Situation "dramatisch"

Österreichs Wälder sterben – wachsen hier bald Palmen?

Ökologe Franz Essl warnt vor den heftigen Folgen des Klimawandels auf die heimische Natur und die Landwirtschaft. Der Schaden wird enorm sein.

Roman Palman
Österreichs Wälder sterben – wachsen hier bald Palmen?
Südliche Baumarten wie Palmen haben gute Chancen, sich in Mitteleuropa auszubreiten. Symbolbild.
Getty Images

Auch wenn es in diesen Tagen in Österreich wieder kalt ist, die globale Erderhitzung geht deshalb trotzdem weiter. Wegen des unglaublichen warmen Frühjahrs ist die heimische Flora um Wochen mit Blattaustrieb und Blütezeit früher dran als normal. "Die kalten Tage fordern hier ihren Tribut", bestätigt Biodiversitätsforscher Franz Essl im "Ö1 Journal um acht".

Spätfröste seien zwar prinzipiell Teil des normalen Wettergeschehens in Mitteleuropa, stellt der Ökologe klar. Was aber anders geworden ist: Weil das laufende Jahr bisher in Summe aber um 5 Grad (!) zu warm war, hat die heimische Flora quasi einen Raketenstart hingelegt.

Die sehr weit entwickelte Vegetation mache viele Pflanzen gleichzeitig aber "sehr anfällig, wenn es doch einmal kurz kalt werden sollte". Blattaustrieb und Blüte zwei Wochen früher oder später mache bei der Spätfrostgefahr einen deutlichen Unterschied.

Wälder in Gefahr

Im Sommer hat die Natur zunehmend mit anhaltenden Dürre- und Hitzeperioden gefolgt von sintflutartigen Regenfällen und Hochwässern zu kämpfen. Diese Wetterextreme werden durch den Klimawandel auch in Österreich künftig noch verschärft.

"Das führt in Summe zu großen Problemen in der Landwirtschaft und der Natur", warnt Essl. Viele Pflanzen würden vermehrt unter Hitze- und Trockenstress leiden. Das gelte auch für die österreichischen Wälder.

"Viele unserer heimischen Waldbäume sind langsam an der Grenze, was sie klimatisch aushalten. Waldbesitzer wissen das. Die Fichte stirbt in vielen Lagen in tieferen Bereichen Österreichs zunehmend ab", betont der Biodiversitätsforscher mit klaren Worten.

Palmen und Oliven

Werden bald Palmen in Österreich wild wachsen? Als Bäume des Südens sind sie heute nur Containern und in Großstädten zu finden, doch aus dem Südalpenbereich wisse man, "dass sich solche Baumarten mit erwärmendem Klima auch langsam in Mitteleuropa ansiedeln werden können."

Mit Blick auf die Landwirtschaft sieht Essl zwar durchaus Chancen neuer Kulturpflanzen: "Es gibt mittlerweile Bauern, die Oliven experimentell kultivieren und auch ernten und Erträge dadurch haben."

Summa summarum stehen die Zeichen eher auf Schaden als Gewinn: "Klar muss man sagen, die wichtigen Kulturarten werden Probleme bekommen. Der Getreideanbau, der Weinbau an etablierten Lagen, ... es wird zu heiß werden."

Insgesamt werde der landwirtschaftliche Ertrag der österreichischen Bauern durch die Erderhitzung leiden. "[Die Ernährungssicherheit] wird ein Problem sein. Nicht nur in Österreich, sondern weltweit." Die Situation sei deshalb als "dramatisch" zu bezeichnen.

Heimische Tierarten verdrängt

In der Tierwelt gebe es ebenso Gewinner und Verlierer. Wärmeliebende Arten des Südens wie etwa die Große Blaue Holzbiene und Gottesanbeterinnen breiten sich zunehmend in Mitteleuropa aus, sind teilweise schon an der Nord- und Ostsee angekommen.

Es kommt zur Verdrängung: "Vielen unserer heimischen Tierarten, die an unser Klima angepasst sind, wird es dann doch zu heiß. Die werden sich zurückziehen, entweder ganz aus Österreich hinaus oder in höhere Gebirgslagen".

Für Hochgebirgsarten gibt es gar kein Entkommen, denn wo sollen sie denn hin? Über die Gipfel hinaus? Unseren Gämsen ist es jetzt schon in den Alpen zu heiß.

Im Interesse der Österreicher

"So rasche klimatische Veränderungen wie wir derzeit durchlaufen, führen zu ganz großen Problemen für viele Pflanzenarten, aber auch für die Landwirtschaft, sich rasch umzustellen. In manchen Lagen wird das schwierig sein", so die eindringliche Mahnung des Forschers.

Kann man noch gegensteuern? Essl schließt mit einem Appell: "Klimapolitik ist eine Politik für die Zukunft. Eine aktive und engagierte Klimapolitik muss daher eine Priorität sein, gerade im Interesse der österreichischen, aber auch der globalen Bevölkerung."

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      Auf den Punkt gebracht

      • Der Ökologe Franz Essl warnt vor den dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf die heimische Natur und die Landwirtschaft in Österreich
      • Die extremen Wetterbedingungen führen zu großen Problemen, wie dem Absterben von Wäldern und der Verdrängung heimischer Tierarten
      • Er betont die Notwendigkeit einer aktiven Klimapolitik, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken und die Zukunft zu sichern
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