ÖAMTC schlägt Alarm

Polnische Firma will jetzt Wiener Autofahrer abzocken

Hunderte Autofahrer werden jetzt von einer Firma aus Polen angeschrieben. Diese will 299 Euro für eine angebliche Besitzstörung in Wien abkassieren.

Maxim Zdziarski
Polnische Firma will jetzt Wiener Autofahrer abzocken
Abzock-Hotspot: Parkplatz auf der Franz-Eduard-Matras-Gasse in der Wiener Donaustadt
Denise Auer / Heute

Die Abzocke mit den Besitzstörungsklagen hat nun eine neue Dimension angenommen. Seit wenigen Tagen bekommen zahlreiche Autofahrer einen Brief zugestellt. Der Absender ist die "Content Factory", mit Firmensitz in Posen (Polen)! Das Unternehmen behauptet, Mieter eines Parkplatzes in Wien zu sein.

Den Autofahrern wird vorgeworfen, den Stellplatz befahren und damit eine Besitzstörung begangen zu haben. Wenn man allerdings 299 Euro binnen weniger Tage auf ein polnisches Konto überweist, will die dubiose Firma auf eine Klage verzichten.

Verbindungen zu Wiener Abzock-Firmen?

Wie "Heute" gemeinsam mit dem ÖAMTC in Erfahrung bringen konnte, handelt es sich um dieselben Parkplätze, mit denen bereits die Wiener Unternehmen "PV22" und "D-22 Construction" abgecasht haben. Konkret geht es um folgende Liegenschaften:

16., Hasner Straße 128
21., Prager Straße 94-98
22., Franz-Eduard-Matras-Gasse
22., Breitenleer Straße 50

Hinter den Unternehmen steckt ein Mann, der sich ein dubioses und eng verflochtenes Firmennetz aufgebaut hat. Auf der eigenen Homepage spricht man selbst von "Partnerunternehmern".

Die Geschäftsfelder erstrecken sich über mehrere Länder, darunter auch Polen. Dort soll man mit Immobilien und Zinshäusern dick im Business sein. Besonders interessant: Die "Content Factory" ist an derselben Adresse gemeldet, wie einige der aufgelisteten "Partnerunternehmen" des Wieners. Einige gehören ihm ganz, andere nur zum Teil.

Zudem fungiert in der polnischen Content-Firma auf Deutsch der Name "Parkplatzvermietung" – ähnlich wie bei jenen in Wien. Ein Naheverhältnis kann hier also nicht ausgeschlossen werden. Es macht den Anschein, als ob dieselben Hintermänner für vermeintliche Besitzstörungen schlichtweg doppelt abkassieren möchten. Nur diesmal mit einer Firma im Ausland.

ÖAMTC warnt alle Autofahrer

Der ÖAMTC warnt nun alle betroffenen Autofahrer. Aktuell möchte das polnische Unternehmen von denen Geld, die schon einst von der PV22 angeschrieben wurden, gezahlt haben und eine Unterlassungserklärung abgegeben haben. Für ÖAMTC-Jurist Nikolaus Authried ist das ganze höchst fragwürdig.

"Demnach ist mit der Abgabe einer Unterlassungserklärung bzw. der Annahme des Vergleichs die Wiederholungsgefahr auch gegenüber Dritten, die von der selben Störungshandlung betroffen waren, beseitigt", erklärt Authried.

Nikolaus Authried, Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung
Nikolaus Authried, Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung
Weingartner-Foto / picturedesk.com, ÖAMTC

Ohne Wiederholungsgefahr könne man eben auch nicht vor Gericht gewinnen. Zudem sei auch fraglich, ob die Content Factory zum damaligen Zeitpunkt überhaupt Besitzerin der genannten Parkplätze war. Und auch das wäre für eine Klage notwendig.

Der ÖAMTC rät also, sich gut zu überlegen, ob man das geforderte Geld wirklich überweisen sollte. Ein gewisses Restrisiko würde zwar bleiben, aber: "Sollte es Klagen geben, wird diese Frage vor Gericht geklärt werden müssen und der ÖAMTC auch Musterverfahren in passenden Fällen führen."

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    • Der ÖAMTC warnt vor einer polnischen Firma namens "Content Factory", die Wiener Autofahrer mit Forderungen von 300 Euro für angebliche Besitzstörungen abzocken will
    • Die Firma behauptet, Mieter von Parkplätzen in Wien zu sein, und fordert die Zahlung auf ein polnisches Konto, um eine Klage zu vermeiden; der ÖAMTC rät jedoch zur Vorsicht und empfiehlt, das Geld nicht zu überweisen
    zdz
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