Zahlen steigen weiter

Schon in der Volksschule: 21 % können kein Deutsch

Die Zahl der außerordentlichen Schüler an Wiener Volksschulen steigt. Über 15.613 sind es seit Oktober. Deutschförderangebote können nicht mithalten.

Wien Heute
Schon in der Volksschule: 21 % können kein Deutsch
Die Anzahl der außerordentlichen Schüler an Wiener Volksschulen bleibt weiterhin hoch. (Symbolbild)
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Die Zahl der sogenannten "außerordentlichen Schüler" (AO) an Wiener Volksschulen – diese Kinder können so schlecht Deutsch, dass sie dem Regelunterricht nicht folgen können – bleibt auch im neuesten Bericht des Schuljahres 2023/24 weiterhin auf einem hohen Niveau. Laut Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) sind mit Stand 1. Oktober 2024 insgesamt 73.280 Schüler an öffentlichen Wiener Volksschulen eingeschrieben – darunter haben 15.613 einen sogenannten AO-Status, was rund 21 Prozent der Gesamtzahl ausmacht.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zeigt sich ein Anstieg um 1.281 Schüler. Im Oktober 2023 lag der Anteil noch bei 20,5 Prozent, was 14.332 Schüler mit AO-Status entsprach. Das bedeutet, dass immer mehr Kinder aufgrund von Fluchtbewegungen und anderen Umständen als "außerordentlich" im Wiener Schulsystem geführt werden und keine ausreichenden Sprachkenntnisse aufweisen, erklärt Wiederkehr.

Kaum Deutsch: Mehr als die Hälfte ist in Österreich geboren

Von den betroffenen Schülern haben knapp 52 Prozent (8.184) als Geburtsland Österreich angegeben, während etwa 20 Prozent (3.133) die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. Diese Zahlen spiegeln die internationalen Krisen der letzten Jahre wider, insbesondere die Kriege in Syrien und der Ukraine, die eine Fluchtwelle ausgelöst haben und zu einem Wachstum der Schülerzahlen in den Wiener Volksschulen geführt haben.

Die Herausforderung für das Wiener Bildungssystem ist enorm: Seit 2022 wächst die Zahl der Schülerinnen jedes Jahr um rund 4.000 – ein Anstieg, der weit über den Wachstumszahlen der Vorjahre liegt. Doch trotz des Zuwachses an Schülern fehlt es an ausreichenden Ressourcen, insbesondere im Bereich der Deutschförderung, bemängelt Stadtrat Wiederkehr.

Die vom Bund zur Verfügung gestellten Planstellen für Deutschförderung würden nicht ausreichen, um den gestiegenen Bedarf zu decken. Schon in den vergangenen Jahren mussten deshalb zusätzliche Stellen aus dem allgemeinen Topf zur Deutschförderung genommen werden, um den Bedarf zu decken, kritisiert der Wiener Bildungsstadtrat.

Deutsch zu lernen ist nicht optional, sondern Pflicht!
Christoph Wiederkehr
Bildungsstadtrat Wien

"Die aktuellen Zahlen der außerordentlichen Schüler in Wiens Volksschulen zeigen einmal mehr, wie wichtig der Erwerb der deutschen Sprache ist. Deutsch zu lernen ist nicht optional, sondern Pflicht!", betonte Wiederkehr. "Eine gelingende Integration durch Spracherwerb braucht auf der einen Seite entsprechende Angebote, aber auch die klare Mitwirkung seitens der Eltern", stellt er klar. Besonders problematisch sei außerdem, dass rund 60 Prozent der Wiener Kindergartenkinder eine andere Erstsprache als Deutsch sprechen.

Zu wenig Deutschförder-Angebote

Als Reaktion auf die wachsende Herausforderung setzt die Stadt Wien seit zwei Jahren auf das Projekt "Wiener Sommerlernen". In diesem Rahmen erhalten rund 4.000 Schüler kostenfreie Deutschkurse während der Sommerferien. Dennoch sei es notwendig, das Sommerangebot weiter auszubauen und alle verfügbaren Ressourcen effizienter zu nutzen, so Wiederkehr.

ÖVP fordert verpflichtenden Kindergartenbesuch

Für die ÖVP sind die aktuell veröffentlichten Zahlen Anlass zur Kritik am Wiener Bildungsstadtrat. "Wenn Kinder hier geboren werden, aufwachsen, mindestens zwei Jahre den Kindergarten besuchen und dann immer noch nicht ausreichend Deutsch können, hat das auch nichts mit Fluchtbewegungen oder den Planstellen in Wiens Schulen zu tun, sondern ganz einfach mit dem Versagen dieser Stadtregierung im elementaren Bildungsbereich", so Bildungssprecher der Wiener Volkspartei, Harald Zierfuß.

Man könne die Schuld nicht auf den Bund abschieben. "Tatsache ist, die Maßnahmen der Stadtregierung greifen nicht oder zu wenig und die Probleme sind mit ein paar Dutzend mehr Sprachförderkräften in Wiens Kindergärten nicht zu heben", so Zierfuß.

Die Volkspartei fordert unter anderem nach einer verpflichtenden Sprachstandsfeststellung für alle 3-jährigen Kinder einen verpflichtenden Kindergartenbesuch inklusive intensiver Deutschförderung. Darüber hinaus sollen alle Pädagogen eine Sprachförderausbildung sowie alle Assistenten ein Sprachniveau von C1 vorweisen können.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Zahl der "außerordentlichen Schülerinnen" an Wiener Volksschulen bleibt im Schuljahr 2023/24 hoch, mit 15.613 Schülern, was etwa 21 Prozent der Gesamtzahl ausmacht
    • Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr betont die Notwendigkeit ausreichender Deutschförderung und weist auf die Herausforderungen durch steigende Schülerzahlen und internationale Krisen hin, während die Stadt Wien mit Projekten wie "Wiener Sommerlernen" reagiert
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