Therapie
Null Nutzen – Finger weg von dieser Rheuma-Medizin
Pflanzliche Präparate haben wenig bis keinen Nutzen bei der Behandlung von Rheuma. So lautet das Fazit der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.
Rund fünf Prozent der Weltbevölkerung leidet an einer entzündlichen, rheumatischen Erkrankung. In Österreich gibt es rund 300.000 Betroffene. Diese Betroffenengruppe ist es auch, die die meisten Krankenstände im Jahr aufweist, nämlich 9,5 Millionen Tage.
Rheuma ist nicht einfach nur eine Gelenkerkrankung, sondern betrifft den ganzen Körper, weshalb man von einer Systemerkrankung spricht, die auch lebenswichtige Organe beeinträchtigen und irreversibel zerstören kann. Dass es eine "Alte-Leute-Krankheit" ist, ist ein Mythos, denn es kann jeden Menschen in jedem Alter treffen.
Phyto-Pharmazeutika wirkungslos
Je nach Form der rheumatischen Erkrankung gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten: Schmerzmedikamente, spezielle Rheuma-Medikamente, Sport, Physiotherapie, spezielle Ernährung oder operative Eingriffe. Auch gibt es pflanzliche Präparate auf dem Markt. Von denen sollten Patienten jedoch die Finger lassen, denn diese sogenannten Phyto-Pharmazeutika haben durchwegs wenig bis keinen Nutzen. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Bewertung der Kommission für Komplementäre Heilverfahren und Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. Sie hat die wissenschaftliche Literatur zu frei verkäuflichen und rezeptpflichtigen Phytotherapeutika analysiert.
Rheuma ist ein Überbegriff für mehr als 100 verschiedene Erkrankungen. Sie alle äußern sich in chronischen Schmerzen, können aber ganz unterschiedliche Körperteile betreffen und werden in 4 Hauptgruppen unterteilen: 1. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z. B. Rheumatoide Arthritis), 2. Degenerativ-rheumatische Erkrankungen (Arthrose), 3. Chronische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates (Fibromyalgie, Rückenscherzen), 4. Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (Osteoporose, Gicht)
Von Borretschöl bis Safran
Besonders beliebt, so die Verkaufszahlen: Borretschöl, Brennnessel- und Cannabispräparate sowie Zubereitungen mit Rosa canina (Heckenrose), Rosmarin, Safran und Weidenrinde. Mischpräparate aus Eschenrinde, Zitterpappelrinde und Echtem Goldrutenkraut.
Vernichtendes Urteil
Das Urteil klingt vernichtend. "Auch wenn für alle untersuchten Pflanzenstoffe Berichte über entzündungshemmende oder immunologische Effekte im Laborversuch am Tiermodell vorliegen, ist ein klinisch nachgewiesener Nutzen sehr spärlich", berichtete der Sprecher der Kommission, Gernot Keyßer. Zwischen Laborresultaten, Studien an Versuchstieren und dem Einsatz solcher Mittel bei kranken Menschen klafft offenbar eine große Diskrepanz.
Keines der untersuchten Präparate habe eine therapeutische Wirksamkeit, die eine Anwendung bei rheumatischen Erkrankungen rechtfertige. Für medizinisches Cannabis seien die wissenschaftlichen Hinweise auf einen Effekt zu gering, um eine Empfehlung abzugeben.
Auf den Punkt gebracht
- Eine groß angelegte Bewertung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie hat ergeben, dass pflanzliche Präparate bei rheumatischen Erkrankungen wenig bis keinen Nutzen haben.
- Trotz Berichten über entzündungshemmende Effekte im Laborversuch konnten diese Mittel in klinischen Studien keine therapeutische Wirksamkeit nachweisen, weshalb von ihrer Anwendung abgeraten wird.