Spitzenpolitiker packt aus

"Putin hat mir gesagt, Ukraine darf nicht existieren"

Der ehemalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kennt Wladimir Putin gut. In den gemeinsamen Treffen enthüllte der Kreml-Despot seine Pläne.

Newsdesk Heute
"Putin hat mir gesagt, Ukraine darf nicht existieren"
Hatten oft miteinander zu tun: Wladimir Putin (l.) und der damalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso (r.) 2011 in Brüssel.
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Der ehemalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso packt nun in einem Interview mit "Euronews" über die Pläne von Kriegstreiber Wladimir Putin aus. Während seiner zwei Amtszeiten hatte er regen Kontakt zum Kreml.

Während der insgesamt 25 persönlichen Treffen mit dem russischen Präsidenten zwischen 2004 und 2014 habe ihm dieser auch seine Ziele enthüllt: Putin habe schon damals geplant, die Ukraine von der Landkarte zu löschen.

"Das ist sein Ziel"

"Er will nicht, dass die Ukraine existiert, oder wenn sie existiert, dass sie eine Art Weißrussland ist, ohne jegliche Unabhängigkeit in der Außenpolitik oder in Bezug auf die Verteidigung ein Vasallenstaat sein kann", deckt Barroso nun auf: "Das ist sein Ziel. Ich weiß das, weil ich mit ihm darüber gesprochen habe."

Der Kreml-Despot habe die Ukraine dabei auch einmal als ein "künstliches Land, das von der CIA und der Europäischen Kommission geschaffen wurde", bezeichnet.

Hatten mal ein gutes Verhältnis: Putin zwinkert Barroso vor versammelter Presse zu. Moskau, 6. Februar 2009.
Hatten mal ein gutes Verhältnis: Putin zwinkert Barroso vor versammelter Presse zu. Moskau, 6. Februar 2009.
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Das bestimme auch jetzt noch seine Aktionen und Ziele für die gegenwärtige Invasion: "Putin will nicht zum russischen Volk kommen und sagen, okay, wir haben jetzt etwas mehr Territorium gewonnen, ein bisschen Donbass, ein bisschen Krim". Er wolle eine souveräne Ukraine, die nicht nach der Pfeife des Kremls tanzt, als Nachbarstaat verhindern.

"Das ist die Realität"

Der Fehler der Europäischen Union sei es – auch zu seiner Zeit – gewesen, die Invasion in Georgien und die Annexion der Krim als "Sonderfall" zu betrachten. Deshalb sei es auch bei einem Ende dieses Kriegs wenig realistisch, dass die umstrittene Halbinsel im Schwarzen Meer wieder unter ukrainische Kontrolle kommen werde.

Barroso: "Wir und die europäischen Regierungen hatten im Hinterkopf, dass die Krim ein Sonderfall ist. Deshalb glaubt heute, ehrlich gesagt, niemand, dass die Ukraine die Krim zurückbekommt. Das ist die Realität."

Trotz der vielen eindringlichen Warnungen vor Putins wahren Absichten seien die EU-Mitgliedstaaten 2014 zurückhaltend bei der Verhängung strenger Sanktionen gewesen. Innenpolitische und wirtschaftlicher Bedenken lähmten die Union.

"Das Problem war, dass sich die Staaten nicht auf Sanktionen einigen konnten und dann die Kommission gebeten haben, einen Entwurf zu erarbeiten. Und dann wollte natürlich jedes Land besondere Ausnahmeregelungen für Landwirtschaft, Energie und Banken, Diamanten..." Deshalb sei es damals kaum möglich gewesen, eine stärkere Position gegenüber Russland einzunehmen. Dazu seien die Regierungen der Mitgliedsstaaten nicht bereits gewesen.

"Eine Tragödie für Europa"

Jetzt, zehn Jahre später, sei aber Stärke gefragt. Europa solle alles tun, um einen Sieg der Ukraine und eine russische Niederlage zu erreichen – unabhängig davon, wer im Weißen Haus welche Töne anschlägt.

"Was auch immer mit unseren amerikanischen Freunden geschieht, wir sollten die Ukraine unterstützen. Wenn nicht, wird es nicht nur für die Ukraine eine Tragödie sein. Es ist ein sehr wichtiges Land, aber auch eine Tragödie für Europa."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der ehemalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso enthüllt in einem Interview mit "Euronews", dass Wladimir Putin bereits während seiner Amtszeit plante, die Ukraine von der Landkarte zu löschen und sie zu einem Vasallenstaat ohne Unabhängigkeit zu machen.
    • Barroso kritisiert die EU für ihre zögerliche Haltung und mangelnde Sanktionen gegen Russland und betont, dass Europa nun alles tun müsse, um einen Sieg der Ukraine zu sichern und eine russische Niederlage zu erreichen, um eine Tragödie für Europa zu verhindern.

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