Ex-Minister hängte alle ab

Sein Erfolgsgeheimnis: So schaffte FP-Kunasek Erdrutsch

"Heute" weiß, warum so viele Steirer für die FPÖ gestimmt haben. Und welche Rolle die Spitzenkandidaten der Parteien für die Wahlentscheidung hatten.

Angela Sellner
Sein Erfolgsgeheimnis: So schaffte FP-Kunasek Erdrutsch
FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek (links) und FPÖ-Chef Herbert Kickl während des Wahlkampffinales der FPÖ Steiermark am 21. November 2024.
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Die steirische Landtagswahl ist geschlagen und hat der grünen Mark wie erwartet ein blaues Beben beschert. Mit 35,4 % (+17,9 %) laut erster Hochrechnung sind die Freiheitlichen mit Mario Kunasek an der Spitze klare Wahlsieger.

Spannende Einblicke, warum die Steirerinnen und Steirer so gewählt haben, geben die Wahlmotive, welche ATV, PULS 24 und die Agentur Peter Hajek PublicOpinion Strategies veröffentlicht haben (Telefon-/Online-Befragung von 800 Wahlberechtigten, 18.–22.11. 2024, max. Schwankungsbreite +/-3,5 %).

Punktesieg für FPÖ-Kunasek

Bei der Steiermark-Wahl spielten die Spitzenkandidaten im Vergleich zu anderen Wahlen eine wichtigere Rolle, analysiert Meinungsforscher Peter Hajek die Ergebnisse der Befragung. Bei den Top-5-Wahlmotiven wurden bei vier Parteien die Spitzenkandidaten genannt. Insbesondere FPÖ-Chef Kunasek konnte punkten – 42 % der Blau-Wähler gaben an, Kunasek sei für ihre Wahlentscheidung "sehr wichtig" gewesen.

Auch SPÖ-Chef Anton Lang überzeugt mit seiner Person überraschend stark (38 % nannten ihn als sehr wichtigen Grund für ihr Kreuz bei der SPÖ) – während ÖVP-Chef und Landeshauptmann Christopher Drexler nur für 26 % ein sehr wichtiger Wahlgrund war damit laut Hajek "im Vergleich zu anderen Landeshauptleuten eine historisch schlechte Wertung einfährt".

Spitzenkandidaten spielten im Vergleich zu anderen Wahlen eine wichtigere Rolle
Peter Hajek
Meinungsforscher

Proteststimmung

Bei den FPÖ-Wählern in der Steiermark herrscht starke Proteststimmung. "Ihre beiden wichtigsten Wahlmotive sind 'Unzufriedenheit mit anderen Parteien' und 'Wunsch nach Veränderung'", so Hajek. "Bei dieser Wahl ging es darum, den Anderen zu verhindern", analysiert der Polit-Experte – "gewinnt man damit, zeigt das eher die Schwäche des Mitbewerbs als die eigene Stärke".

Wahltagsbefragung der Steirer-Wahl: Die Wahlmotive

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    Die Wahltagsbefragung von Peter Hajek für ATV: Das waren die Wahlmotive, so performten die Spitzenkandidaten
    Die Wahltagsbefragung von Peter Hajek für ATV: Das waren die Wahlmotive, so performten die Spitzenkandidaten
    zVg

    Stammwähler bei ÖVP und SPÖ

    ÖVP und SPÖ sind auf ihre Stammwählerschaft zurückgeworfen, was laut Hajek "immer ein Indiz der Schwäche" ist. Die Steirische Volkspartei konnte sich offenbar nicht mit einem konkreten Thema positionieren. 32 % der ÖVP-Wähler gaben an, die Drexler-Partei habe ihre Stimme bekommen, weil sie immer schwarz wählen. 21 % der ÖVP-Wähler gaben als Grund für ihre Stimme an, die Volkspartei leiste "gute Arbeit", 13 % nannten Drexler als am besten geeigneten Landeshauptmann. 12 % wählten schwarz, weil die ÖVP ihre "Themen, Werte, Interessen" vertrete. 10 % gaben der Volkspartei ihre Stimme, "um die FPÖ zu verhindern".

    Bei der SPÖ waren 20 % Stammwähler. 16 % wählten die Sozialdemokraten, weil sie "Themen, Werte und meine Interessen" vertrete. Für 12 % war die SPÖ das "geringste Übel".

    Keine neuen Themen

    Auch Grüne und Neos vermochten in der abgelaufenen Legislaturperiode nicht mit neuen Themen zu punkten und wurden für ihre Klassiker (Klimaschutz oder junge Reformer) gewählt. Und die KPÖ habe ihr Standardprofil in der Steiermark abgerufen, was aber offensichtlich nicht mehr als die üblichen Wählergruppen angesprochen habe, so Hajek: "Nachteil für die KPÖ: Es gibt links der Mitte ein breites Angebot für die Wähler."

    Steiermark-Wahl 2024 – die besten Bilder

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      Bei der FPÖ-Wahlparty ist man sich bereits sicher, wer künftiger Landeshauptmann wird.
      Bei der FPÖ-Wahlparty ist man sich bereits sicher, wer künftiger Landeshauptmann wird.
      Denise Auer

      Die Befragung zeigt, dass sich acht von zehn Wählern wie bei der Nationalratswahl im September bereits lange vor dem Urnengang entschieden hatten. Auffällig spät trafen KPÖ-, Neos- und ÖVP-Wähler ihre Wahlentscheidung.

      Ball liegt bei Kunasek

      Wie es nun in der Steiermark weitergeht? Anders als im Bund ist in der steirischen Landesverfassung geregelt, dass der Wahlsieger automatisch die Verhandlungen führen und zu ersten Gesprächen einladen kann. Der Ball liegt also jetzt bei Kunasek und den Freiheitlichen. Dass der Wahlsieger auch automatisch die nächste Regierung anführt, ist hingegen nicht vorgeschrieben. Spannend werden jetzt also die Koalitionsgespräche.

      28 % der Wähler wollen weiter Schwarz/Rot

      Laut Hajeks Befragung ist die beliebteste Koalitionsvariante in der Steiermark eine Fortsetzung der ÖVP/SPÖ-Regierung. Insgesamt 28 % der Wähler sprechen sich dafür aus – "eine starke Unterstützung sieht aber anders aus", kommentiert Hajek. Laut erster Hochrechnung würde sich Schwarz/Rot indes mandatsmäßig gar nicht ausgehen...

      20 % sind in der Wahlbefragung für Blau-Schwarz, 9 % für eine Koalition von FPÖ und SPÖ. 17 % plädieren für eine Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ plus Grünen oder Neos.

      Für Blau/Schwarz in der Steiermark sprechen sich 45 % der FPÖ-Wähler aus. Aber nur 17 % der ÖVP-Wähler würden das gutheißen. "Auffällig ist", so Hajek, "dass ein Viertel der blauen Wähler für eine Koalition mit der SPÖ votieren." Nachdem SPÖ-Chef Lang sich im Wahlkampf nicht explizit gegen Blau ausgesprochen habe, sie die SPÖ in einer komfortablen Verhandlungsposition: "Drexler wird Kunasek nicht zum Landeshauptmann machen und ist daher auf die SPÖ angewiesen."

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      Auf den Punkt gebracht

      • Die steirische Landtagswahl brachte der FPÖ unter Mario Kunasek einen klaren Sieg, wobei die Spitzenkandidaten eine bedeutende Rolle spielten.
      • Die Wahlmotive der FPÖ-Wähler waren hauptsächlich Protest gegen andere Parteien und der Wunsch nach Veränderung, während ÖVP und SPÖ auf ihre Stammwählerschaft angewiesen waren und keine neuen Themen setzen konnten.
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