Protest in Wien-Favoriten
Mieter wehren sich gegen neue Schule vor Gemeindebau
Gegen den geplanten Bau einer Volksschule in der Neilreichgasse formiert sich Widerstand. Anrainer fürchten Verkehr, Lärm und weniger Sonnenlicht.
Ruhig, idyllisch, naturbelassen – so präsentiert sich aktuell den Bewohnerinnen und Bewohnern die Otto-Probst-Siedlung in Wien-Favoriten. Doch im Zuge der Neugestaltung der Siedlung Wienerfeld West soll in der Neilreichgasse 126 eine neue Volksschule mit 17 Ganztagsklassen für rund 500 Schüler gebaut werden. Der Architekturwettbewerb soll Ende des Jahres abgeschlossen sein. Gebaut wird ab Ende 2027.
Den Anrainerinnen und Anrainern stößt dieses Vorhaben sauer auf. Einigen von ihnen soll der Schulbau direkt vor die Nase gesetzt werden. Eine Wiese, die Kinder aktuell zum Toben und Fußballspielen nutzen, droht zu verschwinden. Rund um die Wiese herrscht auch Artenvielfalt, mit geschützten Hamsterkolonien und Fledermäusen.
Schule direkt vor Gemeindebau
Doch damit nicht genug: Die Bürger befürchten eine Zunahme des Straßenverkehrs, Lärmbelästigung durch die Schule und eine Vermüllung des Areals. Der Schulbau wird mit geplanten 19 Metern Höhe den Gemeindebau um etwa zwei bis drei Etagen überragen. "Die Mieter der betroffenen umliegenden Häuser werden deutlich weniger Sonnenlicht erhalten. Menschen, die im Gebiet des genannten Bauvorhabens wohnen, sind künftig in ihrer Lebensqualität massiv beeinträchtigt", heißt es dazu von verärgerten Gemeindebaubewohnern, die sich bereits zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben.
Petition in den Startlöchern
Gemeinsam will man gegen den Schulbau kämpfen. Eine erste Aktion brachte bereits 600 Unterschriften zusammen. Nun will man noch einen Schritt weitergehen und eine Petition starten, damit das Anliegen im Nationalrat diskutiert wird.
Bürger schlagen Alternativlösung vor
Im Hinblick auf die zukünftigen Aufstockungen und Vergrößerungen der Volksschule Tesarekplatz, der Selma-Lagerlöf-Schule und möglicherweise auch der Carl-Prohaska-Schule – alle im 10. Bezirk – stellt man den Schulbau in der Neilreichgasse infrage. Als Alternativlösung schlagen die Bürger die Errichtung einer Schule in der Soesergasse, direkt in der Wienerfeld West-Siedlung, vor.
"Bis dato wurde nicht darauf eingegangen, obwohl man seitens des Büros für Mitwirkung die Mitarbeit von Bürgern hinsichtlich von Bauten ihre Siedlung betreffend, wünscht", kritisiert Susanne Lutter, Sprecherin der Bürgerinitiative.
„Das zu erwartende Verkehrsaufkommen durch schulnahe Personen kann zu einem Verkehrskollaps führen.“
Seitens der MA 21 (Stadtteilplanung und Flächenwidmung) heißt es dazu: "Die dringend benötigte neue Schule an dieser Stelle steht außer Frage." Stellungnahmen zum Entwurf des Flächenwidmungsplans konnten bereits eingebracht werden. Diese werden derzeit geprüft und gegebenenfalls Änderungen vorgenommen. Den Beschluss über den neuen Flächenwidmungsplan fällt schließlich der Wiener Gemeinderat, dem die Stellungnahmen auch vorgelegt werden, heißt es.
Stadt betont "Notwendigkeit" der neuen Schule
Seitens der Stadt Wien wird auch auf die Schulraumbedarfsplanung, für welche eine Vielzahl an Datenquellen genutzt wird, hingewiesen. Weil in der Region Wienerfeld West bis 2030 rund 700 Wohnungen entstehen, sei der Ausbau von Bildungseinrichtungen in dem Gebiet notwendig.
"Im Schuljahr 2023/24 sind in Favoriten unterjährig über 600 Kinder im Pflichtschulalter hinzugekommen. Im heurigen Schuljahr sind es bis dato rund 120 Kinder zusätzlich", teilt die MA 56 (Schulen) gegenüber "Heute" mit. Die gestiegenen Schülerzahlen im 10. Bezirk würden eine Attraktivierung und Entlastung der bereits bestehenden Schulstandorte in der Umgebung notwendig machen.
Geplanter Schulbau stößt auf Widerstand
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Auf den Punkt gebracht
- Die Bewohner der Otto-Probst-Siedlung in Wien-Favoriten wehren sich gegen den geplanten Bau einer neuen Volksschule in ihrer Nachbarschaft, da sie eine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität und den Verlust einer naturbelassenen Wiese befürchten.
- Die Stadt Wien verweist auf die Notwendigkeit neuer Bildungseinrichtungen aufgrund steigender Schülerzahlen und geplanter Wohnbauprojekte in der Region.
- Anrainer haben eine Bürgerinitiative gegründet und eine Petition gestartet