Sittenwächter unerwünscht

Wien-Vize: "Regeln werden nicht vom Gebetsbuch gemacht"

Welche Werte braucht es für ein gutes Zusammenleben? Stadtrat Wiederkehr sprach über Sittenwächter, Deutschpflicht und Respekt in Spitälern.

Hannah  Maier
Wien-Vize: "Regeln werden nicht vom Gebetsbuch gemacht"
Wiens Vizebürgermeister und Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz, Christoph Wiederkehr.
Sabine Hertel

Welche Werte haben wir und welche Werte wollen wir in Wien? Darüber diskutieren hunderte Bürger, Vertreter der Zivilgesellschaft, der Religionsgemeinschaften, aus der Wissenschaft und der Politik und Verwaltung am Donnerstag in Wien.

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) lud nämlich zum Wertekonvent "Prinzip Wien" in die Wiener Hofburg. Im Zentrum steht dabei auch die Frage, was getan werden kann, damit sich in Wien alle an gemeinsame Regeln des guten Zusammenlebens halten. Welche Werte Wiederkehr für wichtig erachtet, macht er in seine Auftaktrede klar.

"Wer einwandert, muss sich auch einbringen"

Der Wiener Stadtrat fordert von allen, die bei uns leben wollen, drei Grundprinzipien ein: Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie. Ein wichtiger Punkt dabei: Männer und Frauen müssen überall gleichgestellt sein. Außerdem: "Die Spielregeln in einer Demokratie erstellen wir auf rechtsstaatliche Weise. Keine Religion steht über den staatlichen Institutionen."

Insofern betont der Stadtrat weiter: "Regeln werden vom Gesetzbuch gemacht und nicht vom Gebetsbuch." Gleichzeitig appelliert Wiederkehr, Vielfalt als Chance zu begreifen, ebenso Mehrsprachigkeit. Aber: "Integration ist ein Geben und Nehmen. Das heißt: Ein gutes Zusammenleben und erfolgreiche Integration bestehen aus Angeboten, aber auch aus klaren und harten Konsequenzen, wenn diese verbindlichen Angebote nicht angenommen werden." Wer einwandere, müsse sich auch einbringen.

Deutsch zu lernen sei Pflicht

Viele tun das auch. Daher lehnt Wiederkehr eine Pauschalverurteilung klar ab: "Wir müssen den tüchtigen Marktstandler aus Syrien oder die fleißige Pflegerin aus Afghanistan vor einer gefährlichen Stigmatisierung schützen – Menschen wie sie leisten einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Menschen wie sie haben es nicht verdient, mit den Feinden unserer Gesellschaft in einen Topf geworfen zu werden."

Sittenwächter in Wien unerwünscht

Für gelungene Integration und ein funktionierendes Zusammenleben gebe es aber Voraussetzung. Eine sei die Sprache. "Deutsch zu lernen ist nicht optional, sondern Pflicht", hält Wiederkehr fest. Auch Polizei und Rettungskräfte gilt es zu akzeptieren. "Sittenwächter sind in Wien nicht erwünscht", so Wiederkehr.

Respekt in Spitälern gefordert

Darüber hinaus bezeichnet der Stadtrat einen respektvollen Umgang im Arbeitsumfeld sowie in den Spitälern und Ämtern als wichtigen Grundstein des Zusammenlebens. "Das Spital ist kein Veranstaltungszentrum, kein Treffpunkt für die Großfamilie! Es sind nur so viele Begleitpersonen sinnvoll, wie auch wirklich notwendig sind – der Betrieb und die Ruhe der Patienten dürfen nicht behindert werden."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Beim Wertekonvent "Prinzip Wien" in der Wiener Hofburg betonte Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr die Bedeutung von Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie für ein gutes Zusammenleben in Wien
    • Er forderte, dass Einwanderer sich einbringen und Deutsch lernen müssen, und betonte, dass Regeln vom Gesetzbuch und nicht vom Gebetsbuch gemacht werden, während er gleichzeitig Vielfalt und Mehrsprachigkeit als Chancen hervorhob
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