Kritik am Body-Mass-Index

"Gewichtige" Debatte! Dicksein wird neu definiert

Allein auf dem BMI beruhend sei die Definition von Adipositas laut Experten nicht aussagekräftig. Sie fordern neue Diagnosekriterien.

Heute Life
"Gewichtige" Debatte! Dicksein wird neu definiert
Weltweit ist ein Anstieg adipöser Kinder und Erwachsenen zu beobachten.
Getty Images

Das mit dem Body-Mass-Index (BMI) ist so eine Sache. Jahrzehntelang wurde er als Referenzwert für die Kategorisierung des Körpergewichts herangezogen. Also ob Untergewicht, Normal- oder Übergewicht oder sogar krankhaftes Übergewicht vorliegt. Die Berechnung, die Körpergewicht und Körpergröße in Beziehung setzt, ist jedoch in den letzten Jahren zunehmend infrage gestellt worden.

Zahlreiche Studien zum Körpergewicht beruhen allein auf dem BMI. Der lässt sich zwar leicht berechnen, ist jedoch nur ein grobes Maß, weil er nicht zwischen Muskelmasse und Körperfettanteil unterscheidet. So gilt ein Bodybuilder mit viel Muskelmasse laut BMI als übergewichtig, ist es aber nicht, weil das erhöhte Gewicht durch Muskeln und nicht durch Fett zustande kommt.

Neue Diagnose-Definitionen und Richtlinien gefordert

Eine internationale Expertenkommission fordert nun eine Neudefinition der Diagnose sowie der Richtlinien. In ihrem Bericht fordert die Kommission, die Diagnose von Adipositas nicht länger allein auf den BMI zu stützen. "Übergewicht muss als Spektrum betrachtet werden", sagt Kommissionsmitglied Francesco Rubino vom King’s College London.

Außerdem könne der BMI nicht berücksichtigen, wo sich das Fett am Körper befindet. Denn die Stellen, an dem sich das Fett am Körper befindet, können einen größeren Einfluss auf die Gesundheit haben als die Gesamtmenge an Fett, die man hat, argumentiert Rubino. Fett, das sich um die Körpermitte und die lebenswichtigen Organe ansammelt, wird mit einem erhöhten Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Fetteinlagerung direkt unter der Haut, beispielsweise an den Beinen und am Gesäß, und Gesundheitsrisiken.

Die Expertengruppe empfiehlt, statt nur den BMI einen der drei folgenden Diagnosewege zu nutzen:

  • Mindestens eine Messung von Taillenumfang, Verhältnis Taille-Hüfte oder Verhältnis Taille-Größe zusätzlich zum BMI,
  • mindestens zwei Messungen zu Taillenumfang, Verhältnis Taille-Hüfte oder Verhältnis Taille-Größe unabhängig vom BMI,
  • oder die direkte Messung des Körperfetts zum Beispiel durch eine Knochendichtemessung unabhängig vom BMI.

Zusätzlich sollten zwei neue Diagnosekriterien von Adipositas etabliert werden:

1. "Klinische Adipositas" für die chronische, mit einer anhaltenden Funktionsstörung von Organen einhergehende Krankheit. Diese Personen brauchen schnellen Zugang zu Therapien.
2. "Präklinische Adipositas" für die vorangehende Phase, mit Gesundheitsrisiken, aber noch keiner anhaltenden Krankheit. Diese Personen brauchen individuelle Strategien, um das Erkrankungsrisiko zu reduzieren.

Anteil adipöser Kindern nimmt zu

Es gebe geschätzt weltweit mehr als eine Milliarde Menschen mit Adipositas. Dabei spiele Fettleibigkeit verstärkt schon bei Kindern und Jugendlichen eine Rolle. 1975 waren demnach nur etwa vier Prozent der Fünf- bis 19-Jährigen weltweit übergewichtig oder fettleibig, im Jahr 2016 bereits mehr als 18 Prozent. Etwa die Hälfte der Kinder mit Fettleibigkeit leide während des gesamten Lebens an Adipositas, aus der dann bleibende Folgeerkrankungen wie wie Typ-2-Diabetes, koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Schlaganfall, bestimmte Arten von Krebs sowie Lungen- und Nierenerkrankungen resultieren.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Body-Mass-Index (BMI) wird zunehmend kritisiert, da er nicht zwischen Muskelmasse und Körperfett unterscheidet und somit ungenau ist.
    • Eine internationale Expertenkommission fordert daher eine Neudefinition der Diagnose von Adipositas, die nicht allein auf dem BMI basiert, und schlägt zwei neue Diagnosekriterien vor: "Klinische Adipositas" und "Präklinische Adipositas".
    red
    Akt.