Angst unter Schülern & Lehrern
"Amoklauf geplant!" – So schlimm ist Gewalt an Schulen
In wenigen Tagen startet das neue Schuljahr. Eine Expertin gibt Einblick in die brutale Realität an unseren Bildungseinrichtungen.
Panik bricht gerade bei Tausenden Schülern aus. Schuld ist der nahende Schulstart. Gewalt, Mobbing, Unterdrückung erleben diese Kinder und Jugendlichen in der Schule.
"Ein geplanter Amoklauf wurde in der Steiermark gerade noch vereitelt. Da wurden konkrete Vorbereitungen schon gesetzt. Das sind neue – fast schon amerikanische – Dimensionen bei uns", beschreibt Denise Schiffrer-Barac von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark im "Heute"-Talk ihren bisher extremsten Fall.
"... zückt ein Messer und nimmt ihm das Handy ab"
Doch auch der sogenannte "Alltag" ist schockierend: "Da passt ein Jugendlicher einen kleineren Schüler ab, zückt ein Messer und nimmt ihm das Handy ab", auch diese Szene spielte sich in einer heimischen Schule ab.
Ganz schlimm für die Opfer und weit verbreitet unter Schulkindern ist Mobbing. "Kinder werden auf einmal von ihren Kollegen ausgeschlossen, ignoriert und isoliert. Das nimmt in der heutigen Zeit neue, viel größere Dimensionen an und geht auch außerhalb der Schule weiter. Die Opfer werden etwa in WhatsApp-Gruppen und in anderen sozialen Medien beschimpft."
Nächster Fall: Pure Gewalt wird häufig angewandt, um Aggressionen loszuwerden: "Jugendliche zerstören immer wieder Sanitäranlagen in Schulen. Dabei werden ganze Gebäudeteile überflutet."
Diese Beispiele sind keine Einzelfälle – Gewalt, Mobbing und Co. gehören seit Jahren zum "normalen" Schulalltag. Das belegen die Zahlen einer großen Jugendstudie für die Kinder- und Jugendanwaltschaft (1.000 Interviews mit 14- bis 18-Jährigen).
Schock-Studie: Mehr als ein Drittel von Schul-Gewalt betroffen
- 36 % sagen, am ehesten kommt es in der Schule zu Gewalt (11 % fühlen sich in der Schule nicht sicher)
- 28 % der Jugendlichen wurden schon gemobbt oder erniedrigt.
- Ein Viertel (25 %) wurde bedroht
- 24 % wurden auf Social Media beleidigt
- Ebenso 24 % erlebten, dass ihre Sachen grundlos beschädigt wurden
- Genauso viele waren in Raufereien verwickelt
- 9 % ausgeraubt
- 4 % wurden sexuell missbraucht
- 6 % von Partner geschlagen
"Soziale Medien verstärken raues Klima"
"Wir registrieren heutzutage wesentlich mehr Anzeigen. Es wird mehr gemeldet", sagt Schiffrer-Barac zu "Heute". Ganz allgemein sagt sie: "Umgangsformen sind deutlich rauer geworden in der Gesellschaft."
Ein Problem ortet die Expertin in den weit verbreiteten sozialen Medien: "Sie verstärken das raue Klima. Wenn ich auf der Straße eine Frau mit einer karierten Hose sehe, gehe ich nicht hin und sage, das ist eine schirche Hose. Oder wenn ich grantig bin, schlage ich niemandem auf der Straße ins Gesicht. Aber im digitalen Bereich glaubt jeder, er darf jeden beschimpfen. Das senkt die Hemmschwellen ganz besonders. Die Jungen unterscheiden nicht mehr zwischen der echten und der digitalen Welt."
Dadurch spitzt sich auch in der Schule die Gewalt zu. Wobei klar ist – auch für die Expertin –, Snapchat, Instagram & Co. lassen sich nicht mehr wegzaubern. Wir müssen alle lernen richtig mit diesen Medien umzugehen.
Die Gewalt ist eine gigantische Herausforderung für die Verantwortlichen: "Wir müssen frühzeitig erkennen, wo gibt es Handlungsbedarf. Es ist ganz viel Prävention und dann auch Intervention nötig, noch bevor die Schüler massiv übergriffig werden."
Minister: "Sicherheitsbeauftragte für Schulen"
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sagte vor einigen Tagen im "Heute"-Interview: "Wir setzen an unseren Schulen zum Schutz unserer Kinder vor allem auf Präventionsarbeit. Bei dem Modell wird es eigene Sicherheitsbeauftragte für Schulen geben. Sie sind Ansprechpersonen für Lehrerinnen, Lehrer und die Schulleitungen. Mit unseren Extremismuspräventions-Workshops etwa haben wir rund 112.000 Schülerinnen und Schüler erreicht."
„80 %, die Gewalt ausüben, sind selbst von Gewalt betroffen“
Im Land Steiermark wird zusätzlich eine "Suspendierungsbegleitung" entwickelt. Schüler, die als Strafe die Schule auf Zeit nicht betreten dürfen, sollen intensiv unterstützt werden, sagt Denise Schiffrer-Barac von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark: "Das schlimme ist, viele lungern während der Suspendierung im Park herum – das löst das Thema nicht!"
Wer Gewalt erlebt, übt sie auch selbst aus
Der Plan: "Es soll speziell ausgebildete Sozialarbeiter geben, die an einem Standort Kinder zusammenführen und dort diverse Maßnahmen ergreifen."
Aber auch das ist nur einer von vielen Bausteinen, die nötig sind, um eine friedlichere Umgebung zu schaffen. Denn die bittere Wahrheit ist: "80 % der Jugendlichen, die Gewalt ausüben, sind selbst von Gewalt betroffen."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Artikel beleuchtet die alarmierende Realität von Gewalt, Mobbing und Unterdrückung an Schulen, die bei Schülern und Lehrern Angst auslöst, insbesondere mit dem bevorstehenden Schulstart
- Experten warnen vor einem besorgniserregenden Anstieg von Gewaltvorfällen und betonen die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen und einer besseren Handhabung sozialer Medien, um die Situation zu verbessern