein Grund: Viele Kindergärten können eine ihrer wichtigsten Aufgaben nicht mehr erfüllen. Das jedenfalls beschreibt eine aktuelle Studie, die gerade für Furore sorgt.

Die Untersuchung der Pädagogischen Hochschulen Tirol und Oberösterreich kommt zum Ergebnis, dass – sobald es in einer Einrichtung mehrheitlich Kinder mit nicht-deutscher Erstsprache gibt –, die Pädagogen Schwächen im "sprachlichen, kognitiven und sozial-emotionalen Bereich", nicht senken können.

Kein Hotspot – Mutter beschreibt Lage in Kleinstadt

"Unser Ziel ist schon lange nicht mehr die 'Schulreife'", wird eine Kindergartenleiterin zitiert. Oder: "Es ist frustrierend, dass Kinder, die gut Deutsch sprechen, in ihrer Förderung zurückstehen müssen."

Jetzt hat sich eine Mutter bei "Heute" gemeldet. Sie beschreibt den 'normalen' Bildungs-Alltag in einer niederösterreichischen Stadt. Ihre Erzählung handelt nicht von einer "Brennpunktschule" in einem Wiener "Hotspot" – sie erzählt vom Alltag abseits der Großstadt.

"Wir wurden gewarnt"

"Wir wurden von allen Seiten gewarnt, unser Kind nicht im Ort in den uns automatisch zugeteilten Kindergarten zu geben, da dort angeblich so viele Kinder 'mit Migrationshintergrund' wären", sagt die Mutter.

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Ihr Sohn (mittlerweile zwölf Jahre alt) besuchte dennoch die Bildungseinrichtungen im Ort, "es war eine bewusste Entscheidung, da ich wollte, dass mein Kind sieht, wie es nun einmal ist." Und auch: "Er sollte ruhig andere Kulturen und Religionen kennenlernen!"

Sprachbarriere - kaum Freunde aus der Schule

Die anderen Kinder waren alle "nett und lieb", beschreibt die Mutter (sie will anonym bleiben), "aber aufgrund der Sprachbarriere war es für unser Kind sehr schwer." Nach und nach kamen ein paar andere Kinder mit Deutsch als Muttersprache in den Kindergarten. Dann begann die Gruppenbildung, jeder blieb für sich. "Natürlich hätten wir uns sehr für unser Kind gefreut, wenn er mehr Freunde gefunden hätte", sagt die Mutter zu "Heute".

Nächste Etappe Volksschule: "Wieder sagten viele 'da könnt ihr doch euer Kind nicht hingeben'. Wir haben es trotzdem getan."

Die Niederösterreicherin erzählt: "Grundsätzlich ist meiner Meinung nach das Problem in der Volksschule noch viel gravierender als im Kindergarten!! Da hier sicher viel, viel mehr möglich wäre, wenn alle Kinder die Sprache beherrschen würden."

"...das war schon sehr zach"

Jetzt, da die Kinder älter sind, kommt ein weiteres Problem dazu: "Es waren immer wieder disziplinäre Probleme, die den Unterricht aufgehalten haben." Schlimm wurde es laut den Schilderungen ab der dritten Klasse. Da gab es mehrere Kinder, die bereits die Schulstufe wiederholen mussten: "Die Kinder waren älter, kräftiger und hatten ganz andere Themen als unser Kleiner."

Die Sprache blieb als Problem bestehen: "Bei den Elternabenden war ich in irgendeinem Jahr einmal neben den Betreuerinnen die einzige 'Österreicherin', das war schon sehr zach. Da es sehr schwer war mit jemandem ins Gespräch zu kommen."

In der vierten Klasse wurde es brutal. Es kam es häufig zu "Rangeleien, Streit und körperlichen Angriffen" unter den Schülern, "das war wirklich schon oft sehr grenzwertig." Die besorgte Mutter hat Glück, ihr Sohn schafft es, sich meist herauszuhalten, "aber es hat mein Kind trotzdem beschäftigt und viele Gespräche war nötig da es doch immer wieder belastend war, wenn es zu leichten Verletzungen der Klassenkollegen kam."

"Zahlreiche soziale Probleme"

Nach der Volksschule musste eine Entscheidung getroffen werden. "In die normale NMS können wir unseren Sohn leider nicht geben! Wir hätten viel zu viel Sorge, dass aufgrund zahlreicher sozialer Probleme ganz viel Wissen nicht vermittelt werden kann. Soweit man hört, sind die Lehrer hauptsächlich mit disziplinären Dingen beschäftigt."

Die Frau betont mehrmals, dass die Lehrer sehr bemüht sind („Hut ab!“), doch es wäre viel mehr Personal nötig, um den Unterrichtsstoff für alle verständlich zu lehren.
Grund ist jetzt nicht mehr nur die Sprache, auch die sozialen Konflikte bremsen das Lernen. "Wenige Schüler – auch Österreicher – halten die ganze Klasse in Schach."

"Wohltat ohne Rangeleien"

Jetzt geht ihr Sohn ins Gymnasium – der Schulweg ist lang, doch hier, "wird wirklich sehr viel Wissen vermittelt", so die Mutter. Alle Schüler sind auf einem ähnlich hohen Niveau, es gibt keine disziplinären Probleme. Und: "Es ist eine wirkliche Wohltat ohne diese körperbetonten Rangeleien!"

Doch die Mutter hat noch ein schlechtes Gefühl, der anderen gegenüber. Denen, die in der alten Klasse blieben: "Auch diese Kinder habe ich im Laufe der Zeit sehr ins Herz geschlossen und auch sie hätten es wirklich verdient! Ich habe das Gefühl, sie haben ja fast keine Chance."

{title && {title} } red, {title && {title} } 31.03.2025, 07:00
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