Wiener Expertin gibt Tipps

Schule oder Scheidung – Der Stresstest nach Ferienende

Der entspannte Sommer neigt sich dem Ende. Am Horizont werden Hausaufgaben, Druck und Prüfungsstress sichtbar. Auch für Eltern ist das belastend.

Von Wien Heute

01.09.2024, 07:00

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Die Familien- und Paarberaterin Claudia Toth aus Wien hat sich spezialisiert auf den Schulstart als Zerreißprobe.

Monika Fellner

Die Ferienzeit war für Eltern nicht leicht: Kinder, die gelangweilt waren, wollten bespaßt werden. Kinder, die Spaß hatten, waren manchmal unerträglich laut. Irgendwie hat man einen Modus gefunden und dann war es doch richtig nett – und nun kommt eine neue Herausforderung: der Schulstart.

Die Familien- und Paarberaterin Claudia Toth aus Wien hat sich spezialisiert auf den Schulstart als Zerreißprobe. Wenn der Schulstress Partnerschaften auf die Probe stellt, ist sie da und gibt Tipps. "Mit dem Ende des Sommers beginnt für viele Familien eine der stressigsten Zeiten des Jahres. Was nach Ferien und Erholung folgt, ist oft ein hektischer Übergang in den Alltag voller Hausaufgaben, Elternabenden und Leistungsdruck."

Gestresste Schulkinder stressen auch die Eltern

Dass dieser Stress nicht nur den Kindern zu schaffen macht, sondern auch den Eltern, könne auch die Beziehung der Eltern erheblich belasten, weiß die Beraterin. Der Stress rund um Schule und Lernleistungen könne das Familienleben aus dem Gleichgewicht bringen. "Der Übergang vom entspannten Sommer in den stressigen Schulalltag stellt nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern vor große Herausforderungen", so Claudia Toth.

"Der Schulstart wird oft zur Zerreißprobe für die Beziehung. Die endlosen Aufgaben und der Druck, alles perfekt zu organisieren, zehren an den Nerven und belasten die emotionale Verbindung zwischen Partnern." Im Extremfall würden die Prioritäten zwangsläufig auf den schulischen Erfolg der Kinder gelegt und die Pflege der Partnerschaft hintenan gestellt. Das könne tiefe Risse in die Beziehung der Eltern reißen. "Viele Paare geraten in Streit über das Thema Schule", so Toth. "Oftmals erleben Eltern ihre eigene Schulzeit wieder und wollen ihre Kinder vor ähnlichen Erfahrungen bewahren."

Überhöhte Erwartungen und ungute Erinnerungen an die Schulzeit

Die unterschiedlichen Erziehungsansätze und überhöhten Erwartungen könnten schnell zu Konflikten und Spannungen führen, die die gesamte Familie belasten. Der Druck, der auf die Kinder ausgeübt wird, übertrage sich unweigerlich auf die Partnerschaft. Toth warnt: "Es ist entscheidend, die Balance zwischen schulischen Anforderungen und der Pflege der Partnerschaft zu finden. Schulstress sollte nicht die Oberhand gewinnen."

Die Beraterin empfiehlt Strategien, um das System Familie vor dem Stress zu schützen: "Die richtige Kommunikation und ein gemeinsamer Kalender hilft, Aufgaben und Termine effizient zu koordinieren und Missverständnisse zu vermeiden." Auch rät die 3-fache Mutter dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Alltag mit mehr Leichtigkeit zu gestalten. "Gemeinsame Rituale sind der Kitt jeder Beziehung – sie sollten gerade in stressigen Zeiten bewusst gepflegt werden."

Fünf Tipps für einen stressfreien Schulstart:

▶Gemeinsamer Kalender: "Organisiert eure Termine und Aufgaben effizient durch einen gemeinsamen Kalender, um Missverständnisse zu vermeiden."

▶Bewusste Leichtigkeit: "Hinterfragt, was wirklich wichtig ist, und lasst euch nicht von Kleinigkeiten stressen."

▶Rituale pflegen: "Haltet an gewohnten Ritualen fest und plant sie bewusst ein, um eure Beziehung zu stärken."

▶Reflexion der eigenen Schulzeit: "Teilt eure Erfahrungen aus der Schulzeit miteinander, um Verständnis und Empathie zu fördern."

▶Stressfaktoren analysieren: "Identifiziert, was euch an bestimmten Situationen stresst, und arbeitet gemeinsam an Lösungen."