Was wirklich dahinter steckt
Strache-Chataffäre um ORF-Turner Jelinek und Gabalier
Ausgerechnet an jenem Wochenende, an dem die Luxusgagen im ORF öffentlich werden, sollen neue Chats ein schiefes Licht auf Medienmacher werfen.
Und wieder fanden strafrechtlich nicht-relevante Chatnachrichten den Weg in die Medien. "Standard", "profil" und ORF veröffentlichten nun in gewohnter Manier teils sechs Jahre alte Messages – spannenderweise an jenem Wochenende, für das die Veröffentlichung der ORF-Gehälter angesetzt war.
Bis zu 455.000 Euro Gage beim ORF
Die "Kronen Zeitung" meldete bereits Freitagvormittag die ersten Luxus-Gagen des öffentlich-rechtlichen Senders. Einige Aushängeschilder und Spitzenmanager verdienen knapp eine halbe Million Euro jährlich; gezählte 62 Küniglberg-Mitarbeiter kommen über die Grenze von 170.000 Euro Jahresbrutto, ab der das Salär nun veröffentlicht werden muss. Darunter etwa ZiB-2-Moderator Armin Wolf.
Strache wollte Aus für ORF-Gebühren
Und wie es der Zufall so will, gingen beinahe zeitgleich Uralt-Chats von Ex-Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache in ausgewählten Medien online. Der Erkenntnisgewinn ist überschaubar. So erfährt man nun verschriftlicht, dass die Freiheitlichen während ihrer Regierungsbeteiligung "unfassbare Propaganda" im ORF wahrnahmen, "auf den Tisch hauen" wollten und beabsichtigten, die GIS-Gebühren abzuschaffen ("Bedingung!")
Fan von "Fit mit Philipp"
Strache kommunizierte häufig mit seinem Personaltrainer, Philipp Jelinek. Er sollte – so der Wunsch der FPÖ – Moderator der Frühstückssendung "Guten Morgen Österreich" werden. Als der bis heute tätige "Vorturner der Nation" seinen unbefristeten ORF-Vertrag erhielt, zeigte sich der ehemalige Vizekanzler erfreut.
Weniger erfreut waren die Blauen hingegen, als Ondits die Runde machten, Martin Thür würde zum Moderator der ZiB 2 aufsteigen. Den Journalisten mit Faible für Twitter und Excel-Tabellen hielt man für "profilierungssüchtig".
Skandalisiert wird nun in einigen Medien auch der Wunsch des ehemaligen Vizekanzlers, Andreas Gabalier "endlich auch auf Ö3 zu spielen". Unter Verweis auf den öffentlich-rechtlichen Bildungs- und Kulturauftrag sei dies bei jemandem, der in Deutschland und Österreich Stadien fülle, geboten, so Strache.
Der ehemalige blaue Frontman hielt auch engen Kontakt zu jenem ORF-Manager, der die TVthek erfolgreich machte und sich, wie er betonte, "als Einziger" am Küniglberg für objektive Berichterstattung über freiheitliche Regierungsmitglieder stark machte – vordergründig auf der blauen Seite und in der TVthek.
Eigene Gehälter nicht erwähnt
Insgesamt knapp zehn Minuten beschäftigte sich der ORF – samt Studiointerview – am Freitag in der ZiB 2 mit den Inhalten dieser FPÖ-Chats. Für eine Erwähnung der Luxusgehälter blieb dabei keine Zeit.
ORF: Polit-Wünsche nicht erfüllt
Der ORF stellte am Freitag jedenfalls klar, "dass politische Wünsche, die in den Chats geäußert werden, vom ORF nicht erfüllt wurden. Weder solche der Politik noch von einzelnen Mitarbeitern". Der Sender verwahre sich "gegen jegliche politische Einflussnahme".
Neue Chats mit Kickl
Die Fuhr alter Nachrichten förderte nun der U-Ausschuss zutage und soll offenbar zeigen, wie freiheitliche Spitzenpolitiker ihre Personalwünsche und Interventionen akkordierten. Extrem kühl reagierte der damalige Infrastrukturminister und nunmehrige dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer auf Straches Interventionen. Er verwies in knappen Sätzen auf rechtliche Grenzen oder falsche Gerüchte. Härter ging es Herbert Kickl an, der sich als Innenminister in Chats mit seinem Parteichef Strache vehement gegen einen ÖVP-Personalwunsch für die LPD Niederösterreich stemmte, während Strache geneigt war, Landeshauptfrau Mikl-Leitner entgegenzukommen.
Auch mit einem gewichtigen Kanalbetreiber, den man – wie sattsam bekannt – offenbar üppig mit Inseraten bedacht hatte, geriet Strache immer wieder in Clinch ("Wort nichts wert"), wenn in dessen Sendungen Strache-Feinde auftreten durften.