"Heute"-Talk mit Paulus Manker

"Kann mich am Arsch lecken!" – Paulus Manker wehrt sich

"Alma ist mein Stück!" Paulus Manker erhebt Vorwürfe: Requisiten verkauft, Subventionen zweckentfremdet, Streit um Textrechte .

Christoph Weichsler
"Kann mich am Arsch lecken!" – Paulus Manker wehrt sich
Paulus Manker – Der umstrittene Theatermacher im Gespräch über Alma, Textrechte und die aktuellen Konflikte mit dem Litag-Verlag und der Causa Südbahnhotel.
Matthias Obergruber

Paulus Manker ist gewiss kein Mann der Zurückhaltung. Ob auf der Bühne oder im Rechtsstreit – er provoziert, polarisiert und macht keinen Hehl daraus, was er von seinen Gegnern hält. Im Mittelpunkt seiner jüngsten Kämpfe steht das berühmte Theaterstück Alma, das er seit Jahrzehnten weltweit aufführt. "Ich habe seit 28 Jahren niemanden um Erlaubnis gefragt – und ich werde es auch nicht tun", sagt er im "Heute"-Interview. Für Manker ist klar: Weder Bürokratie noch institutionelle Machtkämpfe können ihm seine Freiheit als Künstler nehmen.

Gleichgültigkeit gegenüber dem Litag-Verlag

Während der Litag-Verlag offiziell die Textrechte an Alma hält, zeigt sich Paulus Manker davon unbeeindruckt. "Ich habe dieses Stück erfunden, übersetzt und inszeniert. Ich bin der Vater dieses Erfolgs – niemand sonst", erklärt er selbstbewusst. Für den Regisseur spielt der Verlag keine Rolle mehr in seinem künstlerischen Schaffen: "Der Verlag kann mich am Arsch lecken."

Er macht klar, dass der Verlag von seinem Erfolg profitiert habe: "Über 330.000 Euro haben wir an den Verlag überwiesen." Doch Manker hat damit abgeschlossen und betont, dass er auch künftig unabhängig handeln werde.

Was sagt der Litag-Verlag dazu?

Der Litag-Verlag widerspricht den Aussagen von Paulus Manker und stellt klar, dass Aufführungen von Alma stets eine Genehmigung erforderten und dies auch weiterhin so sei. "Seit der Corona-Pandemie glaubt Herr Manker fälschlicherweise, dass Alma "sein" Stück sei und er die Rechte nicht mehr einholen müsse," so Anatol Preissler, Assistent der Litag-Geschäftsführung. Zudem habe der Autor Joshua Sobol das Stück inzwischen zurückgezogen und arbeite an einer Überarbeitung. Preissler äußerte sich auch kritisch über Mankers Verhalten und betonte, dass Aufführungen ohne Genehmigung juristisch verfolgt würden.

Vorwürfe gegen Christian Zeller

Zudem erhebt Manker schwere Vorwürfe gegen Christian Zeller, den Leiter der Südbahnkulturgesellschaft. Laut Manker habe Zeller Subventionen in Höhe von 100.000 Euro, die für die Produktionen Alma und Die letzten Tage der Menschheit zweckgebunden waren, nicht weitergeleitet. "Die haben diese Subvention kassiert, es wurde ausbezahlt, das ist nachgewiesen," betont er. Darüber hinaus seien Requisiten seiner Alma-Produktion im Wert von 150.000 Euro ohne seine Zustimmung verkauft worden. "Wir haben originale Rechnungen vorgelegt, um die Eigentumsverhältnisse zu belegen", so Manker.

Am 13. März soll ein Gerichtstermin die Vorwürfe endgültig klären. Doch bereits der Ehrenbeleidigungsprozess am 23. Jänner, bei dem Zeller als Kläger gegen Manker auftrat, könnte weitreichende Folgen für die gesamte Auseinandersetzung haben. Manker hatte sich in seiner Kritik an Zeller unnachgiebig gezeigt und ihn als "geldgierige Kanaille" bezeichnet, die Verantwortung bewusst vermeide. "Das ist das System Benko – für alles zuständig, aber für nichts verantwortlich," ätzte er damals.

Nun wurde Manker wegen der Ehrenbeleidigung verurteilt. Das Urteil ist jedoch nicht rechtskräftig, da noch die Möglichkeit besteht, Berufung einzulegen.

Sprecher von Zeller reagiert

Ein Sprecher von Christian Zeller wies auf "Heute"-Anfrage die Vorwürfe von Paulus Manker als haltlos zurück. Er betonte, dass die Zwangsversteigerung von Requisiten eine natürliche Folge der Zwangsräumung gewesen sei, die durch eine vorherige Besetzung des Geländes durch Manker notwendig geworden war. Hinsichtlich der Subventionsgelder erklärte der Sprecher, dass diese auf Endabrechnung warteten und Manker mehrfach aufgefordert worden sei, eine Schlussabrechnung vorzulegen – dieser Aufforderung sei er jedoch nicht nachgekommen.

Auch Hermann Dikowitsch, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur der NÖ Landesregierung, äußerte sich zu den Vorwürfen. Er erklärte, dass im Rahmen des mit der Südbahnhotel Kultur GmbH abgeschlossenen Fördervertrags für das Jahresprogramm 2023 60.000 Euro für die Produktion Alma und 40.000 Euro für Die letzten Tage der Menschheit zweckgewidmet wurden. Die Auszahlung sei vertraglich geregelt an die Südbahnhotel Kultur GmbH erfolgt. "Sowohl Einreichung als auch Abrechnung für das Jahresprogramm 2023 erfolgten ordnungsgemäß entsprechend den Vorgaben der Abteilung Kunst und Kultur. Die Abrechnung wurde außerdem vom internen Controlling geprüft und in Ordnung befunden."

Der Sprecher stellte klar, dass das Gericht bereits festgestellt habe, dass Manker vertragsbrüchig war, und fügte hinzu: "Wir erwarten beim kommenden Gerichtstermin eine weitere Klärung und wollen wissen, wohin die Gelder verschwunden sind." Abschließend bezeichnete er Mankers Vorgehen als systematisch und vorsätzlich, was die Zusammenarbeit von Anfang an belastet habe.

Mankers ungebrochene Energie

Trotz aller Konflikte zeigt sich Paulus Manker ungebrochen. Für den Sommer plant er Aufführungen von Alma in Hamburg, 2027 soll das Stück in New York aufgeführt werden – in der Stadt, in der Alma Mahler 1964 starb. "Es fehlt uns nur noch der Todesort, wo sie gestorben ist. Das war in New York", erklärt er. Manker hat sich vorgenommen, das Stück an Orten zu zeigen, die für Alma von Bedeutung waren, und schließt den Kreis mit diesem symbolträchtigen Finale. "Alma" wird zudem von Paulus Manker als die bedeutendsten Theaterproduktionen der österreichischen Nachkriegsgeschichte bezeichnet.

Neben seinen Theaterprojekten arbeitet Manker an einer englischen Ausgabe seines Buches "Die letzten Tage der Menschheit". Für Manker ist Kunst nicht nur Ausdruck, sondern ein Mittel, um Widerstände zu überwinden und Grenzen zu sprengen.

Eine polarisierende Figur

Paulus Manker bleibt eine der kontroversesten Persönlichkeiten der österreichischen Kulturszene. Seine kompromisslose Haltung und scharfen Worte haben ihm ebenso viele Bewunderer wie Kritiker eingebracht. Während ihn die einen als unnachgiebigen Kämpfer für künstlerische Freiheit sehen, werfen ihm andere vor, bewusst zu provozieren und Konflikte zu eskalieren.

Ob Manker sich am Ende mehr Freunde oder Feinde macht, bleibt abzuwarten. Was sicher ist: Gleichgültig lässt er niemanden – weder auf der Bühne noch im Leben.

Die Bilder des Tages

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>25.01.2025: Benko im Häf'n: Seine Zelle, was er zum Essen bekommt.</strong> Vorerst 14 Tage ist Milliardenpleitier René Benko jetzt  in U-Haft in einer Zelle im Grauen Haus in Wien. Was ihn dort im Gefängnis-Alltag erwartet. <strong><a data-li-document-ref="120086136" href="https://www.heute.at/s/benko-im-haefn-seine-zelle-was-er-zum-essen-bekommt-120086136">Weiterlesen &gt;&gt;</a></strong>
    25.01.2025: Benko im Häf'n: Seine Zelle, was er zum Essen bekommt. Vorerst 14 Tage ist Milliardenpleitier René Benko jetzt in U-Haft in einer Zelle im Grauen Haus in Wien. Was ihn dort im Gefängnis-Alltag erwartet. Weiterlesen >>
    Picturedesk / Montage "HEUTE"

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Österreich" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • Paulus Manker, ein umstrittener österreichischer Regisseur, verteidigt vehement seine künstlerische Freiheit und erhebt schwere Vorwürfe gegen den Litag-Verlag und die Südbahnkulturgesellschaft.
    • Trotz rechtlicher Auseinandersetzungen und Konflikten plant er weiterhin Aufführungen seines berühmten Theaterstücks "Alma" und bleibt eine polarisierende Figur in der Kulturszene.
    CW
    Akt.