Lehrermangel

"Schulen fehlen Hunderte Lehrer", warnt Gewerkschaft

Laut Bildungsministerium gibt es ausreichend Bewerbungen für offene Lehrerposten. Gewerkschaft und Eltern sprechen hingegen von großem Mangel.

Michael Pollak
"Schulen fehlen Hunderte Lehrer", warnt Gewerkschaft
Rätsel um Schuljahr: Wie viele Lehrer erscheinen wirklich zum Dienst?
Getty Images

Wenige Tage vor Schulbeginn wird der Lehrermangel heiß diskutiert. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) kündigte am Freitag an, man müsse sich keine Sorgen machen: "Wir werden im kommenden Schuljahr alle Unterrichtsstunden halten können."

Das Ministerium war auf der Suche nach 8.070 Voll- und Teilzeit-Lehrer, allein in Wien waren es 1.800. Jetzt seien fast alle Stellen besetzt, so der Minister. Man habe mehr als 14.000 Bewerbungen bekommen.

"Das stimmt so nicht!"

"Das glaube ich ihm nicht, das stimmt so nicht", sagt Thomas Krebs von der Gewerkschaft für Pflichtschullehrer zu "Heute".

Warum? Weil eine Bewerbung nicht automatisch bedeutet, dass zum Schulstart eine Person kommt, beschreibt Krebs: "Eine Person bewirbt sich häufig auf viele freie Lehrer-Stellen, kann aber logischerweise nur bei einer zum Dienst antreten."

Böse Überraschung am ersten Schultag

Das ärgerliche Resultat: "Am ersten Schultag erscheinen viele Lehrer nicht an ihrem Dienstort – und die Direktoren wissen das nicht im Vorfeld", so Gewerkschafter Krebs. Nachsatz: "Niemand kann gezwungen werden, zu erscheinen."

Präsentation der Bewerbungen: Minister Martin Polaschek, Quereinsteigerin Stefanie Gürndl, Andreas Schnider (Vorsitzender der Zertifizierungskommission für Quereinsteiger).
Präsentation der Bewerbungen: Minister Martin Polaschek, Quereinsteigerin Stefanie Gürndl, Andreas Schnider (Vorsitzender der Zertifizierungskommission für Quereinsteiger).
BKA / Aigner

Anderer Fall: "Lehrer werden einfach von anderen Schulen oder ganz anderen Bildungseinrichtungen abgeworben – am letzten Drücker." Schon jetzt sagt der Gewerkschafter: "Ich bekomme Rückmeldungen aus vielen Schulen: Denen fehlen noch Lehrer."

"Oberösterreich meldet noch 300 freie Posten"

Thomas Krebs beschreibt ein typisches Beispiel: "Der Schulstart klappt knapp, es ist gerade genug Personal da. Aber schon nach einigen Tagen geht es nicht mehr. Warum? Da werden zum Beispiel einige junge Kolleginnen schwanger – bei einer Risikoschwangerschaft bleibt man gleich zu Hause. Dann gibt es Unfälle und Krankenstände – da können wir nicht nachbesetzen."

Gewerkschaftskollege Paul Kimberger: "Alleine die Bildungsdirektion Oberösterreich spricht von 300 offenen Posten." Auch für ihn ist der Lehrermangel noch "lange nicht vorbei."

Von Beruhigung spürt auch Evelyn Kometter nichts. Sie ist Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen. Sie meint provokant: "Fakt ist, spätestens im Oktober gehen viele von den neuen Lehrern in den Krankenstand."

Es fehlen nicht nur Lehrer...

Der Grund, so Kometter zu "Heute", sei Überlastung. Vor allem an den Brennpunktschulen: "Wir haben einfach nicht genug Support-Personal in diesen Einrichtungen." Sie meint damit etwa Schulpsychologen für Problem-Schüler, "diese Betreuer haben wir nicht."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Trotz Aussagen des Bildungsministers über genügend Bewerbungen für offene Lehrerstellen, warnen Gewerkschaft und Eltern vor einem großen Lehrermangel, der sich auch zu Schulbeginn bemerkbar macht
    • Die Gewerkschaft bezweifelt die Aussagen des Ministers und weist darauf hin, dass Bewerbungen nicht automatisch bedeuten, dass die Lehrer zum Schulstart auch tatsächlich erscheinen
    • Zudem fehlt es vor allem an Support-Personal an Brennpunktschulen, was die Situation weiter verschärft
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