1.790 Euro für Betreuung
Kaum leistbar – so viel zahlen Eltern für ein Schuljahr
Die Arbeiterkammer klärt in einer Studie nun auf, wie hoch die Kosten der Eltern für ein Schuljahr ihrer Kinder sind.
In nur einer Woche läuten die Schulglocken für die Kinder und Jugendlichen im Osten des Landes das erste Mal nach den Sommerferien. Für die Eltern bedeutet das aber oft eines – ein teurer Griff zum Geldbeutel. Denn die mit Abstand höchsten Kosten fallen zum Schulstart an.
Kosten steigen im verlauf des Jahres
Schluss ist damit danach aber nicht, denn wie eine Studie der Arbeiterkammer zeigte, lassen sich im Verlauf des restlichen Schuljahres auch noch zwei weitere Höhepunkte feststellen – jeweils vor den Zeugnisvergaben. Dabei lässt sich ein Zusammenhang mit den steigenden Nachhilfezahlen erkennen – eine zusätzliche Ausgabe, die nicht für alle leistbar ist.
In den letzten Wochen des Schuljahres sind zudem auch noch Exkursionen beliebt: Diese sinnvolle Lernmöglichkeit ist aber erneut mit Kosten für die Eltern verbunden. Hier bedarf es verstärkter Förderangebote für Schulen und Familien, um eine Teilnahme für alle Kinder zu ermöglichen, betonte die Arbeiterkammer in einer Aussendung.
Die Belastung der Eltern wird dabei in einem Diagramm ersichtlich. Zu Schulbeginn im September 2023 gaben 5.207 Eltern an, dass ihnen die finanzielle Belastung zusetze. Die zwei weiteren Anstiege sind im Jänner, im Mai und im Juni zu erkennen – immer vor der Zeugnisvergabe.
1.1790 Euro für Nachmittagsbetreuung
Besonders hohe Kosten fallen zudem für die Nachmittagsbetreuung, Nachmittagskurse und Ferienbetreuung an. Im Durchschnitt mussten Eltern 1.790 Euro für die Nachmittagsbetreuung und zusätzlich 447 Euro für die Verpflegung ihrer Kinder zahlen. Besuchen Kinder am Nachmittag noch zusätzliche Kurse, fielen nochmals 653 Euro an.
"Freizeitangebote sollen der Motor für die Stärkung des Selbstwertes von Kindern und Jugendlichen sein. Sie sollen ihre Interessen vertiefen und entdecken können, und zwar ohne Leistungsdruck. Diese Freizeit braucht jedes Kind und alle Jugendlichen", betonte AK Wien Bildungsexpertin Elke Larcher.
Schule mit Arbeit kaum vereinbar
Zudem müsse Schule in der Schule stattfinden und "nicht am Küchentisch oder in teuren Nachhilfeinstituten", wie AK Präsidentin Renate Anderl erklärte. "Damit das möglich ist, müssen Schulen so organisiert und ausgestattet werden, dass das Üben und Lernen in der Schule ausreicht und die Kinder nicht mit einem Rucksack voll Problemen und Aufgaben nach Hause kommen. Wie kommen die Beschäftigten dazu, dass sie ständig selbst oder mit ihrem Geld einspringen müssen, weil die Bildungsarbeit an die Familien und Haushalte ausgelagert wird?", monierte die Präsidentin.
Für viele Eltern sei dabei nämlich auch die Vereinbarkeit der Schulzeit der Kinder mit ihrer Arbeit eine große Herausforderung. Die Halbtagsschule und die ausgeprägte Lernzeit für die Schule zu Hause seien mit einer Vollzeiterwerbstätigkeit für viele kaum kombinierbar – vor allem für Frauen.
Schwierigkeiten mit Kosten für Materialien
Letztlich seien für 60 Prozent der Eltern die Ausgaben für den Schulbesuch der Kinder "sehr belastend". Das zeige sich auch bei einem Blick auf die Haushaltseinkommen. Je niedriger dieses ausfällt, desto schwieriger wurde die Beschaffung aller notwendigen Schulmaterialien.
"Kein Kind darf um seinen Schulerfolg gebracht werden, weil sich Schulkosten für das Familienbudget nicht mehr ausgehen. Der kostenlose Schulbesuch war eine historische Errungenschaft, jetzt müssen wir weitere Schritte gehen, um Bildungsteilhabe und -erfolg unabhängig der familiären Ressourcen sicherzustellen. Ein starker Sozialstaat und mutige schulpolitische Reformen wären zukunftsweisend. Die AK stellt gerne ihre Expertise zur Verfügung – damit jedes Kind die Unterstützung und Förderung bekommt, die es braucht, um die Lernziele zu erreichen!", betonte Anderl.
AK fordert Kostensenkung
Die Forderungen der Arbeiterkammer seien deshalb, die Schulkosten drastisch zu reduzieren. Weiters wolle man eine Sensibilisierung der Lehrer, hinsichtlich möglicher Vorurteile gegenüber armutsbetroffenen Familien schaffen, Lernräume für alle eröffnen, beitragsfreie hochwertige Ganztagsschulen einführen und auch eine Sicherstellung einer zeitgemäßen EDV-Ausstattung forcieren.
Auf den Punkt gebracht
- Die Arbeiterkammer fordert drastische Reduzierung der Schulkosten, da diese für viele Eltern eine enorme Belastung darstellen
- Besonders teuer sind die Kosten für Nachmittagsbetreuung, Nachmittagskurse und Ferienbetreuung, was die Teilnahme für alle Kinder erschwert
- Zudem ist die Vereinbarkeit von Schulzeit und Arbeit für viele Eltern eine große Herausforderung, insbesondere für Frauen
- Die AK fordert außerdem eine Sensibilisierung der Lehrer:innen hinsichtlich möglicher Vorurteile gegenüber armutsbetroffenen Familien und beitragsfreie hochwertige Ganztagsschulen