20.000 € gegen Machtmissbrauch

"Du bist ein Mannsweib" – Vorwürfe gegen Paulus Manker

Paulus Manker's Skandale und Vorwürfe des Machtmissbrauchs belasten sein Image. Eine Spendenaktion soll jetzt ein Zeichen für Veränderung setzen.

Christoph Weichsler
"Du bist ein Mannsweib" – Vorwürfe gegen Paulus Manker
Links hatte Paulus Manker noch gut lachen, als angesehener Gast bei "Willkommen Österreich". Heute sieht man ihn öfter vor Gericht als auf der Theaterbühne.
Hans Leitner / picturedesk.com / Denise Auer (Fotomontage)

Gegen Paulus Manker laufen aktuell neun Gerichts-Prozesse – der jüngste wegen übler Nachrede. Doch während er sich juristisch verteidigt, rücken Ereignisse aus seiner Vergangenheit erneut in den Fokus. Nach der Zwangsräumung des Südbahnhotels am Semmering, wo Manker mit "Alma" Erfolge feierte, wurden die verbliebenen Requisiten seines Stücks versteigert. Diese Gegenstände sollen nun zum Symbol für den Kampf gegen Machtmissbrauch in der Kulturszene werden.

"Mut, über Machtmissbrauch öffentlich zu sprechen"

Südbahnhotel-Eigentümer Christian Zeller, selbst Kläger im aktuellen Verfahren, erwarb die Gegenstände, darunter eine Schreibmaschine, ein Bakelit-Telefon und historische Kostüme – wir berichteten. Statt die Requisiten einzulagern, übergab Zeller sie dem Kulturverein Südbahnbühne, der mit einer Benefizaktion 20.000 Euro sammelte. Die Summe ging an die Initiative "#we_do!", die sich gegen Machtmissbrauch und Übergriffe in der Kulturszene engagiert.

"Diese Spende hat Hintergründe, die viele Menschen mit leidvollen Erfahrungen verbinden", erklärte Meikke Lauggas, Leiterin von "#we_do!". "Der Mut, über Machtmissbrauch öffentlich zu sprechen, wird symbolisch belohnt."

Die Doku, die Mankers Welt ins Wanken brachte

Die Benefizaktion ist nicht das einzige, das Paulus Manker in die Schlagzeilen bringt. Eine ARD-Dokumentation aus dem Jahr 2023, "Gegen das Schweigen – Machtmissbrauch bei Theater und Film", enthüllte schwere Vorwürfe gegen den Regisseur. Ehemalige Mitarbeitende berichteten, dass tiefe Beleidigungen wie "Beweg dich, du F**ze!" oder "Du bist ein Mannsweib, das keiner fi**en will!" bei Manker an der Tagesordnung standen.

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    Wer ein Stück Mankers "Alma"-Requisiten will, kann sie gegen eine Spende für #we_do! erwerben
    Wer ein Stück Mankers "Alma"-Requisiten will, kann sie gegen eine Spende für #we_do! erwerben
    Südbahnhotel Semmering

    Die Doku zeigte zudem auf, wie er Schauspieler vor Publikum schubste oder gar schlug. Eine Schauspielerin schilderte, wie Manker sie während einer Aufführung zu Boden stieß und in den Bauch trat. "Die Zuschauer wussten nicht, ob das Teil der Inszenierung war – für mich war es echter Schmerz", so die Betroffene. Diese erschütternden Berichte wurden bereits im laufenden Prozess wegen übler Nachrede als Beweismittel vorgelegt, was den Druck auf Manker erhöhte. Doch statt Einsicht zu zeigen, reagierte der Theatermacher gewohnt provokant.

    "Filmgeil und auf Aufmerksamkeit aus"

    "Diese sogenannten Schauspieler haben nie mit mir zusammengearbeitet", behauptete Manker vor Gericht. "Die sind einfach nur filmgeil und wollten für diese Doku Aufmerksamkeit im Fernsehen."

    Doch die Doku widerlegt diese Aussage. "Zwar sind zwei Darsteller während der Proben ausgestiegen, die anderen haben aber bei Aufführungen für ihn gearbeitet", heißt es darin. Fotos, Videos und Besetzungslisten sollen dies belegen. Warum Manker dennoch das Gegenteil behauptet, ließ er unbeantwortet.

    Verbale Angriffe und ein System der Angst

    Laut der ARD-Dokumentation herrschte bei Manker ein System der Kontrolle und Angst. Beleidigungen und Erniedrigungen gehörten demnach zur Tagesordnung. "Er hat uns regelmäßig angeschrien und vor der ganzen Truppe bloßgestellt", sagt eine frühere Mitarbeiterin. Doch auch Knebelverträge und restriktive Arbeitsbedingungen werden Manker vorgeworfen. Schauspieler berichten von Löhnen von 1.600 Euro brutto im Monat und Vertragsstrafen von drei Monatsgehältern bei verpassten Aufführungen – auch im Krankheitsfall.

    Paulus Manker: Skandale, Kunst und Kontroversen

    Wandel in der Kunstbranche?

    Paulus Manker steht mit seinen Inszenierungen seit Jahrzehnten im Rampenlicht – doch mittlerweile wird sein Name weniger mit Kunst als mit Skandalen in Verbindung gebracht. Die Vorwürfe von Machtmissbrauch und Erniedrigung werfen drängende Fragen auf: Wie weit darf ein Künstler gehen, und welche Verantwortung trägt er gegenüber seinen Mitarbeitenden? Während die Prozesse gegen Manker laufen und die Debatte über Machtstrukturen in der Kulturszene an Fahrt gewinnt, bleibt unklar, ob der Theatermacher selbst jemals die Konsequenzen seines Handelns erkennen wird.

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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View

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      Auf den Punkt gebracht

      • Paulus Manker steht wegen zahlreicher Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der Erniedrigung seiner Mitarbeitenden unter starkem Druck, während eine Spendenaktion mit versteigerten Requisiten seines Stücks "Alma" 20.000 Euro für die Initiative "#we_do!" sammelte, die sich gegen Machtmissbrauch in der Kulturszene einsetzt.
      • Eine ARD-Dokumentation aus dem Jahr 2023 enthüllte schockierende Details über Mankers Verhalten, darunter Beleidigungen und körperliche Übergriffe, was die laufenden Prozesse gegen ihn weiter belastet.
      CW
      Akt.