Mehr als jeder 2. Wiener Schüler spricht nicht Deutsch

In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland läuten ab 2. September wieder die Schulglocken, im Rest des Landes herrscht noch eine Woche Gnadenfrist für die Schülerinnen und Schüler.

Mit dem Schulstart rückt eines der Top-Aufregerthemen des gegenwärtigen Alltags an den heimischen Schulen wieder in den Fokus – die bei vielen Kindern und Jugendlichen mangelhaften Kenntnisse der deutschen Sprache.

Dass eine wachsende Zahl der Schüler in Österreich im Alltag nicht Deutsch spricht, stellt die Lehrer vor riesige Herausforderungen. Viele Kids kommen im Unterricht nicht mit, weil sie Sprachprobleme haben – das bremst dann die ganze Klasse.

Alarmierende Zahlen kommen jetzt vom Integrationsfonds, der regelmäßig Daten mehrerer Quellen (etwa Statistik Austria, Schulen) zusammenführt und auf seiner Homepage veröffentlicht.

Ausländeranteil fast verdoppelt

Demnach waren von den rund 1,2 Millionen Schülerinnen und Schülern hierzulande im vergangenen Schuljahr 19,3 % (in absoluten Zahlen knapp 220.000) ausländische Staatsbürger. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil erst bei 10,5 %.

Besonders extrem ist es in Wien, wo der Anteil ausländischer Kinder und Jugendlicher unter den Schülern bei 35,1 % liegt. Am geringsten ist der Anteil in Niederösterreich mit 12,9 %. Und: 39,9 % der Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit leben in Wien.

Insgesamt ist für gut ein Viertel (27 %) der Schüler in Österreich Deutsch eine Fremdsprache. In Wien spricht sogar mehr als jedes zweite Schulkind (51,6 %) im Alltag nicht Deutsch (siehe Grafik).

Brennpunkt-Bezirke

Im Vergleich der Wiener Bezirke erweist sich Favoriten (10.) einmal mehr als Brennpunkt: Hier sprechen 73 % der Schüler im Alltag eine andere Sprache als Deutsch. An zweiter und dritter Stelle folgen der 16. Bezirk (Ottakring) mit 69,8 % und der 11. Bezirk (Simmering) mit 65,9 %.

17,2 % können gar kein Deutsch

Wenn Deutsch nicht die Muttersprache ist, bedeutet das freilich noch nicht, dass die Schüler nicht fließend sprechen bzw. genug können, um dem Unterricht zu folgen. Allerdings steigt auch die Zahl jener, auf die das nicht zutrifft, stark an. Tatsächlich unzureichende Deutschkenntnisse hatten zuletzt 17,2 % der Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit.

Am höchsten ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die zu wenig Deutsch für den Unterricht können, bei Ukrainern (82,8 %), gefolgt von Rumänen (18,5 %) und Kids aus Syrien (18 %).

Neue Deutschförderklassen

Von den sogenannten außerordentlichen Schülern (das sind jene mit zu geringen Deutschkenntnissen, um dem Unterricht folgen zu können) besuchten im vergangenen Schuljahr 56,7 % spezielle Deutschförderklassen. Dieses Modell soll weiter ausgebaut werden – aktuell fordert Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) besondere Deutschförderklassen für Kinder, die im Rahmen des Familiennachzugs nach Österreich kommen, da diese neben Deutschkenntnissen auch üblicherweise im Kindergarten erlernte "Vorläuferfähigkeiten für die Schule" fehlen. Diese sollen sechs bis zwölf Monate dauern und vorschulähnlich organisiert sein.